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Eigenheim Traum vom Haus bleibt unerfüllt

Ein Eigenheim können oder wollen sich die jüngeren Menschen auch in Salzwedel seltener erfüllen. Fachleute sehen dennoch positiven Trend.

Von Antje Mewes 12.05.2017, 16:00

Salzwedel l Es ist der Wunsch vor allem junger Familien – ein Häuschen im Grünen. Im Altmarkkreis muss er, was die im Vergleich zu Ballungzentren moderaten Grundstücks- und Immobilienpreise anbelangt, nicht unerfüllt bleiben. Dennoch ist die Zahl der Bauanträge für Einfamilienhäuser im Altmarkkreis 2016 deutlich zurückgegangen. 107 waren es 2015, mit 60 im vergangenen Jahr hat sich die Zahl fast halbiert.

Das Pestel-Institut Hannover hat im Auftrag der Initiative „Wohn-Perspektive Eigentum“ Zahlen für den Altmarkkreis zusammengetragen. Demnach gibt es in der Westaltmark 21  800 Wohnungen, für die keine Miete bezahlt werden muss, was eine Wohneigentumsquote von rund 56 Prozent ausmacht. Allein für die Stadt Salzwedel betrachtet sind es 39 Prozent, im Bundesdurchschnitt beträgt sie 45 Prozent.

Für den Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther, gibt es eine klare „Verlierer-Generation“, die 25- bis 40-Jährigen. Rund 14  900 Menschen dieser Altersgruppe leben im Altmarkkreis, davon rund 4300 in der Stadt Salzwedel. Ihre Chance auf Wohneigentum sei stark gesunken: „Bei den 25- bis 40-Jährigen ist die Eigentumsquote innerhalb von zwölf Jahren um 29,6 Prozent zurückgegangen“, erklärt Günther. Er beruft sich dabei auf Zahlen aus dem neuesten Mikrozensus. Aus seiner Sicht hapert es oft an guten Bedingungen für eine solide Finanzierung. Daran sei auch eine unsichere berufliche Perspektive schuld. Günther: „Häufig werden gerade jungen Menschen nur Zeitverträge angeboten. Für einen Immobilienkredit wären allerdings unbefristete Jobs notwendig.“

Diese Aussage kann die Leiterin der Filiale Salzwedel der Volksbank Uelzen-Salzwedel, Anette Meyer, nur unterstreichen. Gerade in dieser Altersgruppe mangele es an Eigenkapital, was aus ihrer Sicht für Menschen, die am Beginn einer beruflichen Karriere stehen, nicht ungewöhnlich ist. Allerdings müsse eine Finanzierung von Wohneigentum langfristig gesichert sein und da spielten stabile berufliche Aussichten eine entscheidende Rolle. Zudem gebe es neue Richtlinien mit höheren Anforderungen bei der Vergabe von Krediten.

Auf diese höhere Ansprüche an die Bauherren und die Änderung der Neubauanforderungen zum 1. Januar 2016, mit einer verschärften Energieeinsparverordnung führen auch die Fachleute der Kreisverwaltung, den drastischen Rückgang der Eigenheim-Bauanträge zurück.

Der Salzwedeler Immobilienmakler Holger Robra sieht noch eine andere Ursache: „Bindungsängste“, sagte er. Viele junge Leute seien, was die wirtschaftliche Situation in der Region anbelange unsicher, deshalb wollten sie unabhängig von einem Standort bleiben. Dennoch hat er beobachtet, dass „die Tendenz seit zwei Jahren nach oben geht.“ Das hänge auch damit zusammen, dass die Eltern- und Großeltern inzwischen Vermögen aufgebaut hätten, mit dem sie die Jungen unterstützen können. Das sei zuvor in den neuen Bundesländern eher nicht der Fall gewesen.

In einem sind sich Immobilien-Fachleute Anette Meyer und Holger Robra einig: Eigentumswohnungen hätten in der hiesigen ländlichen Region noch nie eine große Rolle gespielt. „Sie werden eher zur Kapitalanlage als zur Eigennutzung angeschafft“, sagt Holger Robra. Zwar beobachtet Anette Meyer bei den jungen Leuten einen Trend in Richtung Stadt, dennoch stehe für junge Familien das Eigenheim im Vordergrund. Die Nachfrage sei positiv. Vor allem Häuser, die nach der Wende gebaut wurden, seien schnell verkauft. Die Preise seien deshalb wieder leicht gestiegen. Bei der Betrachtung der jüngeren Generation sei im Altmarkkreis die relativ hohe Abwanderungsrate zu beachten, meint die Filialleiterin.

Die Abschaffung der Eigenheimzulage, die der Leiter des Pestel-Insituts als einen Hauptgrund für den Rückgang an Wohneigentum ansieht, fällt nach Meinung Holger Robras weniger ins Gewicht. „Obwohl es schön wäre, wenn es sie wieder gibt“, sagte er.