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Eisenguss Heiße Mitbringsel aus Hilmsen

Manche mögen‘s heiß: Das galt für die Akteure und die Gäste der zweiten Eisengussveranstaltung in Hilmsen bei Salzwedel.

Von Oliver Becker 08.08.2016, 01:00

Hilmsen l Bereits im vergangenen Jahr hatte das Spiel mit Feuer, Koks und Eisen viele interessierte Besucher nach Hilmsen geführt. Natürlich kann von Spiel im eigentlichen Sinne nicht gesprochen werden, denn es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine brandgefährliche Angelegenheit. Immerhin liegt der Schmelzpunkt von Eisen bei einer Temperatur von 1538 Grad und so bedurfte die Aktion genauester Vorbereitung und Durchführung.

Doch an Spezialisten für den Eisenguss fehlte es an diesem Nachmittag nicht. Mit Hans Molzberger, Robbie Barber und Kurt Dyrhaug überwachten gleich drei Professoren den Prozess. Unterstützung erhielten der Deutsche und die beiden Texaner von den Studenten Brian Buckalew, AliAnn Rushing Attilio, Dusti Wells und Reid Sullivan, die noch auf der Baylor University in Waco/Texas und der Lamar University in Beaumont die Schulbank drücken.

Gegen 12 Uhr wurde der Eisenguss-Ofen mit Hochofenkoks bestückt und mittels Gasbrenner befeuert. Doch bis die Gusseisenstücke in den Ofen wanderten, um dort ihren Aggregatzustand von fest in flüssig zu ändern, sollten noch ein paar Stunden vergehen. Genügend Zeit für die zahlreichen Besucher, um ihre eigenen Eisengussformen zu gestalten. Dazu hatte das Team des Atelierhauses Hilmsen entsprechende Rohlinge aus gepresstem Sand bereitgestellt. Mit Elektrowerkzeugen frästen die Gäste ihr jeweiliges Wunschmotiv in die Form. Natürlich musste dabei umgedacht werden, das heißt, dass das Motiv spiegelverkehrt eingebracht werden musste.

Das am Sonnabend praktizierte Sandgussverfahren funktioniert nach dem Verfahren der verlorenen Form. Das bedeutet, dass die Form nach dem Guss zerstört wird.

Nicht nur für die kleineren Besucher war es eine Freude ihre Gussform zu bearbeiten und zu gestalten. Auch die älteren Besucher nutzten die Gelegenheit und gestalteten so Hausnummernschilder und andere Metalltafeln mit Ornamenten und Herzen, die nun die heimischen Wände zieren.

Gegen 16 Uhr war es dann soweit. Kurt Dyrhaug ließ ein Signalhorn ertönen und verkündete lautstark „Eisen!“. In dem Ofen wurde der erste Eimer mit gusseisernen Bruchstücken gefüllt. Maximal fünfzig Kilo Eisenschrott konnte der Gussofen aufnehmen. Insgesamt warteten 400 Kilogramm Eisen auf die Verarbeitung an diesem Sonnabend.

Wenn auch die Vorbereitung viel Zeit in Anspruch genommen hatte, so verlief das Gießen dann in relativ kurzen Abständen von jeweils 15 Minuten. Form um Form füllte sich mit der glühenden Masse. Bis die Formgeber allerdings ihre persönlichen Stücke in die Hand nehmen konnten, mussten sie sich noch eine ganze Zeit gedulden. „Wir sind auch morgen den ganzen Tag hier und räumen auf“, verkündete Hans Molzberger und bot damit an, dass die Eisengussstücke auch am anderen Tag abgeholt werden könnten. Demnächst wird das Atelierhaus Hilmsen Workshops zum Eisenguss anbieten, so Molzberger. Der genaue Termin werde noch bekannt gegeben.

Er selbst trägt sich mit dem Gedanken einen eisernen Baumkuchen zu gestalten. Der Kreisel an der Schillerstraße wäre für ihn ein idealer Standort. Der Salzwedeler Martin Schulz hatte schon seinen Beitrag für das vielleicht neue Wahrzeichen von Salzwedel geleistet. Er hatte bereits seine gusseiserne Badewanne dem Atelierhaus gespendet und vorbei gebracht.