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Fachkräftemangel Die Arbeitswelt wird internationaler

Noch ist der Anteil ausländischer Arbeitskräfte im Altmarkkreis Salzwedel gering. Doch er wird steigen. Das liegt an zwei Faktoren.

Von Antonius Wollmann 27.06.2018, 14:05

Salzwedel l Das Altmark-Klinikum liegt über dem Durchschnitt. Und zwar weit. Während der Anteil ausländischer Arbeitskräfte im Altmarkkreis insgesamt bei 2,7 Prozent liegt, haben in den Krankenhäusern in Salzwedel und Gardelegen 27 Prozent der Angestellten ausländische Wurzeln. „Die Mitarbeiter aus dem Ausland sind in fast allen Berufsgruppen vertreten“, weist Pressesprecherin Ivonne Bolle hin. Ebenso vielfältig wie die Tätigkeitsfelder sind die Herkunftsländer der Beschäftigten. Sie stammen aus Asien, Afrika, Mittelamerika und zum überwiegenden Teil aus Osteuropa.

Die Krankenhaus-Gesellschaft könnte dabei eine Vorreiterrolle in der Region einnehmen. Denn dass die Zahl ausländischer Arbeitskräfte mittelfristig steigen wird, gilt als sicher. Den Trend bestätigt Anika Pieper, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Stendal: „Im Oktober 2015 lag die Zahl ausländischer Arbeitnehmer noch bei 564 Personen. Innerhalb von zwei Jahren stieg deren Zahl um 244 auf 788 Beschäftigte an.“ Mehr als die Hälfte dieser Personen stammt aus den osteuropäischen Ländern, die seit dem Jahr 2004 der Europäischen Union beigetreten sind.

Zwei Faktoren spielen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle: Die demografische Entwicklung – also der Rückgang der Bevölkerung – sowie die gute wirtschaftliche Lage. Torsten Narr, Chef der Arbeitsagentur, erklärt: „Aufgrund der guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Nähe zu Niedersachsen ist die Nachfrage nach Arbeitskräften anhaltend hoch und wird auch in absehbarer Zeit nicht abreißen.“ Zuwanderung könne ein Baustein sein, um diesen Bedarf an Fachkräften zu decken. Vor allem in Branchen wie dem verarbeitendem Gewerbe, der Zeitarbeit, der Pflege und der Landwirtschaft.

Torsten Scheer, Pressesprecher der Industrie-und Handelskammer Magdeburg, teilt die Einschätzung des Chefs der Stendaler Arbeitsagentur. Er weist darauf hin, dass sich für die Betriebe im Bundesland die Situation bereits jetzt deutlich verschärft habe. Offene Stellen zu besetzen, sei eine für viele Firmen keine leichte Aufgabe: „Mussten Firmen vor zwei Jahren noch im Schnitt 138 Tage bis zu einer erfolgreichen Stellenbesetzung warten, waren es im vergangenen Jahr bereits 188, also 50 Tage mehr.“

Ändern werde sich daran nichts. Im Gegenteil, die Schere werde in Zukunft weiter auseinander gehen. Das liege daran, dass die Zahl der Personen im erwerbstätigen Alter in vielen Landkreisen bis zum Jahr 2030 um 25 bis 30 Prozent fallen werde.

„Um Personalressourcen optimal ausschöpfen zu können, müssen wir uns in jeglicher Hinsicht öffnen“, ist sich Torsten Scheer sicher. Und auch an die Politik hat er eine Botschaft: „Wir brauchen ein Einwanderungsgesetz, das es uns erlaubt, die Fachkräfte gezielt anzuwerben.“