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Fahrerlaubnisprüfung Teurer, länger - überflüssig?

Die längere Praxisprüfung trägt zur Verkehrssicherheit bei, sagt die Dekra. Dem widersprechen Salzwedeler Fahrlehrer.

Von Alexander Rekow 30.01.2021, 00:01

Salzwedel l „Das ist nicht weniger als ein Meilenstein im Fahrerlaubniswesen in Deutschland“, sagt Dr. Roland Krause, Vorstandsmitglied der Dekra (Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein) Dresden und Leiter der Technischen Prüfstelle. Gemeint ist die optimierte praktische Fahrerlaubnisprüfung bei allen Klassen, kurz Opfep. Statt wie bisher auf einem Zettel, dokumentiert der Prüfer nun digital auf einem Tablet, was besonders gut oder schlecht lief. Die Daten können Fahrschüler- und Lehrer im Anschluss einsehen. Und weil nun die Fahraufgaben fünf Minuten mehr Zeit bekommen und sich an die Fahrprüfung noch ein Gespräch mit dem Prüfer anschließt, dauert die Prüfung zehn Minuten länger.

Doch offensichtlich sehen Fahrlehrer in dem Zusammenhang weniger einen „Meilenstein“, sondern finden die Neuerung schlichtweg überflüssig.

„Die Kollegen sind nicht begeistert“, betont der Vorsitzende des Fahrlehrerverbands Sachsen-Anhalt, Wolfgang Prescher: „Eine Relevanz für die Verkehrssicherheit halte ich für ausgeschlossen.“ Denn die Prüfungsschärfe habe sich durch die Änderungen nicht erhöht.

Wolfgang Prescher ist im Prüfungsauschuss des Landes tätig und bildet seit 1978 als Fahrlehrer Fahranfänger aus.

Was sich mit der Änderung aber zweifelsfrei geändert hat, sind die Kosten. So werden statt bisher etwa 90 rund 117 Euro für den Prüfer bei Klasse B (Pkw) fällig. Dazu hat sich die Arbeitszeit für den Fahrlehrer um zehn Minuten verlängert, was sich ebenfalls auf den Gesamtpreis niederschlägt. Die Kosten sind aber nicht definiert und unterscheiden sich in den Regionen teils erheblich.

„Die Prüfung ist nur eine Momentaufnahme“, sagt Wolfgang Prescher, weshalb sich daran für ihn keine Steigerung der Verkehrssicherheit ableiten lasse. Vielmehr sei es Aufgabe der hiesigen Fahrlehrer, ihre Schüler in der Fahrschulzeit entsprechend auszubilden. Und auch erst dann, wenn ein Fahrlehrer restlos überzeugt sei, der Schüler habe die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten erworben, werde er von seinem Ausbilder in die Prüfung geschickt.

„Die Auswertung hat der Prüfer vorher auch schon gemacht“, sagt die Salzwedeler Fahrlehrerin Rita Lentz, ebenso das Gespräch nach der Prüfung mit dem Fahrschüler. Daher ist sie der gleichen Meinung wie Wolfgang Prescher vom Landes-Fahrlehrerverband: „Das trägt nicht zur Verkehrssicherheit bei.“

Ihr Ehemann Reiner Lentz, ebenfalls erfahrener Fahrlehrer, ist genauso wenig von den als „Meilenstein“ verkauften Änderungen überzeugt. Und wie er erzählt, scheinen es nicht mal die regionalen Prüfer in der Altmark zu sein. „Die Prüfer an der Basis sehen es realistischer.“ Die Änderungen seien mal wieder nur am Schreibtisch entschieden worden, wie er sagt.

Einen Gewinn für die Fahrschüler kann Lentz zumindest (noch) nicht erkennen: „Es wird zwar mehr Zeit für die Auswertung gegeben, aber ob die Fahranfänger im Nachhinein wirklich besser fahren, lasse ich lieber außen vor.“ Er will nun erstmal beobachten, wie sich die Änderungen in der Praxis darstellen. Derzeit könne aufgrund der Pandemie ohnehin nicht ausgebildet und geprüft werden.

Seine Skepsis aber bleibt. Denn unterm Strich seien die Gespräche mit dem Prüfer im Anschluss der Prüfung zu 90 Prozent für die Fahrschüler nachvollziehbar. Bei den anderen zehn Prozent würden selbst die Fahrlehrer nicht immer bei der Entscheidung mitgehen.