Festakt Frauenhaus wird 25

Das Frauen- und Kinderhaus Salzwedel besteht seit 25 Jahren. Mit einem Festempfang wird gefeiert.

Von Uta Elste 01.11.2016, 02:00

Salzwedel l Der Tag der Geburtstagsfeier wäre eigentlich schon der 1. Januar gewesen. „Aber da hatten wir zum Feiern keine Zeit“, sagt Liane Kretschmer, Leiterin des Frauenhauses. Dass zahlreichen Flüchtlinge in den Altmarkkreis kamen, habe sich auch im Frauenhaus bemerkbar gemacht. Morgen wird doch noch Geburtstag gefeiert, und da am 25. November der Tag gegen Gewalt ist, sei bewusst ein Termin im vorletzten Monat des Jahres gewählt worden.

Dass es das Haus seit nunmehr einem Vierteljahrhundert gebe, sei allein schon ein Grund, sagt Sabine Rönnefahrt. Die Vorsitzende des Trägervereins lobt die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort. „Das ist nicht in jedem Landkreis so“, weiß sie aus Gesprächen.

Doch trotz des Schutzauftrages des Staates – Frauenhäuser sind nach wie vor eine freiwillige und keine Pflichtaufgabe –, was die Landesarbeitsgemeinschaft der Frauenhäuser seit Jahren einfordert.

Dass die Kenia-Koalition im August einen Antrag in den Landtag eingebracht hat, die Arbeit in den Frauenhäusern langfristig zu sichern und auszubauen, macht Liane Kretschmer und Sabine Rönnefahrt Mut. Einerseits. Andererseits ist der Antrag mit dem Zusatz „sofern entsprechende Haushaltsmittel zur Verfügung stehen“ versehen.

Der Geburtstagswunsch klingt daher simpel: „Wir wollen einfach nur für und mit den Frauen arbeiten und nicht immer den ständigen Kampf um die Haushaltsmittel führen.“

Wir – das sind vor allem Liane Kretschmer und ihre Kollegen Uschi Binde. Neben der eigentlichen Arbeit im Frauenhaus sichern sie an 365 Tagen im Jahr einen 24-stündigen Bereitschaftsdienst ab. Ehrenamtlich. Sabine Rönnefahrt und Gundula Köhler kommt regelmäßig ins Frauenhaus, um bei der Büroarbeit zu helfen.

„Die Bürokratie hat erheblich zugenommen“, stellt Liane Kretschmer rückblickend fest. Früher sei sie mit zwei Aktenordnern ausgekommen, einen für Einnahmen und Ausgaben, den anderen für Anträge. Jetzt würden Dokumentationen und die Nachweis der Qualitätsstandards gefordert. Öffentlichkeits- und Gremienarbeit beanspruchen zunehmend mehr Zeit.

Dabei ist das Salzwedeler Haus voll belegt, Frauen, die dort Schutz suchen, müssen an die Kolleginnen in Stendal verwiesen werden. Knapp 60 Frauen pro Jahr nutzen die angebotene Beratung, ohne vorübergehend ins Frauenhaus zu ziehen, die meisten von ihnen mehr als einmal.

Die Problemsituationen der Frauen, die bei Liane Kretschmer und Uschi Binde Hilfe suchen, sind heute wesentlich komplexer als vor einigen Jahren. Zur Flucht vor Gewalt gesellen sich psychische Krankheiten, Sorgen um die Kinder, Schulden. Auch das Miteinander der Frauen im Haus habe sich geändert. „Früher haben sie oft zusammen gekocht, jetzt bleibt jede mehr für sich“, erzählt Liane Kretschmer.

Bis 2003 gab es im Frauenhaus eigens eine Mitarbeiterin, die sich um die mitgebrachten Kinder kümmerte. Ab Mai kommenden Jahres gibt es auch keine Mitarbeiterin im hauswirtschaftlichen Bereich mehr – auch zwei Forderungen, die die Landesarbeitsgemeinschaft seit Jahren erhebt.

Zunehmend suchen auch Migrantinnen um Schutz im Frauenhaus nach. „Früher waren das Einzelfälle. Heute sind es etwa die Hälfte“, vergleicht Liane Kretschmer. Hausordnungen in anderen Sprachen waren dabei nur ein Problem, das plötzlich gelöst werden musste.

„Wichtig ist, dass es in jedem Landkreis ein Frauenhaus gibt“, sind sich Liane Kretschmer und Sabine Rönnefahrt einig. Denn die betroffenen Frauen möchten eigentlich ihre Umgebung, die vertrauten sozialen Kontakte und die gewohnten Ansprechpartner nicht verlassen. „Wir brauchen ein flächendeckendes Netz an Häusern.“