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Finanzen Tierpark: Futterküche sticht Toilette

Die AfD in Salzwedel möchte aus der Futterküche im Tierpark eine Toilette machen. Doch so einfach scheint es nicht.

Von Alexander Rekow 15.06.2020, 12:09

Salzwedel l Eine kombinierte Behindertentoilette im Salzwedeler Tierpark, das fordert die AfD in einem Antrag. Schließlich seien der Park des Friedens, der Pfefferteich wie auch der Tierpark ein Besuchermagnet und die nächstgelegenen Toiletten im Burggarten sei zu weit. „In der jetzigen Futterküche des Tierparks lässt sich eine öffentliche kombinierte Behindertentoilette einbauen“, schreibt Fraktionsvorsitzender Hanns-Michael Kochanowski in dem Antrag. Und mit einer Benutzungsgebühr von 50 Cent während der Öffnungszeiten ließe sich noch der Tierpark unterstützen.

Doch ganz so einfach scheint es nicht zu sein, wie sich kürzlich im Bauausschuss zeigte. „Die Idee ist gut“, sagte Bürgermeisterin Sabine Blümel. Doch weder finanzierbar noch umzusetzen, so die Einschätzung des Stadtoberhaupts. Ein Neubau würde 150.000 bis 200.000 Euro kosten und für die klamme Stadtkasse nicht zu stemmen sein.

Doch damit wollte sich Roland Karsch von der AfD nicht zufrieden geben. Ihm kam die genannte Summe der Bürgermeisterin zu hoch vor. „50.000 bis 60.000 Euro und dann ist das erledigt“, ist er sich sicher: „Das ist ein Klacks.“ Außerdem wisse er von Bussen voller Menschen, die am Tierpark gehalten hätten. „Wo sollen die denn da halten?“, rief ein Ausschussmitglied dazwischen.

„Toiletten waren schon immer ein Thema“, sagte Ausschussvorsitzende Sabine Danicke: „Aber so einfach ist das nicht.“ Karl-Heinz Schliekau (CDU) sprang der Bürgermeisterin zur Seite: „Toiletten kosten nun mal Geld – etwa 150.000 Euro“, so der ehemalige Bauunternehmer. Sabine Blümel erinnerte zudem daran, dass es mit den Baukosten nicht getan sei – Stichwort Unterhalt: „Die Folgekosten sind auch ein Knackpunkt“.

Doch es ist nicht nur eine Frage des Geldes. „Die Futterküche brauchen wir“, stellte Hella Jesper klar, zuständig für Grundstücksangelegenheiten bei der Stadt. Schließlich müsse irgendwo das Futter der Tiere gelagert und portioniert werden. Abgesehen davon erfülle der Raum nicht die Anforderungen, wie sie erklärte. Denn bei einer öffentlichen Toilette benötige es mehr als einen Raum. Sprich: Einer mit der eigentlichen Toilette und ein anderer für Waschbecken. Und dies gebe die kleine Futterküche nicht her. Holger Lahne (SPD) erinnerte in dem Zusammenhang, dass sich gerade ein Förderverein für den Tierpark gründe und ein Gesamtkonzept – mit Einbeziehung des Parks des Friedens – erstellt werde. Dort könne eine Toilette mit aufgenommen werden. „Aber einzelnes Vorgepresche ist populistisch“, sagte der Sozialdemokrat.

Im Ergebnis einigten sich die Bauausschussmitglieder darauf, das Gesamtkonzept abzuwarten und nicht einzelne Projekte vorab anzuschieben.