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Findungsphase Bufdi möchte Erzieher werden

Sebastian Plock arbeitet als "Bufdi" in der Diesdorfer Grundschule. Jetzt weiß er, dass er Erzieher werden will.

Von Anke Pelczarski 07.03.2020, 13:00

Diesdorf l „Eigentlich ist es Zufall, dass ich jetzt hier arbeite“, sagt Sebastian Plock. In den Sommerferien des Vorjahres habe er im Diesdorfer Erlebnisbad gearbeitet, einen Schwimmlehrgang für Kinder angeboten. „Da hat mich Frau Scholz gesehen und meinen Papa angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, für ein Jahr in der Schule zu arbeiten“, blickt der heute 20-Jährige zurück.

Sebastian Plock fand den Gedanken nicht verkehrt, war er doch in der Findungsphase. Also stellte er sich Schulleiterin Doritt Bock vor – und bekam prompt den Zuschlag. Seit 15. August arbeitet der junge Mann als Bundesfreiwilligendienst-Leistender (Bufdi) in der Bildungseinrichtung. Hier traf er auch auf Angelika Scholz wieder, die ihn quasi im Erlebnisbad „beobachtet“ hat. Die pädagogische Mitarbeiterin unterstützt die Erstklässler noch bis zum Sommer bei den ersten Lernerfahrungen. Dann geht sie in den verdienten Ruhestand und hofft, dass sich ein Nachfolger findet.

Auch Sebastian Plock, für den es eine Rückkehr in seine Grundschule von einst ist, hilft den jüngsten Schülern. Denn hier drücken 30 Mädchen und Jungen die Schulbank gemeinsam. Ganz schön viel, findet der Bufdi: „Zu meiner Zeit waren wir 13, 14 Mitschüler. Das war entspannter Unterricht.“ Dass auch heute noch in Diesdorf Lehrerinnen unterrichten, die ihm das Lesen und Schreiben beigebracht haben, findet er gut. „Das Duzen war nur in der Anfangszeit etwas komisch“, gesteht der junge Mann.

„Sebastian ist unser Schatz“, meint Klassenlehrerin Petra Philipp anerkennend. Denn der Bufdi sehe die Arbeit, habe unter anderem beim Kennenlerntag und beim Fasching mit geholfen. Er unterstütze auch bei der Aufsicht auf dem Pausenhof. „Ich spiele gern mit“, gesteht der Diesdorfer augenzwinkernd. Am liebsten spiele er „Plumpssack“– das kenne er noch aus seiner eigenen Kindheit. „Modernere Spiele lasse ich mir erklären. Wenn ich dann mitmache, entdecke ich das Kind in mir“, sagt der 20-Jährige. Und wenn er von etwas begeistert sei, dann könne er die Schüler auch mitreißen.

Diese Erkenntnis hat ihn auf seinen Berufswunsch gebracht: Er möchte Erzieher werden. „Das wusste ich schon nach ein paar Wochen als Bufdi. Das hat mir mein Gefühl rasch gesagt“, schildert Sebastian Plock. Mittlerweile weiß er auch, wie es bei ihm weitergeht: „Ich habe die Zusage, dass ich noch in diesem Jahr die Ausbildung zum Erzieher in Berlin beginnen kann.“ Er könne sich auch gut vorstellen, danach zu studieren und Grundschullehrer zu werden. „Aber erstmal will ich den ersten Schritt machen“, sagt er.

Dass er Diesdorf aufgrund der Ausbildung für ein paar Jahre verlassen muss, das weiß der junge Mann. Er wolle aber so oft wie möglich nach Hause kommen – mit dem Zug kein Problem. „Ich hänge sehr an Zuhause, habe hier meinen Bruder, meine Eltern, den Hund und Freunde“, schildert Sebastian Plock. Und wenn alles klappe, würde er später auch gern in der Region arbeiten, am liebsten natürlich in Diesdorf...

Dann geht es wieder in die Klasse, die Pause ist vorbei. „Die Freude, die Kinder haben, wo Erwachsene denken, das ist alltäglich, das finde ich faszinierend an der Arbeit“, erzählt der junge Mann. Jetzt geht es um den Buchstaben „K“, der gerade gelernt wird. Das Schreiben muss fleißig geübt werden. Der Bufdi blickt mit auf die Arbeitsblätter, beantwortet gern Fragen, wenn sich Petra Philipp mit anderen Kindern beschäftigt.

„Meine Aufgabe ist es aber auch, morgens die Getränke für die einzelnen Klassen bereitzustellen und die Schüler zum Sportunterricht zu begleiten“, sagt Sebastian Plock. Der Weg bis zur Turnhalle sei schon ganz schön weit, da gehe einiges an Zeit verloren, auch für das Sporttreiben an sich. Es gebe leider keine Möglichkeit gleich nebenan wie in anderen Schulen, bedauert der junge Mann. Seinen Ausgleich findet er übrigens beim Tischtennisspielen. Seit dieser Saison ist er Mannschaftsleiter des vierten Diesdorfer Teams. Aber auch beim Dährer Karneval zu filmen, bereitet ihm Freude.