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Flächentausch Hoffnung für den Stadtforst

Die Privatisierung des Salzwedeler Stadtforstes kann vielleicht abgewendet werden. Das Land soll ein Angebot unterbreitet haben.

Von Antje Mewes 26.06.2016, 16:33

Salzwedel l Es gibt neue Hoffnung für Bürgerholz und Buchhorst. Der Verkauf beider Wälder, die zum europaweiten Schutzgebietssystem „Natura 2000“ gehören, ist Bestandteil des vom Stadtrat beschlossenen Liquiditätskonzeptes. Gut acht Millionen Euro Einnahmen sind geplant. Nach Volksstimme-Informationen soll in dieser Woche eine Ausschreibung für einen Bieterwettbewerb für erste Teilflächen auf den Weg gebracht werden. Das will das Landes-Umweltministerium verhindern. Eine Offerte soll vor einer Woche an die Stadt und explizit an die Bürgermeisterin ergangen sein. Das berichte Stadtrat Martin Schulz (Grüne/Bürgerbund) am Rande einer Wanderung.

Aus Gesprächen mit Umweltministerin Claudia Dalbert und Klaus Rehda habe er erfahren, dass das Land mit der Stadt Gespräche aufnehmen wolle. Zielstellung sei „die Bewahrung der überaus wertvollen Stadtwaldflächen Bürgerholz und Buchhorst“, so Schulz. Das Land bietet eine Übernahme beider Gebiete an und will der Stadt im Preis gleichwertige Landesflächen übertragen. Diese könnten dann sofort verkauft werden. Er wolle den beabsichtigten Verhandlungen und deren Ausgang nicht vorgreifen. Jedoch zeichne sich ab, „dass sowohl kurzfristig angestrebte Erlöse für die Hansestadt als auch der lückenlose Erhalt des Biotopverbunds Grünes Band möglich sind“, so Schulz. Seine Fraktion werde aufgrund dieser Informationen am Mittwoch im Stadtrat einen Antrag einbringen, die Ausschreibung für Bürgerhorst und Buchhorst zumindest zu verschieben, bis die Unterredungen mit Vertretern des Umweltministeriums gelaufen sind.

Am Sonnabend und Sonntag begrüßte Dieter Leupold, Projektkoordinator für das Grüne Band, zahlreiche Teilnehmer zu zwei Wanderungen ins Bürgerholz. Damit wollte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) vor der drohenden Privatisierung noch einmal auf die „besondere ökologische Bedeutung dieses Waldgebietes als auch das Erlebnispotenzial hinweisen“, so Leupold. Am Sonnabend bereitete ein Gewitterguss der Tour ein jähes Ende. Für Leupold ein passendes Szenario, denn „über die Zukunft des Stadtforstes ziehen dunkle Wolken auf“. Forstwirtschaftlich habe der Feuchtwald nicht viel zu bieten. Deshalb gebe es die berechtigte Sorge, dass ganz andere Interessen eine Rolle spielen.

Die Befürchtungen teilte der Kreis-Naturschutzbeauftragte und Revierförster Ralf Knapp. Er gehe davon aus, dass die Wälder in erster Linie für die Jagd interessant seien. Und es sei keineswegs so, dass in Natura-2000-Gebieten nichts verändert werden dürfe. Das Abholzen einer gewissen Zahl von Bäumen sei möglich. Es müsse nur mit gleichen Arten wieder aufgeforstet werden. Das gelte aber nur für die besonders schützenwerten Areale. In allen anderen sei auch Kahlschlag nicht ausgeschlossen. Dort würden Jäger dann Dickicht als Deckung für Wild anlegen, das jetzt dort nicht so häufig ist. Unter anderem für Wildschweine, weiß der Förster aus Erfahrung. Solche Maßnahmen würde das biologische Gleichgewicht in den sensiblen Lebensräumen aus den Fugen geraten lassen.

Zudem dürfe Privatwald von Fremden nur noch zum Zwecke der Erholung betreten werden. Das heißt von Spaziergängern und Pilzesuchern. Alle Offiziellen wie jegliche Behörden, Förster, Umweltschützer, Ornithologen und andere brauchen eine Genehmigung des Eigentümers. „Das ist eine ganz dunkle Seite des neuen Waldgesetzes“, so Knapp.