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Flüchtlinge Jugendliche scheuen die Kontroverse nicht

Schüler der Berufsschule führten am Dienstag durch die Ausstellung "Topgrafie der Menschlichkeit". Es geht dabei um Flüchtlinge.

Von Antonius Wollmann 14.12.2017, 20:00

Salzwedel l Aufmerksam machen sich die acht Jugendlichen Notizen, als sie ihre Mitschüler der Salzwedeler Berufsschule am Dienstagvormittag durch die Ausstellung „Topographie der Menschlichkeit: Jenseits von Lampedusa – Willkommen in Kalabrien“ in einem leerstehenden Geschäft in der Burgstraße leiten. Vom Bündnis „Solidarisches Salzwedel“ organisiert, wird das süditalienische Dorf Riace vorgestellt.

 Dessen zwei Bürgermeister hatten im Jahre 1999 damit begonnen, Flüchtlinge, die seit Jahren in großer Zahl an der nahen Mittelmeerküste nach der gefährlichen Überquerung des Mittelmeeres strandeten, aktiv im Ort zu integrieren. In einer Region, die seit Jahrzehnten unter der Abwanderung leidet, eröffnete diese Strategie Chancen für Einheimische und Neuankömmlinge gleichermaßen Chancen.

Eine Woche hatten die acht Schüler Zeit, um sich auf ihre Aufgabe als Ausstellungsassistenten vorzubereiten. Fragen sollen sie beantworten und Diskussionen anstoßen. Dabei soll es auch um die Frage gehen, ob Riace beispielgebend sein kann für die Altmark. Denn Parallelen zwischen den Landstrichen gibt es vor allem in Hinblick auf die Abwanderung junger Menschen.

Gar keine so eine leichte Aufgabe, bei einem Thema, das so polarisiert wie kaum ein anderes. Da hilft es natürlich, dass einige der acht Guides sich schon privat damit auseinandergesetzt hatten. „Ich war auf einer Demo, um für Flüchtlinge zu demonstrieren“, erzählt etwa Celine Prelinski aus Ellenberg.

Die Salzwedelerin Lena Sophie Fritzsche hat über ihren Freundeskreis gleichaltrige Flüchtlinge kennengelernt. „Das war schon eine gute Erfahrung. So kann man Vorurteile abbauen. Am Ende stellt man fest: Wir sind alle nur Menschen“, erzählt die 16-Jährige. Diskussionen zu starten, erweist sich in der Praxis dann aber als ein nicht so leichtes Unterfangen. Zuerst müssen Hemmungen abgebaut werden. Ist dies geschehen, wird sich rege über das Thema ausgetauscht. Die vorgetragenen Standpunkte sind dann durchaus kontrovers.

Dabei richtet sich die Ausstellung nicht an Schüler alleine. Laut Pressemitteilung des Aktionsbündnisses sind auch alle anderen Salzwedeler Bürger eingeladen, in der Burgstraße 38 vorbeizukommen, Noch bis zum 5. Januar haben sie die Möglichkeit dazu. Geöffnet ist das Ladenlokal jeweils von Dienstag bis Freitag zwischen 15 und 18 Uhr.

An den Freitagen im Dezember finden zusätzlich ab 18 Uhr Themenabende statt (siehe Infokasten). Die Aktion endet am 5. Januar mit einer Diskussionsveranstaltung.