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Freilichtmuseum Ernte von einst wird lebendig

Getreidedrusch wie vor 100 Jahren: Das konnten die Gäste am Dienstag im Freilichtmuseum Diesdorf erleben und ausprobieren.

Von Anke Pelczarski 04.10.2017, 03:00

Diesdorf l „So eine Maschine habe ich bei meinem Vater noch erlebt, als ich so acht, neun Jahre alt war“, erzählt Hermann Schulze aus Zichtau und zeigt auf „Standard“. Seine Enkelinnen Lea Sophie (9 Jahre) und Leonie (8) aus Schwiesau hören ihrem Opa neugierig zu. Bald werden sie das Gerät in Aktion erleben. Sie sind oft gemeinsam auf Entdeckungstour, heute im Freilichtmuseum Diesdorf. „Ich freue mich schon auf die Schulstunde“, sagt die Ältere und schaut neugierig auf den Plan, wo die Schule zu finden ist. Bei Hermann Schulze kommen Erinnerungen hoch: „In der siebten oder achten Klasse sind wir mit dem Fahrrad her gefahren, haben hier übernachtet. Und im Bad nebenan habe ich meine erste Schwimmstufe gemacht.“

Familienausflug ist auch bei Christin Luckschat und ihrem Sohn Johan angesagt. „Wir machen uns einen schönen Tag mit den Großeltern“, erzählt die junge Mutter. Einen Zwischenstopp gibt es im Haus Püggen, wo die Mitglieder des Modelleisenbahnclubs Salzwedel zeigen, wie die kleinen Anlagen entstehen. „Das Filigrane ist eine Herausforderung“, erzählt Dirk Vorsatz aus Rohrberg, während er mit einer Maschine Marke Eigenbau vorsichtig das Rasen-Pulver zwischen den Gleisen verteilt. Ihm mache das Hobby viel Spaß. „Da kann ich etwas für den Kopf tun“, fügt er hinzu.

In der Hilmsener Scheune gibt es Wissenswertes zum Grünen Band, zum Arbeiten mit Pferden, zur Seilerei. Vier Damen aus Wolmirstedt ziehen die Blicke auf sich: Sie spinnen und weben. „Im Sommer sind wir durch Zufall im Freilichtmuseum gelandet. Da haben wir gleich gefragt, ob wir mitmachen können“, schildert Petra Taubert, die nach der Wende mit dem Spinnen begonnen hat. Der Grund: Vorher habe sich kein Spinnrad beschaffen lassen. „Ich finde das Museum richtig gut, weil ich alles Alte mag“, sagt die Wolmirstedterin und fügt hinzu: „Schade, dass es so verborgen liegt. Irgendwie wird nicht richtig dafür bei der Anfahrt geworben.“

Derweil formieren sich auf dem Parkplatz an der Grundschule die Erntehelfer für einen Tag: Mitglieder der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß 54 Dähre und ihre Freunde sind in Bauernkleider von einst geschlüpft. Sie marschieren aufs Museumsgelände ein. Klaus Merda macht neugierig aufs Dreschen mittels Dreschflegel, „die älteste und zeitraubendste Methode“. Der um 1900 erbaute Breitdrescher ist ebenso in Aktion zu erleben wie die Windfege, in der Stroh und Getreide getrennt werden. Wer sich traut, kann selbst mit zupacken und mit dem Flegel arbeiten.

Museumsleiter Jochen Alexander Hofmann lädt zum Bummeln ein. Neben der Ernte und dem Eindrillen des Winterroggens gibt es einen Markt für Kunsthandwerk, Tanz, Musik, Erntedankgottesdienst, Mitmach-Angebote für Kinder und vieles mehr. Die Gäste nehmen die Einladung gern an.