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Freilichtmuseum Museologe, Forscher und Autor

Neu auf dem Markt ist ein Buch mit Aufsätzen und Publikationen von Peter Fischer, dem langjährigen Leiter des Freilichtmuseums Diesdorf.

Von Antje Mewes 06.11.2019, 03:00

Diesdorf/Salzwedel l Peter Fischer (1943-1996) war ein sehr vielseitig begabter Mensch, schätzt Jochen Alexander Hofmann, Leiter der Kreismuseen, ein. Er hat sich in den zurückliegenden Monaten besonders intensiv mit dem Wirken seines einstigen Vorgängers beschäftigt. Dabei und in Gesprächen hat er erfahren, dass es sich nicht nur um einen akribischen Forscher und Museologen gehandelt hat, der die Entwicklung des Museums auf wissenschaftlicher Grundlage vorantrieb. Er sei ihm auch als charismatischer Anpacker, der die Jugend für seine Ideen begeistern konnte, als unkonventioneller, humorvoller und bescheidener Mann beschrieben worden. „Alle, mit denen ich gesprochen habe, haben gesagt, dass sie ihn mochten und in guter Erinnerung haben“, erzählt Hofmann. Und, dass sie sich auf das Buch freuen, er habe viele positive Rückmeldungen erhalten.

Es heißt „Peter Fischer: Beiträge zur Hausforschung und Volkskunde der Altmark“. Herausgeber sind der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt und die Museen des Altmarkkreises. Das Buch wird in vier Kapitel gegliedert sein, so zunächst zur Person mit Biografischem und Persönlichem. Unter anderem stellt Hartmut Bock unter dem Titel „Mein Freund Peter Fischer“ Stationen des gemeinsamen Lebenswegs vor.

Es folgt eine Bibliografie über seine Aufsätze und Schriften, und das vierte Kapitel widmet sich dem Freilichtmuseum mit seiner Geschichte der Konzeption und den Ausbauplänen. Darin lasse sich gut nachvollziehen, wie das Museum gewachsen ist, wie Peter Fischer es über die Wende gebracht und damals schon entscheidende Weichen für die weitere Zukunft gestellt hat. Seit er 1970 die Leitung, damals noch als Nebenstelle des Danneilmuseums übernommen hatte, wuchs das Museum von drei auf 17 Gebäude. Auch die Besucherzahlen stiegen unter seiner Regie von 3000 auf mehr als 20. 000 im Jahr.

Ein Großteil seiner wissenschaftlichen Arbeit widmete er der Haus- und Siedlungsforschung, darüber hat er auch seine Diplomarbeit geschrieben, erklärt der Museumsleiter. Er habe allerdings nicht nur einen Überblick über Häuser und Hofanlagen vom 18. bis 20. Jahrhundert in der Region in einer Typologie erfasst, sondern das gesamte Leben in der damaligen Zeit erforscht und in Aufsätzen oder gemeinsamen Publikationen mit anderen Historikern dargelegt.

Seine wichtigsten Beiträge zur Hausforschung und Volkskunde der Altmark aus den Jahren 1975 bis 1996 liegen nun gesammelt vor. Mit der ihm eigenen „lockeren Feder“ und erzählerischem Talent gelinge es dem Autor, wissenschaftliche Hintergründe zu wirtschaftlichem und sozialem Wandel zu erläutern und ebenso anschaulich die oft harten Lebens- und Arbeitsbedingungen auf den altmärkischen Höfen zu schildern. Bräuche und Feste, Essen und Trinken, die Entwicklung des ländlichen Schulwesens sind genauso Themen, wie die Kleidung jener Zeit. So entstehe ein umfassendes Bild von Kultur und Lebensweise in der nordwestlichen Altmark zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert.

Ein weiteres Thema, dem sich Fischer intensiv widmete, sind altmärkische Trachten. Dazu arbeitete er in den 80er Jahren mit den Salzwedeler Folkloretanzgruppen Deelenpetter und Fitschebeen zusammen. Und er sei ein „begnadeter Netzwerker“ gewesen, der in Gemeinschaft der Volkskundler ein geachtetes Mitglied war und es verstand „die kulturpolitische Großwetterlage gut zu nutzen“.

Über die jetzt veröffentlichten Schriften und Bilder hinaus gebe es noch einen großen Bestand an Fotos, Aufmaßen für Häuser, Skizzen und Notizen. „Wir haben hier noch viele Schätze“, erzählt Hofmann. Dass das Museumsdorf jetzt eine Kirche erhält, darüber hätte sich der einstige Chef sicher sehr gefreut, denn das sei eins seiner Ziele gewesen.

Am Donnerstag, 28. November, wird das Buch im Saal der Kreismusikschule der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Uhrzeit wird noch bekannt gegeben.