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Fußball/Tischtennis Der kleinere Ball macht das Rennen

Zwar ist Thomas Melzer kürzlich 37 Jahre alt geworden, dennoch spielt der Sport im Leben des Miesters noch immer eine große Rolle.

Von Florian Schulz 01.04.2017, 01:01

Mieste l So ist er nicht nur als Tischtennis-Crack erfolgreich für den SV Chemie Mieste aktiv, sondern schnürt auch noch für den Fußball-Kreisoberligisten FSV Eiche Mieste die Schuhe. „Ich kann schlecht verlieren“, sagt Thomas Melzer, übrigens frischgebackener Vater, selbst über sich.

Diese vier Worte reichen schon fast, um den Westaltmärker – zumindest in sportlicher Hinsicht – zu charakterisieren. Melzer möchte jedes Spiel gewinnen, geht dementsprechend motiviert und konzentriert an die Platte oder auf den Rasen. Diese Einstellung hat sich im Laufe der Jahre auch für den aus Sichau stammenden und seit 2012 in Mieste wohnhaften Sportfanatiker ausgezahlt, denn er fuhr mehrere bedeutende Titel in seiner Laufbahn als Tischtennis-Crack und Fußballer ein.

1989 musste sich Thomas Melzer auf Nachfrage seiner Klassenlehrerin ein Hobby suchen. Zu DDR-Zeiten war es nämlich noch Pflicht, sich im Rahmen der Schule an einer Arbeitsgemeinschaft zu beteiligen. Melzer entschied sich für Tischtennis. Das hatte auch einen speziellen, aber doch eher kuriosen Grund. „Meine Mutter hat damals mit Heinz Mörig zusammengearbeitet. Er war Spieler und Trainer beim SV Chemie Mieste“, verrät der 37-Jährige. Diesem Verein schloss sich wenig später dann auch Thomas Melzer an und ging zunächst im Schülerbereich an den Start. Mörig leitete das Training zusammen mit dem jetzigen Klubvorsitzenden Hanko Lenz. „Speziell von Hanko habe ich damals viel gelernt. Er kümmert sich auch heute noch um viele organisatorische Dinge“, lobt Melzer einen seiner großen Förderer.

Dank seiner Verbissenheit sowie seines Trainingsfleißes nahm der gebürtige Sichauer eine erstaunliche und vor allem schnelle Entwicklung. 1992 feierte die damalige Schülermannschaft der Chemiker mit Oliver Gamm, Tobias Roitsch, Patrick Läsecke und eben Melzer den Landesmeistertitel und reiste zur Norddeutschen Mannschaftsmeisterschaft nach Hamburg. Ein zweifelsohne großer Erfolg für den kleinen Verein. Der 37-Jährige freute sich allerdings auch über eine Bezirksmeisterschaft im Doppel. „Wir waren damals in Sachsen-Anhalt schon das Nonplusultra“, verrät der Sportenthusiast. Auch die damalige Miester Jugend-Mannschaft, in der Thomas Melzer unter anderem mit Axel Brandt und Patrick Beier aktiv war, freute sich über mehrere besondere Titel.

Mit 15 Jahren bestritt Melzer sein erstes Punktspiel für die zweite Erwachsenenmannschaft des SV Chemie Mieste. Doch es dauerte nicht lange, bis er auch den Sprung in die Erstvertretung schaffte. Diese stieg in der Vorsaison etwas unglücklich aus der Landesliga ab. „Das hatten wir uns selbst zuzuschreiben. In den entscheidenden Spielen haben oft wichtige Spieler gefehlt, sonst hätten wir sicherlich ein paar mehr Punkte geholt und womöglich auch den Klassenerhalt geschafft“, blickt der Miester zurück. Doch die Westaltmärker werden nur eine Saison in der Bezirksliga bleiben, ehe der Weg wieder zurück in die Landesliga führt.

Der Staffelsieg und der damit verbundene Aufstieg sind nach einer makellosen Serie schon vor dem Saisonende sicher. „Dass wir so gut durch die Saison kommen, hätten wir selbst nicht gedacht. Es zeigt allerdings auch die Ausgeglichenheit in unserer Mannschaft. Wir freuen uns, dass wir den Sprung zurück in die Landesliga geschafft haben“, so Melzer. Allerdings weiß er auch, was auf ihn und seine Kollegen eine Etage höher zukommt. „Es wird ein schwieriges Unterfangen, doch wir werden unser Bestes geben, um die Klasse dort zu halten“, verspricht der 37-Jährige. Der würde sich prinzipiell noch eine Spielklasse zwischen Landes- und Bezirksliga wünschen. „Dort würden wir gut hereinpassen“, weiß der Westaltmärker, der große Stücke auf die Chemie-Erstvertretung („Das ist eine Bomben-Truppe“), in der er auf Position zwei hinter Jens Nielebock spielt, hält. „Generell ist der Zusammenhalt im Verein sehr gut, wir helfen uns untereinander viel in personeller Hinsicht“, verrät Thomas Melzer, der hofft, dass auf Dauer viele hochveranlagte Talente aus dem eigenen Nachwuchs hochgezogen werden können.

1991 startete Melzer dann auch seine Laufbahn als Fußballer. Hans-Joachim Gamm rief die G-Jugend beim FSV Eiche Mieste ins Leben. Fast seine komplette Nachwuchszeit verbrachte der gelernte Angreifer in Mieste. Unter anderem stieg er mit den C-Junioren in die Landesliga auf. Als Thomas Melzer 1996 keine Spielmöglichkeit mehr bei den Eichen hatte, schloss er sich auf Nachfrage von Andreas Lenz und Matthias Reps den A-Junioren des FSV Heide Letzlingen an. Dort blieb er eine Saison lang und wechselte anschließend zum ältesten Nachwuchs von Lok Stendal. Dort blieb er zwei Jahre und feierte 1998 immerhin einen Landesmeistertitel mit den Rolandstädtern.

Anschließend war Melzer noch zwei Jahre für die zweite Lok-Männermannschaft aktiv, ehe er sich für einen erneuten Tapetenwechsel entschied. „Ich habe es zeitlich wegen meiner Ausbildung einfach nicht mehr geschafft, regelmäßig zum Training nach Stendal zu fahren“, erklärt der Westaltmärker. Der wurde in Stendal zum Verteidiger umgeschult. „Wir hatten damals auf dieser Position einen Engpass, so dass Trainer Norbert Hinsche mich einfach mal in der Abwehr aufgestellt hat. Das hat ganz gut funktioniert, also musste ich dort ab sofort immer ran“, verrät der 37-Jährige schmunzelnd.

Trainer Erich Krümmling lotste Thomas Melzer zum SV Grün-Weiß Potzehne, seinerzeit in der Landesklasse aktiv. 2003 stiegen die Grün-Weißen mit Melzer in die Landesliga auf, mussten im zweiten Jahr aber doch wieder den Gang in die Landesklasse antreten. Dort schaffte Potzehne in der Spielzeit 2009/2010 den Wiederaufstieg. In der darauffolgenden Landesliga-Saison waren die Westaltmärker nach der Hinrunde schon fast abgeschrieben, schafften aber dank einer bärenstarken zweiten Halbserie noch den Klassenerhalt. „Der mannschaftliche Zusammenhalt war damals so stark, alle haben sich den Hintern aufgerissen und wollten dieses Wunder packen. Es war für mich wohl die schönste Saison, die ich je erlebt habe“, schwärmt der 37-Jährige rückblickend.

Der Defensivakteur, der seine Zeit in Potzehne – dort stand vor gut zwei Jahren auch eine Traineraufgabe zur Debatte, doch in der Vorsaison zog sich das Team freiwillig aus der Landesklasse zurück – in vollen Zügen genoss, riss sich im August 2011 im Landespokalspiel gegen den Magdeburger SV Preußen das Kreuzband. Im Januar des Folgejahres folgte die nötige Operation. „Daraufhin habe ich anderthalb Jahre lang fast gar nichts gemacht“, so der Routinier. Erst 2013 bestritt er noch drei Partien für die Potzehner Altherren, wollte nach seinem Hauskauf 2012 in Mieste aber auch nicht mehr voll angreifen.

Gegen Ende des Jahres 2013 konnte ihn ein Freund dazu überreden, am Hallentraining des SV Eintracht Berge teilzunehmen. Wenig später fand sich Thomas Melzer dann auch zu den Einheiten des FSV Eiche Mieste unter dem Hallendach ein. „Eigentlich sollte das nur aus Spaß sein, doch dann wurde ich gefragt, ob ich noch ein halbes Jahr lang einsteigen würde“, verrät der Westaltmärker. Aus einem halben sind mittlerweile schon gut drei Jahre geworden. „Es macht einfach Spaß in dieser jungen und eingeschworenen Truppe, in der ich mit Abstand der Älteste bin“, verrät Melzer, der nur gut zwei Minuten bis zum Sportplatz unterwegs ist.

Der Routinier hat konditionell noch keine größeren Probleme und ist dank seiner Erfahrung in der Mannschaft von Trainer Danny Kausche („Ich bin mit ihm zur Schule gegangen, er leistet wirklich tolle Arbeit und hat ein gutes Händchen im Umgang mit Leuten“) nach wie vor eine Stütze in der Defensive. Dass der Miester, der 2014/2015 auch selbst als Spielertrainer fungierte, aber auch Tore erzielen kann, bewies er unter anderem in dieser Spielzeit im Auswärtsmatch in Jübar, als er beim 5:3-Auswärtserfolg viermal erfolgreich war. „Da hatten wir Not im Angriff und Danny hat mir gesagt, dass ich nach vorn soll. Im Training mache ich die Dinger ja auch ab und an mal rein. Man sieht, dass der Trainer ein gutes Händchen bewiesen hat“, blickt der 37-Jährige mit einem schelmischen Grinsen zurück.

Thomas Melzer, der vom Umfeld begeistert ist, arbeitet seit gut einem halben Jahr auch im Vorstand des FSV Eiche Mieste und fungiert als stellvertretender Vorsitzender. Er kümmert sich vor allem um Sponsoren und versucht, neue Spieler zu werben. Nicht nur mit dem sportlichen Teil, sondern auch mit der Arbeit hinter den Kulissen ist der 37-Jährige sehr zufrieden. „Ich bin da eigentlich für die Zukunft ganz positiv gestimmt“, so der Routinier. Die Männermannschaft würde sich Melzer in der Zukunft schon unter den ersten Fünf der höchsten Spielklasse des Altmarkkreises Salzwedel wünschen.

„Die Landesklasse wäre zwar auf Dauer sicherlich auch nicht schlecht, doch da weht ein anderer Wind. Ich denke, wir sind in der Kreisoberliga ganz gut aufgehoben. Generell sehe ich für die kommenden Jahre keine Probleme für die Truppe. Es wäre nur schön, wenn sie noch etwas konstanter auftreten würde“, erklärt der Westaltmärker. Der hofft, dass speziell durch die angebotenen Schnuppertrainingseinheiten für G-Junioren immer mehr Nachwuchs gewonnen werden kann, damit der Verein auf Dauer womöglich auch wieder eine A- oder B-Jugend stellen kann.

Das Rennen zwischen Fußball und Tischtennis macht bei Thomas Melzer aber letztgenannte Sportart. „Ich bewerte das in Prozenten mal mit 51:49 für Tischtennis. Wenn ich dort fehle, ist die Lücke, die ich hinterlasse, meiner Meinung nach größer“, verrät der 37-Jährige. Doch zu Überschneidungen kommt es nur selten – zumindest in Sachen Punktspiele. Die Trainingseinheiten für beide Sportarten finden parallel am Mittwoch und Freitag statt. „Um etwas für meine Fitness zu tun, trainiere ich fast nur mit den Fußballern. In der Winterpause gehe ich dann auch mal zu den Tischtennis-Einheiten“, so der Miester, der sich in der Freizeit auch ab und an mit Ausdauerläufen fit hält.

Wenn möglich, bestreitet der Westaltmärker auch beide Sportarten an einem Tag. „Konditionell bekomme ich da eigentlich keine Probleme“, so der ehrgeizige 37-Jährige. Während Thomas Melzer noch so lange wie möglich an der Tischtennisplatte stehen möchte, soll es beim Fußball auch noch „wenigstens ein Jahr“ werden. „Da schaue ich von Jahr zu Jahr. Zudem muss man sehen, wie lange mich die jungen Spieler noch mit annehmen“, verrät der Routinier, der natürlich gesund und verletzungsfrei bleiben möchte, mit einem Schmunzeln. „Der Rest kommt von ganz allein“, so der 37-Jährige. Aus dieser Aussage kann man durchaus herauslesen, dass Thomas Melzer seine Erfolgsserie als Aktiver womöglich gern noch weiter ausbauen würde.