1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Trio setzt Elektroschocker ein

Gardelegen Trio setzt Elektroschocker ein

Das Landgericht in Stendal verhandelt gegen drei Männer aus Gardelegen wegen räuberischen Erpressung.

Von Wolfgang Biermann 05.07.2018, 01:00

Stendal/Gardelegen l Gemeinsam sollen sich die drei Angeklagten, 26, 27 und 29 Jahre alt, am frühen Morgen des 31. Januar 2018 in das Jugendförderungszentrum (JFZ) im Tannenweg ins Zimmer ihres späteren Opfers begeben haben, um angebliche Geldforderungen durchzusetzen. Das Opfer soll von den beiden Jüngeren mit Schlägen gegen den Kopf und ins Gesicht sowie mit zwei Stößen eines Elektroschockers gegen den Oberschenkel dazu gebracht worden sein, ihm gehörende Geräte, unter anderem Lautsprecher, Verstärker, ein Notebook sowie ein Handy, bereitzulegen.

Wobei der 29-Jährige das Zimmer verließ, weil es ihm angeblich zu laut war. Deshalb wird gegen ihn wegen Beihilfe verhandelt. Gemäß der von Oberstaatsanwältin Brigitte Strullmeier verlesenen Anklage musste sich das Opfer von einem Zimmernachbarn einen Handwagen leihen und mit dem Vehikel seine Sachen zur Wohnung einer der drei Angeklagten in den Ipser Weg transportieren.

Das räuberische Trio begleitete ihn dabei nicht nur unter wüsten Beschimpfungen, sondern schikanierte das Opfer. So musste es bei drei Grad Celsius seine Oberbekleidung ablegen und in Bahnhofsnähe vor Passanten „einen Knicks machen“. Im Ipser Weg gingen die Demütigungen weiter. Dort musste das Opfer Hundekot aufsammeln, einen Flur wischen und auf Geheiß der Angeklagten tanzen. Sodann musste er sich noch einmal ins JFZ begeben, um technische Geräte abzuholen, die beim ersten Mal nicht in den Handwagen gepasst hatten. Später musste er laut Anklage am Volksbank-Automaten 320 Euro ziehen und davon 260 Euro einem Dritten geben, der wiederum das Geld dem 27-Jährigen gegeben haben soll.

Dem gerichtsbekannten 26-jährigen Angeklagten werden von der Staatsanwaltschaft in drei Anklagen weitere, teils schwere Straftaten zur Last gelegt. So soll er seine Freundin am 16. Januar 2017 nach einem Beziehungsstreit mit dem Tode bedroht und sich in diesem Zusammenhang der gefährlichen Körperverletzung und der Freiheitsberaubung schuldig gemacht haben.

Am 8. Februar 2017 soll er im Kaufland in Gardelegen einen anderen attackiert und dessen Brille zertreten haben. Schließlich wird ihm vorgeworfen, am 26. Juli 2017 in Haldensleben einem ihm zufällig begegneten Kumpel gedroht zu haben, ihn „umzubringen und zu zerstückeln“, wenn er ihm nicht 10 .000 Euro geben würde. Der 26-Jährige ist der einzige vom Trio, der in U-Haft sitzt. Er bekundete über seine Verteidigerin, dass er schweigen werde.

Die Verteidiger der beiden Mitangeklagten kündigten zum Fortsetzungstermin am 18. Juli Erklärungen ihrer Mandanten an. Sie würden dafür aber Akteneinsicht zu jüngsten staatsanwaltlichen Zeugenvernehmungen benötigen, die ihnen von der Vorsitzenden der 1. Großen Strafkammer, Richterin Simone Henze-von Staden, auch zugesichert wurde. Nach weiteren drei Fortsetzungsterminen ist nach derzeitigem Stand am 27. Juli das Urteil geplant.