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Gartenbau Stauden sind Umweltschutz

Die Gartenbau Salzwedel GmbH gibt es noch. Produktionsleiter Rüdiger Jacobs stellte das Unternehmen beim Stadt-Neujahrsempfang vor.

Von Anke Pelczarski 20.01.2020, 03:00

Salzwedel l „In den 1960er Jahren haben sich Leute, die zuvor einzeln mit der Aufzucht von Pflanzen beschäftigt waren, zur Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft Edelweiß zusammengeschlossen“: Daran erinnerte Rüdiger Jacobs, Produktionsleiter der heutigen Gartenbau Salzwedel GmbH. Das sei quasi der erste Vorgänger gewesen. Denn die Gärtner hätten erkannt, dass es gemeinsam besser gehe.

Im Jahr 1977 sei das Volkseigene Gut entstanden, gegründet „von Leuten, die Visionen trotz der Grenznähe hatten“, berichtete er. „Das hier gefundene Erdgas kam den Gärtnern zugute. Denn eine Gasheizung für die Gewächshäuser war eine super Sache“, blickte Rüdiger Jacobs zurück. Treibgemüse wie Gurken und Tomaten, aber auch Schnittblumen wie Chrysanthemen und Rosen seien gefragt gewesen. Kurz vor der Wende hatte der Betrieb 120 Mitarbeiter und 40 Lehrlinge. Mit der Grenzöffnung „war mit einem Schlag Feierabend“.

Der einst volkseigene Betrieb sei von der Treuhand verwaltet worden. Dort habe es Mitarbeiter gegeben, die gewollt hätten, dass es mit dem Gartenbau in Salzwedel weitergehe, berichtete der Produktionsleiter. „Allerdings nicht mehr mit so vielen Arbeitskräften wie einst“, schränkte er ein. Im Jahr 1991 sei das Unternehmen privatisiert worden und habe sich seitdem auch überregional einen Namen gemacht, berichtete Rüdiger Jacobs. Übrig geblieben seien noch 40 fest angestellte Arbeitskräfte, sagte er auf Nachfrage der Volksstimme. Hinzu kämen Saisonkräfte.

Die Gartenbau Salzwedel GmbH habe weit über 1000 Artikel in ihrem Sortiment. Ausgeliefert würden die Waren beispielsweise bis nach Rostock, Hamburg, Dresden und in Richtung Frankfurt/Main. „Wir haben versierte Kraftfahrer angestellt, die das Bestellte mit unseren Lastern zu den Kunden bringen“, machte der Produktionsleiter auf eine Besonderheit aufmerksam.

98 Prozent der Pflanzen würden als Jungpflanzen zugekauft. Danach würden sie in den riesigen Gewächshäusern so weit heranwachsen, dass sie im Handel angeboten werden könnten. Derzeit würden zwei Millionen Stiefmütterchen und eine Million Primeln neben weiteren Frühblühern dabei sein, ihre Farbenpracht zu entfalten. Allerdings würden die Pflanzen Zeit zum Wachsen brauchen, teilweise bis zu einem halben Jahr, merkte Rüdiger Jacobs an. Da seien Geduld und Pflege gefragt, aber auch zusätzliche Wärme. „Durch die ausbleibenden Winter sind die Heizkosten momentan relativ niedrig“, sagte er. Doch weil die Jahreszeiten so fließend ineinander übergehen würden, würde beim Kunden der Impuls fehlen, dass es Frühling werde – und somit auch das Gefühl, jetzt Pflanzen kaufen zu müssen.

Das Heizen werde ab dem nächsten Jahr übrigens für das Unternehmen teurer. Denn dann müssten 25 Euro pro ausgestoßener Tonne Kohlendioxid gezahlt werden. „Das kostet die Gartenbau GmbH etwa 30 000 Euro im Jahr“, nannte er eine Zahl und fügte nachdenklich hinzu: „Wofür, das kann ich im Moment noch nicht sagen.“

Der Produktionsleiter schwärmte davon, wie sagenhaft es sei, was in den vergangenen Jahren gezüchtet wurde. Nicht nur die Attraktivität der Blüten hätte zugenommen, sondern auch die Resistenz gegenüber Schädlingen.

Rüdiger Jacobs hatte noch einen Appell für alle Altmärker parat: „Räumt die Steine vor den Fenstern weg und pflanzt Stauden. Das ist wirklicher Umweltschutz.“ Daraufhin brandete Beifall auf. Denn bei zugeschütteten Flächen brauche man sich nicht wundern, dass jetzt weniger Insekten da seien. Diese würden keine Nahrung finden.