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Gesangslehrer Ein Musicalstar macht Schule

Seine Rolle als Gesangslehrer gefällt Musical-Darsteller Markus Hanse richtig gut. Seit April unterrichtet er an der Musikschule Salzwedel.

Von Luise Gand 30.06.2016, 01:00

Salzwedel/Hamburg l Der Bedarf für einen Gesangslehrer an der Kreismusikschule war groß, die Warteliste von interessierten Kindern und Jugendlichen lang. Bis Schulleiter Falk Kindermann bei einer Veranstaltung von „Jugend musiziert“ Markus Hanse traf, der dort als Juror tätig war, und ihm jene Stelle anbot. Als gebürtiger Altmärker überlegte Markus Hanse nicht lange und sagte zu. So kommt der 30-Jährige Montag für Montag aus Hamburg in die Hansestadt und unterrichtet acht Kinder und Jugendliche je 45 Minuten lang im Einzelunterricht.

Die meiste Zeit wird gesungen. „Ich will den Schülern nichts Theoretisches einimpfen. Wenn sie das möchten, mache ich das natürlich gern. Aber an erster Stelle steht der Spaß am Singen“, erzählt der 30-Jährige. Die Schüler dürfen bei ihm selbst entscheiden, was sie singen möchten. Der britische Singer-Songwriter Ed Sheeran steht mit seinen melancholischen Songs hoch im Kurs, aber auch Rihanna, Taylor Swift und Adele werden oft ausgewählt. „Die Schüler sollen mitbringen, worauf sie Lust haben. Die Verantwortung liegt bei ihnen. Solange sie Spaß haben und etwas lernen möchten, helfe ich gern.“ Aber nicht nur die Jugendlichen haben Freude am Unterricht. „Du sagst ihnen etwas, sie setzen es um und erfreuen sich am eigenen Fortschritt. Und wenn sie sich freuen, freue ich mich auch. Das ist das Schönste am Unterricht.“

Die Musikschule Salzwedel ist aber nicht sein einziges Standbein. In Hamburg gibt Hanse Privatunterricht. Von Hobbysängern bis zu echten Profis ist da alles dabei. Derzeit unterrichtet er einige Darsteller des Musicals „König der Löwen“, oder hilft, wenn Musicaldarsteller akute Hilfe vor einem Vorsingen vor einer Jury für Musicalrollen benötigen. Obendrein gibt er Workshops und reist dafür quer durch die Bundesrepublik, sogar bis nach Österreich. Ab und an leiht Markus Hanse Film- und Serienrollen seine Stimme als Synchronsprecher. Eine Menge zu tun für den Musiker! Sind so viele verschiedene Aufgaben auf Dauer nicht ziemlich anstrengend? „Klar! Aber dafür wird es auch nie langweilig. Durch meine festen Tage an der Musikschule habe ich schon wesentlich mehr Alltag, als ich früher hatte. Der Unterricht hier ist eine Konstante für mich.“

Langeweile kam in den Jahren seiner Ausbildung tatsächlich nie auf. Aufgewachsen in Tangermünde kam Markus Hanse über das Theater der Altmark und der Kunstplatte e. V. Stendal das erste Mal mit Musik und Schauspiel in Berührung. Nach und nach wurde aus dem Hobby mehr, sodass er Gesangs-, Gitarren, Ballett- und Klavierunterricht nahm. Nach dem Abitur begann er an der Joop van den Ende-Academy in Hamburg eine Ausbildung zum Musicaldarsteller. Nach einer Rolle in Monty Phytons „Spamalot“ im Musical Dome Köln kam er nach Stuttgart und später nach Oberhausen, um im Musical „Ich war noch niemals in New York“ zu singen. „Ich habe echt viel Glück gehabt und durfte auch einige große Rollen spielen“, sagt er rückblickend. Als Gesangssolist ging’s dann weiter auf das Tui „Mein Schiff“ und mit der MS „Artiana“ rund um die Welt. Dort unterhielt er die Gäste mit Gesang, Tanz und Schauspiel und war mit diesem Job häufig in der ARD-Dokumentation „Verrückt nach Meer“ zu sehen. Dann entschied sich Markus Hanse für die andere Seite der Musik: „Ich habe mich noch für das Studium der Gesangspädagogik entschieden. Mehrere Standbeine sind wichtig. Nicht nur, um über die Runden zu kommen, sondern auch um ständig am Ball zu bleiben und dazuzulernen.“ Daher ließ er sich am Complete Vocal Institute in Kopenhagen zum autorisierten Lehrer der Complete Vocal Technique ausbilden. Das ist eine Gesangsmethode, die auf kein Klangideal festgelegt ist und in jedem musikalischen Stil, wie Klassik, Musical, Pop, Rock und sogar Metal, angewendet werden kann. Die umfassende Ausbildung beendete Markus Hanse 2014 und nutzt die Technik seither für seinen Unterricht.

Auch wenn er die intensive Zeit quer durch Deutschland und die Welt nicht missen möchte, ist er froh, langsam endlich angekommen zu sein. Nach 15 Umzügen hat er in Hamburg seit Anfang des Jahres seine neue, alte Heimat gefunden. Neben der Arbeit genießt er auch das Leben in der Hansestadt. „Ich liebe kleine Konzerte, Jam Sessions, aber auch mal Poetry Slams oder Theateraufführungen. Das ist viel intimer, als so eine riesige Show in großen Konzerthallen“, findet der Musiker. Privat hört er gern Coversongs, die er meist sogar besser findet als die Originale, und akustische Musik. Aber eigentlich hört er „alles, außer Techno“. Das habe auch mit seinem Beruf zu tun, er sieht es als seine Aufgabe, immer umfassend über jegliches Genre Bescheid zu wissen. So kam es auch einmal vor, dass er sich für einen Kunden mit der Musikrichtung Death Metal auseinander setzte. „Das kannte ich bis dahin noch nicht, also habe ich mich eingelesen, informiert und eingehört – um dann mit dem Mann ordentlich zu grölen.“

Das ist genau das, was Markus Hanse an seinem Beruf liebt: „Ich habe täglich mit verschiedenen Menschen zu tun, darum läuft jeder Tag individuell ab. Das macht mir Spaß, was anderes könnte ich mir nicht vorstellen. Einen ganzen Tag im Büro sitzen, das wäre nichts für mich.“ Ja, Abwechslung wird bei dem 30-Jährigen groß geschrieben. Bloß keine Langeweile! Da wundert es kaum, dass er auch für seine Zukunft ambitionierte Pläne hat: „Ich würde irgendwann gerne mal eine eigene Schule gründen. Mein eigenes Ding machen.“

Bis dahin genießt er seine Zeit als Musikschullehrer in Salzwedel. Vielleicht darf er bald sogar zweimal die Woche unterrichten, schließlich steigt das Interesse vor Ort stetig. Markus Hanse würde es freuen, denn er möchte Salzwedel noch besser kennenlernen. Als Kind der Altmark versucht er so häufig wie möglich in seiner Heimat Tangermünde vorbeizuschauen. „Hamburg ist ja nicht so weit weg und die Region hat viel zu bieten. Tolle Radwanderwege oder die traumhafte Natur rund um die Elbe …“ Wenn er dann daheim ist, steht aber eines ganz oben auf der Liste: „Ich liebe lose Wurst! Wenn ich zu Hause bin, muss die einfach auf den Tisch.“ Die kann er in Zukunft ja auch hier in Salzwedel genießen.