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Grünes Band Hand in Hand für bedrohte Vögel

Für bedrohte Wiesenvogelarten werden Rückzugsgebiete geschaffen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Landwirten im Altmakkreis ist vorgesehen.

Von Antje Mewes 13.06.2019, 04:01

Salzwedel l Der Bund für Umwelt- und Naturschutz plant ein neues Wiesenvogelprojekt. Vorgesehen ist es für alle Offenlandflächen des bestehenden Flora-Fauna-Habitat-Gebietes „Landgraben-Dumme-Niederung nördlich Salzwedel“. Eingeschlossen werden sollen auch vorgesehene Erweiterungsflächen mit einer Gesamtgröße von etwa 1700 Hektar, informiert Ute Machel, von der Koordinierungstelle Grünes Band in Salzwedel. „Kernstück des Projektes bilden die Erfassung und der sich daran anschließende Schutz von potenziellen Brutstandorten von Kiebitz, Bekassine, Wachtelkönig, Braun- kehlchen und Wiesenpieper“, erklärt sie. Das Ganze soll in enger Kooperation mit den jeweiligen Bewirtschaftern erfolgen. Für entstehende Ertragseinbußen der Betriebe aufgrund der Managementmaßnahmen sind Ausgleichszahlungen vorgesehen.

Doch wie sehen die Landwirte das Vorhaben? „So etwas geht nur gemeinsam“, sagt die Geschäftsführerin des Kreis-Bauernverbandes Salzwedel, Annegret Jacobs. Sie weiß, dass die Landwirte, die am Grünen Band wirtschaften, dem Schutz von seltenen Tier- und Pflanzenarten positiv gegenüber stehen. „Es ist ein hohes Gut, diese Vögel zu schützen“, betont sie und berichtet, dass es schon jetzt eine gute Abstimmung zwischen den Naturschützern und den Landwirten gibt. Die Zusammenarbeit bei den bisherigen Projekten habe bereits schöne Erfolge erzielt. Es sei den Landwirten wichtig, wenn seltene Arten auf ihren Flächen leben, auf die Tiere oder Pflanzen Rücksicht zu nehmen. So ist es von 2015 bis 2018 gelungen, den Bestand des stark in seiner Existenz bedrohten Braunkehlchens in der Region vorerst zu sichern.

Wenn später gemäht oder um Brutstätten großflächig auf eine Bewirtschaftung verzichtet wird, habe das natürlich Einbußen zur Folge. „Die Landwirte müssen für die Flächen die Pacht zahlen und haben Aufwand bei der Pflege“, sagt sie. Da sei es gerechtfertigt, dass es für den Ausfall eine Entschädigung gibt. Bislang sei dieser Ausgleich an Projekte gebunden. Auf längere Sicht sei eine Verstetigung anzustreben, um dem Naturschutz in diesem Bereich gerecht zu werden.

Das gibt Hoffnung für die Kiebitz, Wiesenpieper und die anderen bedrohten Arten. Denn gerade die Vögel der agrarisch genutzten Landschaft gehören zu den Verlierern des technologisch, ökonomischen Fortschritts der Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten, betont Ute Machel. Besonders betroffen sind Wiesenvögel. Sie sind maßgeblich auf das Vorhandensein von Grünland angewiesen. Machel: „Die Umwandlung von Wiesen in Maisäcker, die nahezu völlige Trockenlegung des Grünlandes sowie frühe und häufige Schnitte auf diesen Flächen tragen wesentlich zum Rückgang einstmals häufiger Vogelarten bei.“

Das nun initiierte Folgeprojekt von 2019 bis 2021 wird aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) finanziert.

Geplant sind die Erfassung und der sich anschließende Schutz von potenziellen Brutstandorten von Kiebitz, Bekassine, Wachtelkönig, Braunkehlchen und Wiesenpieper. Weiterhin sollen strukturarme Wiesen mit dem Setzen von Koppelpfählen an Entwässerungsgräben als Sitzwarten für Vögel wie das Braunkehlchen aufgewertet werden. „Einen weiteren wichtigen Projektbaustein stellen Maßnahmen zur Wiedervernässung von Grünlandflächen und die Neuanlage von Klein- und Flachgewässern dar, wodurch besonders die Bekassine, aber auch Kiebitz und Wachtelkönig gefördert werden“, berichtet Ute Machel. Damit auch alle Naturfreunde und andere Interessenten etwas davon haben, soll an den Brietzer Teichen ein neues Beobachtungsgebäudes errichtet werden. Zudem will die Koordinierungsstelle Führungen in die Projektgebiete organisieren.