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Gustav Nagel Stasi sorgte für Einweisung ins Heim

Die Arendseer Heimatforscher gedenken dem Wanderprediger Gustav Nagel, der vor 66 Jahren beigesetzt wurde.

Von Helga Räßler 21.02.2018, 02:00

Arendsee l Der berühmte Arendseer Lebensreformer und Wanderprediger Gustav Nagel wurde am 21. Februar 1952, also Mittwoch vor genau 66 Jahren, auf dem Arendseer Stadtfriedhof unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt.

Der 78-Jährige war bereits sechs Tage vorher in der Landesheilanstalt Uchtspringe verstorben. „Der Tod trat gegen Mittag ein, das Herz des alten Kämpfers blieb einfach stehen. Sein Gott hatte wohl Mitleid mit ihm gehabt, wieder in der Zelle, ohne Aussicht auf Entlassung, da wollte er seinen Friedensapostel doch nicht mehr 100 Jahre werden lassen“, schreibt die Nagelforscherin Christine Meyer dazu in ihrem Buch „gustaf nagel – Der Provokateur vom Arendsee“.

Für sie stehe fest, heißt es darin weiter, dass er in seinem Tempelheim am Arendsee leicht so alt geworden wäre. „Und seine Eingaben, Anträge, Anschläge hätten noch viele Landräte, Bürgermeister und Pastoren verzweifeln lassen.“

Denn sein ganzes Leben lang hatte Gustav Nagel mit seiner asketischen Lebensweise, seinen Ansichten und Reden für Aufsehen gesorgt. Ob seine Ansprachen in seinem Garten Eden, versuchte Königskrönungen, Reichstagsauftritte oder Friedensverhandlungen – Nagel war den Oberen immer ein Dorn im Auge.

Und war schließlich nach einem Auftritt im Arendseer Rathaus am 30. September 1950 in die Nervenheilanstalt Uchtspringe eingewiesen worden. Eine Anfrage dieser Einrichtung an den Bürgermeister lässt darauf schließen, dass es der Staatssicherheitsdienst der damaligen DDR es war, der das veranlasste. Denn in einem Schreiben aus Uchtspringe heißt es: „... Auf Veranlassung des Ministeriums für Staaatssicherheit ist uns der in ihrer Gemeinde lebende Gustav Nagel zugewiesen worden ...“

Dass die Stasi ihm so übel mitspielte, hatte Nagel bereits 1949 in einem Brief festgestellt, heißt es im Buch Meyers.