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Handwerk Altmarkkreis: Die Neuen ihrer Zunft

Die Königsdisziplin am Ende der Lehre: Sechs Tischler-Azubis haben ihre Gesellenstücke der Prüfungskommission in Salzwedel präsentiert.

Von Alexander Rekow 10.08.2020, 01:01

Salzwedel l Anspannung unter den Tischler-Azubis in der Berufsbildenden Schule in Salzwedel: Prüfungskommissionsvorsitzender Lars Peters ruft die jungen Männer zusammen, nachdem ihre Gesellenstücke auf Herz und Nieren – oder vielmehr auf Fuge und Furnier geprüft wurden. Der alles entscheidende Moment steht an: Alle sechs Westaltmärker haben bestanden. Ein weiterer Lehrling, der an dem Tag ebenfalls sein Gesellenstück hätte zeigen sollen, ist nicht rechtzeitig fertig geworden.

Fast wäre es Jim Brose ähnlich ergangen. Der 22-Jährige habe bis am Abend vor der Präsentation an seiner Musiktruhe gearbeitet. Insgesamt fünf Wochen habe er an dem Gesellenstück in seiner Ausbildungsfirma, der Tischlerei Loth (Pretzier), gewerkelt. Und die moderne Musiktruhe mit einer Breite von einem Meter, einer Plattentischhöhe von 90 Zentimetern und einer Tiefe von 60 Zentimetern kann sich sehen und vor allem hören lassen. Denn zur Freude der Anwesenden versorgte der 22-Jährige die Gäste fortan mit Musik.

Übrigens: In der Musiktruhe mit Kirschbaumfurnier ist eine Wasserwaage integriert. „Ein Plattenspieler muss ja gerade stehen“, sagt er. Zudem ist ein Verstärker samt Anschluss und Stellplatz für einen Laptop verbaut. Alles in allem hat er dafür von der Prüfungskommission 91 Punkte bekommen. „Das ist eine sehr gute Zwei“, lobt der Prüfungskommissionsvorsitzende.

„Ich habe eine große Schallplattensammlung“, erzählt Jim Brose, daher sei die Wahl des Gesellenstücks auf eine Musiktruhe gefallen.

Nun will der 22-Jährige noch etwas Praxis sammeln, aber seine Zeit als Tischler ist wohl nur temporär. Wie er verrät, will er als nächsten Schritt in Zukunft ein Studium zum Architekten machen. Das habe er schon seit seinem Abitur vor, doch er wollte noch in der Altmark bleiben, wie er sagt.

Etwas komplett anderes hat Felix Neuling (19) den Prüfern präsentiert. Ein Unterschrank samt Surfbretthalterung ist sein Gesellenstück. Und wie bei Jim Brose ist die Wahl ebenfalls auf das eigene Hobby zurückzuführen. „Ich surfe einfach gern“, erzählt er. Ob Nordsee, Ostsee oder an den Küsten von Frankreich und Spanien. So fiel die Wahl auf sein Baustück.

Der 19-jährige Siedenlangenbecker hat seine Ausbildung in Miesterhorst bei der Tischlerei Trüe absolviert. „Das war eine sehr schöne Zeit. Ich habe sehr viel gelernt und hatte vor allem Spaß.“

Eigentlich wollte Felix Neuling studieren – doch es sollte anders kommen. Während seiner Zeit an einem Gymnasium habe er ein Praktikum als Tischler gemacht. Schließlich reifte der Wunsch, etwas Handwerkliches zu lernen. Unterm Strich verließ er das Gymnasium nach der 10. Klasse und machte die Ausbildung. „Ich bereue nichts“, sagt er, die Entscheidung sei die richtige gewesen.

Wie Jim Brose bekam auch er 91 Punkte für sein Gesellenstück. „Eine Surfgarderobe habe ich selbst auch noch nie gesehen“, sagt der 19-Jährige.

Auch für den Siedenlangenbecker endet die Zeit der beruflichen Bildung damit nicht. Als nächsten Karriereschritt möchte er an die Fachschule für Holztechnik nach Hildesheim, um dort Holzgestalter zu werden.

Lorenz Rohloff, der im elterlichen Betrieb in Kalbe seine praktische Ausbildung machte, darf sich besonders glücklich schätzen. Als einziger der Auszubildenden erreichte er mit seinem Gesellenstück die Note 1. „Damit hatte ich nicht gerechnet“, gesteht der 20-Jährige.

Seine Wahl fiel auf einen Telefonschrank. „Die Idee kommt von meiner Mutter“, erzählt er. Vielmehr war es aber ihr Wunsch, denn genau so ein Schränkchen habe sie gebraucht. Unterm Strich habe er dreieinhalb Wochen an seinem Gesellenstück gearbeitet.

Lars Peters zumindest zeigte sich mit seinen Schützlingen und ihren Arbeiten zufrieden. Auch wenn es bei der Theorie bei manch einem haperte. Ihre praktischen Fähigkeiten sind zumindest unbestritten.