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Heimatgeschichte Wie der Teufel Abdrücke hinterließ

Sagenhaftes ist an der Straße Klostermauer in Diesdorf zu entdecken. Der Lehrer Heinz-Günter Klaas hatte die Idee dazu.

Von Anke Pelczarski 16.08.2017, 21:00

Diesdorf l Auch Bäume haben irgendwann mal das Ende ihrer Lebenszeit erreicht. So war es mit zwei stattlichen Eichen an der Klostermauer in Diesdorf. Aus Sicherheitsgründen mussten die Gehölze gefällt werden. Die Stümpfe blieben stehen.

Wie alt mag wohl der Baum gewesen sein? Diese Frage trieb die Diesdorfer um. Heinz-Günter Klaas hatte eine Idee: Warum nicht anhand des Restes etwas Geschichte vermitteln? Er sprach mit Bürgermeister Fritz Kloß, der den Gedanken gut fand. Der einstige Lehrer schliff die Oberfläche und fing an zu zählen. „Um 1740 ist diese Eiche gepflanzt worden“, hat der Diesdorfer herausgefunden. Auf der Oberfläche lassen sich die Jahresringe gut erkennen.

Noch mehr Geschichte bietet die Tafel hinter dem Stumpf. Spaziergänger erfahren hier beispielsweise, dass es 1763 die 1. Apotheke in Diesdorf gab, in den Jahren 1820 und 1829 Großbrände am Markt wüteten, die zahlreiche Gebäude zerstörten, oder dass 1871 der Kirchturm gebaut wurde. Erinnert wird auch an die Inflation: Im Jahr 1923 kostete ein Hühnerei genau 320 Milliarden Papiermark. Heinz-Günter Klaas hat die Daten zusammengestellt. Er hat beobachtet, dass schon viele Neugierige stehen geblieben sind, um das Aufgeschriebene zu lesen.

Unweit davon, auf dem zweiten Eichenstumpf, ist die „Sage von den Teufelskrallen an der Diesdorfer Klostermauer“ zu lesen. „Mein Vater hat mich als kleiner Junge schon neugierig darauf gemacht, ob ich die Teufelskrallen in der Mauer entdeckt habe“, erinnert sich der Diesdorfer. In den drei Steinen haben wohl die Vorfahren ihre Fingerabdrücke hinterlassen, bevor diese gebrannt worden seien. Aber irgendwie lasse sich da auch viel Phantasie hineinlegen. Er selbst habe sich vor gut fünf Jahren eine Sage ausgedacht, mit der sich diese Besonderheit erklären lasse. „Mit allem, was solch eine Geschichte enthalten muss: Sehenswürdigkeiten im Ort, Liebe, Tragik und auch Aberglaube“, beschreibt Heinz-Günter Klaas. Nachzulesen ist die Geschichte jetzt auf einer großen Tafel gegenüber der Klostermauer. Darunter prangt eine Aufgabenstellung: „Wer findet an der Klostermauer die sogenannten Teufelskrallen?“ „Da kam bei mir wieder der Lehrer durch“, erzählt der Diesdorfer und muss schmunzeln. Die Einladung werde jedoch gern angenommen, hat er beobachtet. „Mir macht es einfach Spaß, für andere etwas zu tun“, sagt er.

Der einstige Lehrer hat übrigens bei der Sanierung der Klostermauer aufgepasst, dass die besonderen Steine erhalten bleiben. Auch wenn sie einen „Makel“ haben, so gehören sie irgendwie in dieses Bauwerk, und das nicht erst seit seiner Kindheit. Mit Stolz in der Stimme berichtet er, dass die Abdrücke der Teufelskrallen auch weiterhin sichtbar seien.

In Diesdorf könne durchaus noch einiges bewegt werden, um den Ort lebenswerter zu machen, aber auch Touristen anzulocken, meint Heinz-Günter Klaas. „Die Quelle des Molmker Baches ist auch sehr schön. Da müsste nur aufgeräumt und eine Bank aufgestellt werden“, nennt er ein Beispiel.

Zudem gebe es einige Gebäude, deren Geschichte durchaus interessant sei. Das werde seiner Meinung nach noch zu wenig in den Mittelpunkt gerückt. Vielleicht ließen sich Tafeln anbringen, um das Wissen weiterzugeben, denkt er laut nach.