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Historisch Getrennt und doch vereint

Warum Salzwedels Stadtwappen geteilt und etwas Besonderes ist.

Von Martin Höfig 21.02.2021, 23:01

Salzwedel l Das Salzwedeler Wappen ist zweigeteilt und damit etwas Besonderes. Die beiden Hälften symbolisieren einerseits die Einheit und stehen andererseits für den alten und den neuen Teil der Stadt.

„Heraldisch ist das Salzwedeler Stadtwappen mit seiner doppelten Teilung ein bisschen unglücklich“, sagt Steffen Langusch. Der Stadtarchivar von Salzwedel meint damit zum einen die Zweiteilung des Wappens durch den vertikalen Strich in der Mitte und zum anderen den nur halb abgebildeten Adler im linken Wappenteil. „Wir haben damit hier eigentlich so eine Art Allianzwappen, wie es sie zwar bei Familien häufig gibt, wie sie bei Städten und Ortschaften aber ziemlich ungewöhnlich sind“, erläutert Langusch. Nach einer Heirat wurden früher öfter die Familienwappen des Mannes und der Frau zusammengezogen.

Bei Salzwedel geht das zweigeteilte Wappen auf die Vereinigung von Alt- und Neustadt im Jahr 1713 zurück. Dabei symbolisiert die linke Hälfte des Wappens mit dem halben Adler und dem großen Schlüssel die Altstadt, die rechte die Neustadt. Beide geben dem Stadtarchivar Rätsel auf. „Warum der Adler auf der linken Seite nur halb abgebildet ist, erschließt sich mir genauso wenig wie die zwei Schlüssel in der rechten Wappenhälfte. Warum zwei?“, fragt sich Langusch. Doch er räumt auch ein, dass es nicht unüblich sei, dass man die Bedeutung solch alter Wappen wie dem Salzwedeler heute nicht mehr feststellen kann. Das bestätigt auch Clemens L. Kech von der Forschungsgesellschaft für Heraldik und Genealogie mbH Pro Heraldica in Stuttgart. „Bei circa 80 Prozent der Wappen ist die Herkunft ungeklärt“, sagt Kech. Ziemlich klar sei beim Salzwedeler Stadtwappen jedoch, dass der rote Adler für Brandenburg stehe, sind sich die beiden Experten einig. „Salzwedel gehörte ja lange Zeit zur Markgrafschaft Brandenburg“, erläutert Stadtarchivar Langusch. So wie die meisten altmärkischen Städte, weshalb diese – wie beispielsweise Stendal und Seehausen – ebenfalls den roten Adler in ihren Stadtwappen haben. Für das Salzwedeler Wappen ist Langusch sich sicher, dass es vom ersten Preußenkönig Friedrich I. gestiftet worden sei.

Über die Markgrafschaft Brandenburg kommt Langusch dann auch eine Idee, wofür der Schlüssel als Symbol stehen könnte: „Das Gebiet grenzte ja auch früher schon direkt an Niedersachsen und der Schlüssel könnte somit für die Befestigungen beziehungsweise auch für den Übergang zu diesen Nachbarn stehen“, sinniert der Stadtarchivar.

Einen anderen Hintergrund für die Schlüsselsymbolik könnte laut Langusch aber auch die Kirchengeschichte bilden. „Der Schlüssel könnte auch für den Heiligen Petrus stehen, der diesen als erster Papst empfangen hat“, geht der 53-Jährige weit zurück. Interessanterweise und passend dazu gibt es in Salzwedel noch immer zwei Kirchengemeinden, während sich die beiden vormals getrennten Schulen 1744 und die ebenfalls zuvor getrennten Schützengilden 1763 vereinigt haben.

„Es gab auch schon im Mittelalter zwei Vereinigungsversuche der Alt- und der Neustadt“, erzählt Stadtarchivar Langusch. Doch die hätten aus Gründen, die er nicht kenne, irgendwie nicht zum Erfolg geführt. Und die St. Marien-Gemeinde in der Altstadt und die St. Katharinen-Gemeinde in der Neustadt haben es bis heute nicht geschafft, sich zu vereinigen. Auch das könnte also die besondere Zweiteilung des Salzwedeler Stadtwappens erklären.

Lesen Sie in den kommenden Ausgaben, wie manches Dorf in der Einheitsgemeinde Salwedel zu seinem Wappen kam.