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Jahngymnasium Hausverbot für Klimaschützer in Salzwedel

Fridays-for-Future-Aktivisten und die Schulleitung des Jahngymnasiums Salzwedel sind bei einer Protestaktion aneinander geraten.

Von Antje Mewes 09.03.2020, 11:54

Salzwedel l „Warum der Einsatz für konsequenten Klimaschutz und für Klimagerechtigkeit so wichtig ist“, das wollten Fridays- for-Future-Aktivisten den Jahnschülern nahe bringen. Dazu platzierten sie an den Wänden der Schule unter anderem Plakate, die Kritik am Schulsystem, am Umgang der deutschen Politik mit fossilen Energien und am „kapitalistischen Wirtschaftssystem“ verdeutlichen. Zum Unterrichtsschluss ließen sie ein fünf Mal sechs Meter großes Banner herunter. Flyer mit begleitenden Erklärungen wurden ebenfalls verteilt.

Die Schüler aller Klassenstufen hätten die Aktion, sehr positiv aufgenommen, teilt Ortsgruppe mit. Ganz anders hätten das die Schulleitung und mehrere Lehrer gesehen. „Sie begegneten der betont friedlichen und informierenden Aktion mit Empörung und Unmut“, schreiben Vertreter der Ortsgruppe in einer Erklärung. Verbal wurde ihnen ein „Platzverweis und Hausverbot“ erteilt. Das Angebot, ein vermittelndes und klärendes Gespräch zu führen, sei weitestgehend ignoriert worden. Nach wenigen Minuten habe die Schulleitung die Polizei angerufen. Daraufhin hätten die Aktivisten das Schulgebäude verlassen.

„Wir verurteilen das Vorgehen der Schulleitung und mehrerer Lehrer als unangebracht, unverhältnismäßig und schlicht problematisch“, erklären die Aktivisten. Das Jahngymnasium sei für einige Minuten und für mehrere hundert Jugendliche zu einem Ort des politischen Diskurses, des Informierens und des Mahnens geworden. Dieser „friedliche Aktivismus“ sei eindeutig nicht erwünscht. „Der Schulleiter riss einem Aktivisten einen Stapel Flyer abrupt und kraftvoll aus der Hand, um die weitere Verteilung zu verhindern“, heißt es weiter seitens der Ortsgruppe.

Dem widerspricht Schulleiter Ralf Hoppstock vehement. Zudem sei der Anruf bei der Polizei nur fingiert gewesen, damit die Gruppe sich zurückzieht, weil das erteilte Hausverbot ignoriert worden sei. Genauso wie zwei Vorschläge seinerseits zum weiteren Vorgehen. Sie bestanden darin, die Aktion abzubrechen oder vor der Schule im öffentlichen Raum fortzuführen und in einem Gesprächsangebot.

„Dabei ging es nie darum, die Teilnehmer zu kriminalisieren, sondern die nicht angemeldete Aktion auf dem Schulgelände zu unterbinden“, erklärt er. Zudem habe er deutlich gemacht, dass er die Umsetzung in dieser Form als unnötig und befremdlich empfindet. Denn obwohl Schüler des Jahngymnasiums den Termin und die Inhalte kannten, hätten sie nicht mit der Schulleitung darüber gesprochen.

Schule sei ein besonders schützenwerter Raum, wenn er von unangemeldeten Personen oder Gruppen betreten werde, könne das zu Fehlinterpretationen oder -einschätzungen führen. Das Ignorieren des Hausrechts sei als Hausfriedensbruch zu werten.

Werde das Verteilen von Flyern geduldet, sei zu hinterfragen: „Wie verhalten wir uns, wenn andere Organisationen dasselbe Recht für sich in Anspruch nehmen, auch wenn deren Ziele nicht mit gesellschaftlichen Normen übereinstimmen?“, sagt der Schulleiter. Und es sei kein Schüler aufgefordert worden, von den Aktivisten erhaltenes Material herauszugeben.

Darüber hinaus empfinden es die Lehrer als sehr ungünstig, wenn Umweltziele mit politischen Botschaften vermischt werden. Hoppstock: „Es ist der Sache nicht förderlich, wenn ein wichtiges Thema verwässert wird. Dies lenkt vom Hauptanliegen ab, führt zur Angreifbarkeit und könnte einen Vorwand liefern, Umweltziele schon aus politischen Gründen zu negieren.“ Auch wenn er sich mit den schulfremden Personen nicht über eine angemessene Organisationsform habe einigen können, bestätigt er einen insgesamt friedlichen Ablauf.

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