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Jubiläum Eine Fußball-Krippe zum 50-Jährigen

Hartmut Försters erster Arbeitstag als Pfarrer in Jübar, war der 20. November 1967. Zum 50-jährigen Dienstjubiläum gab es Geschenke.

Von Anke Pelczarski 21.11.2017, 02:00

Jübar l „Die Kirche ist fast so voll wie Heiligabend. Das zeigt mir, dass Sie sich mit Hartmut Förster freuen und mit ihm feiern möchten“: Das sagte Rohrbergs Pfarrer Gotthold Vogel am Sonntagnachmittag in der Kirche Jübar. In seiner Predigt erinnerte er daran, dass sein Amtskollege, der im Jahr 2004 in den (Un-)Ruhestand gegangen ist, sein Vikars-Vater gewesen sei. Denn er selbst sei im Jahr 1981 als Vikar in die Region gekommen.

„Unter Pfarrern ist es gar nicht so einfach, den anderen auszuhalten, wenn dieser Erfolg hat“, merkte Gotthold Vogel an. Er erinnerte an Hartmut Försters Anfangszeit in Jübar, als er die Jugend von der Straße geholt, den Hühnerstall zu einem Beatschuppen umgebaut und eine Silvesterparty veranstaltet habe. Und dass er aktiver Fußballspieler war, habe für manche Spannung im damaligen Kirchenkreis Beetzendorf gesorgt. „Gott hat Hartmut Försters Art genutzt und ihn gesegnet. Dadurch ist er für andere zu einem Segen geworden“, schilderte der Rohrberger.

Für ihn sei es eine Bereicherung, dass der nun in Lüdelsen Wohnende weiter Dienst tue. „Wir können voneinander lernen und die Gaben des anderen dankbar annehmen“, sagte Gottfried Vogel.

Dass Hartmut Förster in seiner 50-jährigen Tätigkeit in vielen Orten zu tun hatte, machte der Rohrberger an einem Beispiel deutlich. „Den Blumenstrauß hat mir Wilhelm Kauffmann aus Mellin beim Gottesdienst heute für dich mitgegeben. Da siehst du, wo du überall deine Marken gesetzt hast“, schilderte Gottfried Vogel.

Superintendent Matthias Heinrich überreichte dem Jubilar eine Urkunde von Bischöfin Ilse Junkermann, mit der für dessen aktives Wirken gedankt wird. Der Kirchenchor Cantamus Jübar unter Leitung von Ines Förster sorgte für den musikalischen Rahmen.

Der Geehrte freute sich besonders, in der Kirche auch Fritz und Anni Drenkmann zu entdecken. Die beiden hätten ihm vor 50 Jahren „Starthilfe in Jübar“ gegeben. „Fritz, mit deiner Mutter Elfriede habe ich als erstes telefoniert, als ich hierher gekommen bin“, erinnerte sich Hartmut Förster.

Der 76-Jährige imponierte mit seiner Ehrlichkeit, als er ein blaues Kreuz aus der Jackentasche zog: Dieses habe er im September in Elbingerode bekommen, „weil ich zehn Jahre schluckfrei bin. Das ist mir sehr wertvoll“, erzählte er.

Ursprünglich hat Hartmut Förster Geografie und Deutsch studiert, wollte Lehrer werden, „weil ich es nicht so mit Fremdsprachen hatte, die für die Pfarrer-Ausbildung wichtig waren“. Doch dann geschah im Mai 1960 ein Zugunglück in Leipzig, bei dem 54 Menschen starben. Das sei für ihn der Auslöser gewesen zu wechseln und die ursprünglichen Ziele weiter zu verfolgen. Denn vor dem lieben Gott könne man nicht fliehen, merkte er an.

Neugierig sein, sich Wissen aneignen, das ist für den Pfarrer im Ruhestand immer noch wichtig. Er freut sich auf die Suchgründung in der Jübarer Kirche, die es demnächst geben werde. „Hier stehen wir auf historischem Grund. Denn wir vermuten, dass die Kirche auf den Fundamenten einer einstigen Kapelle errichtet worden ist“, berichtete er den interessierten Gottesdienst-Besuchern. Der Lüdelsener träumt schon vom nächsten großen Fest in Jübar, das im Jahr 2020 gefeiert werden könnte: 100 Jahre Sportverein und 1000 Jahre Kirche.

Beim Kirchenkaffee im warmen Pfarrhaus drehte Hartmut Förster die Zeitmaschine gedanklich 50 Jahre zurück. Er wusste noch wie heute, dass am 24. Dezember 1967 ein Schneesturm durch Jübar zog. „Wir wollten hier die Räume heizen, aber die Bude war blau“, erzählte er. Damals habe ihm seine Schwester eine echte erzgebirgische Krippe als Begleiter geschenkt. „Die hat sich 30 Jahre später als Südtiroler Kunststoffkrippe entpuppt“, fügte er schmunzelnd hinzu.

Und doch sei seine Leidenschaft für das besondere Weihnachtssymbol geweckt gewesen, dem er in seinem kleinen Museum den gebührenden Platz einräume. Die Sammlung wuchs am Sonntag weiter: mit einer essbaren Krippe, die ihm Evi Paschke im Auftrag der Kirchengemeinde überreichte. Und dann gab es noch eine Fußballkrippe, eine Erinnerung an seine Passion als junger Pfarrer. „Da kam es schon vor, dass ich 10 Uhr einen Gottesdienst in der Lüdelsener Kirche gefeiert habe und um 11 Uhr auf dem Fußballplatz in Bornsen zum Spiel stand. Im Trabi auf dem Weg dorthin habe ich dann die Schuhe gewechselt“, schilderte Hartmut Förster. Diesem Hobby konnte er nur bis 1974 frönen. Dann habe er noch die kirchliche Betreuung für Steimke, Jahrstedt, Böckwitz und Germenau übernehmen dürfen, weil er einen Passierschein fürs Sperrgebiet hatte. „Da ging es zeitlich sonntags nicht mehr mit dem Kicken“, bedauerte er.

Heute übernimmt der Pfarrer im Ruhestand mit viel Freude noch den einen oder anderen Gottesdienst, wie am Sonntagmorgen in Dambeck. „Ich wäre vor 50 Jahren nie freiwillig nach Jübar gegangen, wenn ich 25 Orte hätte betreuen müssen. Damals waren es nur 6“, erzählte der Lüdelsener. Das, was seine Amtskollegen heutzutage leisten müssten, sei oft eine ganz schöne Herausforderung.

Beim Kaffeetrinken machte manche Episode die Runde. Hartmut Förster genoss das Beisammensein und fügte hinzu: „Ich bin über jeden Tag dankbar.“