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Jubiläum Zehn Jahre Arbeit gegen Rechtsextremismus

Das regionale Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Salzwedel blickt auf zehn Jahre Arbeit zurück. Reichsbürger als neue Aufgabe.

Von Alexander Rekow 15.11.2017, 03:00

Salzwedel l Hunderte Menschen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren, haben die regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt in ihrer zehnjährigen Geschichte unterstützt. Ob Schulen, Vereine, Kommunen oder öffentliche Einrichtungen. Ein Grund für den Trägerverein Miteinander, in Salzwedel mit dem Beratungsteam Nord (RBT-Nord), und in Halle mit dem Beratungsteam Süd eine Geburtstagsfeier auszurichten.

Bevor die Mitglieder des RBT-Nord etwas aus dem Nähkästchen plaudern konnten, richtete sich Pascal Begrich, Geschäftsführer von Miteinander in Magdeburg, kurz an die Salzwedeler Kollegen. In seinen Ausführungen zeichnete Begrich die Geschichte des Standortes in der Hansestadt nach. Viel Wert lag dabei auf dem Ehrenamt. Denn unter den 50 Gästen nahmen vorwiegend ehrenamtlich Engagierte Platz. „Ohne sie würde unsere Arbeit ins Leere laufen“, sagte Martin Burgdorf vom RBT-Nord.

Bevor Burgdorf aber ausholen konnte, galt sein Dank drei ehemaligen Kollegen, in deren Fußstapfen heute Ralf Perbandt steht. „Ein souveräner Nachfolger und toller Kollege“, schwärmt Burgdorf. Aber herausheben möchte er niemanden, denn sein Dank geht auch an die anderen Kollegen in Salzwedel, Halle und Magdeburg und genauso an die niedersächischen Kollegen. Die regionale Distanz lässt erahnen, wie viel ihrer Arbeitszeit die Mitarbeiter der RBTs im Auto unterwegs sind – gerade auch in demographisch schwachen Regionen wie der Altmark. Denn pro Jahr sitzen die Kollegen durchschnittlich 12.000 Kilometer hinter dem Lenkrad. „In zehn Jahren wurde also etwa dreimal die Erde umkreist“, verdeutlicht Burgdorf. Wo gehobelt wird, fallen bekanntlich auch Späne. Denn in den Jahren wurden so auch zwei Autos verschlissen. „My home is the B71“, scherzt Martin Burgdorf.

Da alles seinen Preis hat, kommt Burgdorf auch nicht um die Kosten herum. Die Mittel stammen aus dem Bundesprogramm „Demokratie Leben“, was 0,03 Prozent des Bundeshaushaltes ausmacht. „Wenn ein Eurofighter (Kampfjet) den Menschen eine Stunde lang auf die Nerven geht, schaffen wir das für den selben Preis mit drei Personen ein ganzes Jahr lang. Ich finde, wir sind ein Schnäppchen“, witzelt Burgdorf weiter.

Dass der Verein die Gelder bitter nötig hat, zeigt ein Blick hinter die Kulissen. Denn neben dem Beraten öffentlicher Einrichtungen entwickelt das Team mit seinen Partnern Handlungsstrategien, gibt Hintergrundinformationen, ordnet Phänomene ein und begleitet Menschen. „Wir haben aktuell viele Bündnisberatungen mit daraus folgenden Veranstaltungen und Aktionen. Dazu kommen Beratungsfälle zu rechtsmotivierten oder rassistischen Vorfällen in Schulen und rechten Eltern bei völkischen Familien“, erklärt Burgdorf als Arbeitsschwerpunkte.

Um auch für die Zukunft breit aufgestellt zu sein, informierte Oliver Gottwald, Experte für das Thema Reichsbürger, abschließend über die gefährliche Entwicklung dieser speziellen Szene. Reichsbürger hatten zuletzt für Schlagzeilen gesorgt. Das RBT-Nord bleibt am Zahn der Zeit - deckt auf, informiert und schaut hin.