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Kinderbetreuung Situation beim Thema Inklusion dramatisch

Die Problem-Kita in Siebeneichen soll 2019 eine neue Heizanlage bekommen. Alle Probleme sind damit aber längst nicht gelöst.

Von Alexander Rekow 22.11.2018, 14:01

Salzwedel l Traditionell traf sich der Betriebsausschuss der Kindertagesstätten Salzwedel zur letzten Ausschusssitzung in einer Kita. Aber nicht in irgendeiner, sondern der Problem-Kita Siebeneichen. Dass die Einrichtung nicht das einzige Problem beim Thema Kinderbetreuung in Salzwedel darstellt, sollte sich im weiteren Verlauf des Abends zeigen.

Bevor sich die Ausschussmitglieder von dem sanierungsbedürftigen Kinder-Eltern-Zentrum – ein Bau aus DDR-Zeiten – ein Bild machen konnten, gab es von Eigenbetriebsleiterin Doris Gensch Zahlen und Informationen.

Wir schauen auf ein erfolgreiches Jahr 2018 zurück. Durchschnittlich wurden 1195 Kinder im Monat betreut“, erklärte sie. Das seien 30 mehr als geplant. Finanziell habe man obendrein das Betriebsdefizit von 2,8 auf knapp 2,2 Millionen Euro mindern können, berichtete Doris Gensch und bilanzierte: „Als Fazit lässt sich sagen, dass die Arbeit des Eigenbetriebs als sehr gut eingeschätzt wird.“

Das Zahlenwerk wiederum täuscht aber nicht über den baulichen Zustand des Kinder-Eltern-Zentrums in Siebeneichen hinweg. Veraltete und längst nicht mehr zeitgemäße Nachtspeicheröfen, ein sanierungsbedürftiges Dach, mangelhafte Barrierefreiheit und auch beim Thema Brandschutz hinkt die Einrichtung anderen hinterher. Vieles in Siebeneichen hat – vorsichtig ausgedrückt – morbiden Charme. Bleibt die Mängelliste so, könnte im Extremfall sogar die Betriebserlaubnis entzogen werden – das wäre das Aus für die Kita. Dass in Siebeneichen spätestens in den Jahren 2018/19 etwas passieren muss, machte Doris Gensch bereits vor zwei Jahren deutlich.

Doch warum ist bislang nichts passiert? Die Stadt hoffte, mit Geldern aus dem Programm „Kinderbetreuungsausbau“ die marode Kita zu sanieren. Die rund 1,1 Millionen Euro wären in eine Komplettsanierung geflossen. Nur: Die erhofften Mittel sind schlussendlich nach Kusey gegangen, weil dort zusätzliche Kita-Plätze benötigt werden.

Trotzdem sagte Bürgermeisterin Sabine Blümel noch im August mit Blick auf die Sanierung, dass „wir das zusammen machen können, auch wenn es momentan keine Zuschüsse gibt“. Passiert ist seitdem nichts – aber auch weit davor nicht. Denn dass die Einrichtung marode und nicht energetisch ist, es an vielen Stellen Handlungsbedarf gibt, ist nicht erst seit 2016 klar. Nun aber hat sich ein vermeidbarer Investitionsstau aufgebaut.

Doris Gensch wiederum machte trotzdem Hoffnung. Denn in ihrem Wirtschaftsplan für 2019 sind 780 000 Euro für sonstige betriebliche Kosten gelistet. Darin sind 130 000 Euro für eine neue Heizungsangalge in Siebeneichen vorgesehen. „Ich muss als Träger aktiv werden“, sagte sie. Und weil die Heizung auf der Prioritätenliste ganz oben steht, könnte diese schon 2019 installiert werden. Vorausgesetzt, der Stadtrat beschließt den Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs. Zudem will sich Gensch nach weiteren Fördertöpfen umsehen, um weitere Mängel zeitnah beheben zu lassen. „Stück für Stück geht es weiter“, blickt sie voraus.

Alle Probleme in der Kinderbetreuung sind damit aber nicht gelöst. Denn beim Thema Inklusion wird es brenzlig. Doris Gensch erklärte, dass in den letzten Jahren vermehrt festzustellen sei, dass es immer mehr Anfragen für Kinder im Alter von unter sechs Jahren gebe, die Behinderungen haben, aber die vorhandenen Plätze in Salzwedel dafür bei Weitem nicht ausreichen. „Es muss was passieren – die Situation ist dramatisch!“

Auch wenn das bisher Einzelfälle seien, es wird immer mehr, mahnte Doris Gensch weiter. Anstehende Altersabgänge unter den Pädagogen und Erziehern verschärften die Situation zusätzlich. Dies werde in Schulen bereits deutlich.

Bürgermeisterin Blümel sieht hier das Land in der Pflicht: „Das Personal dafür haben wir nicht.“