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Kinderbetreuung Vom Lkw-Fahrer zur Fachkraft in der Kita

Für den Kita Eigenbetrieb Salzwedel ist Matthias Rietz aus Jeetze ein Geschenk. Der 34-Jährige ist Fachkraft für Kindertageseinrichtungen.

29.06.2018, 01:00

Salzwedel l Als Matthias Rietz (34) im Sommer 2015 seine Ausbildung begann, wusste der Jeetzer noch nicht genau, was diese am Ende eigentlich Wert sein würde. Denn 2015 startete das Land Sachsen-Anhalt das Modellprojekt Fachkraft für Kindertageseinrichtungen. Für den Kita Eigenbetrieb in Salzwedel war es eine „günstige Fügung“, blickt dessen Leiterin Doris Gensch drei Jahre später zurück. Nun gratulierte sie ihrem Auszubildenden Matthias Rietz zur Abschlussnote „Sehr gut“ und sie bot dem 34-Jährigen direkt einen Arbeitsvertrag an.

Für Rietz ist es bereits die zweite Ausbildung. Zuvor arbeitete er als Lkw-Fahrer für einen großen Entsorgungsbetrieb. Eine Sportverletzung sorgte dann aber dafür, dass er sich noch einmal beruflich umorientieren musste. „Ich konnte schon immer gut mit Kindern und stamme aus einer Großfamilie“, konnte Rietz dem Vorschlag seines Sachbearbeiters bei der Agentur für Arbeit viel gutes abgewinnen und bewarb sich direkt für das Modellprojekt. Der 34-Jährige hatte beim SV Brunau bereits eine Bambini-Fußballmannschaft betreut. „Das hat gepasst“, startete er 2015 in das nicht ganz unbekannte Berufsfeld.

So gelangte Matthias Rietz in eine Klasse an den Berufsbildenden Schulen II in Stendal. Das Altersspektrum der zehn Auszubildenden erstreckte sich dort von 17 bis 46 Jahren. „Wir hatten junge Wilde, die ab und zu mal eingebremst werden mussten. Die Jungen haben aber auch vor Energie gestrotzt, was uns Älteren geholfen hat“, erzählt Rietz vom Schulalltag. Drei Tage in der Woche, von Montag bis Mittwoch, gab es den Unterricht in Stendal. Donnerstags und freitags sowie in den Ferien arbeitete Matthias Rietz im Kinder-Eltern-Zentrum (KEZ) Siebeneichen und später auch im Hort Pedro und Janina.

Bei der staatlichen Erzieherausbildung liegt der Schwerpunkt mehr auf dem schulischen Teil. „Das ist der Vorteil an diesem Modellprojekt“, sagt Doris Gensch. „Die Auszubildenden sind viel länger in der Praxis.“ Ein Nachteil ist, dass diese Ausbildung nur in Sachsen-Anhalt anerkannt wird, Staatlich anerkannte Erzieher können sich bundesweit bewerben.

„Insgesamt ist es aber eine sehr attraktive Lösung für das Land“, betont Gensch, dass auf diesem Wege schnell etwas gegen den Fachkräftemangel unternommen werden konnte. Die Leiterin des Kita-Eigenbetriebes hofft, dass das Projekt, das 2020 auslaufen soll, weiter angeboten wird. Nach ihrer Kenntnis soll der Abschluss als Fachkraft für Kindertageseinrichtungen auch bald im Kinderförderungsgesetz eingefügt werden. „Das zeigt dann auch die Wertschätzung und gibt Sicherheit“, erklärt Gensch.

Für Matthias Rietz geht das Berufsleben im Kita-Eigenbetrieb weiter, auch wenn Doris Gensch dem Absolventen gestern mitteilte, dass er nicht mehr im KEZ Siebeneichen arbeiten werde. „Es wird eine andere Einrichtung, aber das bereichert ja nur“, gab sie dem Absolventen mit auf den Weg.

Für den Eigenbetrieb sieht die Leiterin noch gute Möglichkeiten der Nachwuchsgewinnung. „Wir machen das selbst“, sagt sie mit Blick auf Matthias Rietz. Daneben setzt sie große Hoffnungen in die Einrichtung einer Erzieherklasse zum neuen Schuljahr an den Berufsbildenden Schulen in Salzwedel: „Für die Fachkräftegewinnung ist diese Nähe für uns nicht die schlechteste Lösung.“