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Kita Siebeneichen Fluglärm in der Mittagspause

Das Salzwedeler Kinder-Eltern-Zentrum feiert 40-jähriges Bestehen. Ohne die NVA-Grenztruppen würde es die Einrichtung nicht geben.

Von Alexander Walter 24.08.2016, 02:00

Salzwedel l Anfang der 1970er Jahre auf dem Salzwedeler Fuchsberg: Während die Kinder der Kindertagesstätte „Nummer 5“ friedlich ihren Mittagsschlaf halten, durchbricht donnerndes Dröhnen die Stille. Rotorblätter durchschneiden die Luft, Laub und Sand fliegen durch die Gegend. Direkt neben dem Kindergarten-Gebäude landet ein Militär-Hubschrauber.

In der Kita „Nummer 5“ – einst Offizierskasino der Armee – ist das keine Ausnahme, sondern die Regel. Direkt neben der Einrichtung befindet sich ein Hubschrauber-Landeplatz der DDR-Grenztruppen. Und die Helikopter starten und landen bevorzugt in der Mittagspause.

Es dauert nicht lange, bis Eltern und Erzieher die Nase voll vom Krach haben und eine Idee in den Raum stellen: Könnte die Kita nicht in einen Neubau an anderer Stelle in Salzwedel ziehen?

Die Verantwortlichen haben ein Einsehen. Ein ruhigerer Ort ist schnell gefunden. 1974 beginnen die Bauarbeiten für ein neues Kindergarten-Gebäude im Wohngebiet Siebeneichen. Es ist die Geburtsstunde des heutigen Kinder-Eltern-Zentrums (KEZ). Im September 1976 feiert die Kita Eröffnung mit drei Gruppen und insgesamt 60 Kindern. Leiterin sollte bis zum Jahr 1997 Inge Schneevoigt bleiben.

Trotz des neuen Standorts beließen es die Genossen zunächst allerdings beim wenig originellen Namen „Nummer 5“, erzählt die heutige Leiterin Beate Heymann gestern Vormittag in ihrem Büro. Damals kein ungewöhnlicher Name für eine Salzwedeler Kita, auch alle anderen Einrichtungen wurden einfach durchnummeriert.

Der 60. Jahrestag der Oktoberrevolution ein Jahr später war allerdings willkommener Anlass für einen neuen Namen. Nicht durchsetzen konnte sich dabei der von der SED favorisierte Titel „60. Jahrestag der großen Oktoberrevolution“, stattdessen wurde es „Roter Oktober“. Bis zur Wende prangte dieser Schriftzug an der Einrichtung. Erst danach wurde die Kita passend zum Standort und den neuen Zeiten in „Siebeneichen“ umgetauft, erzählt Beate Heymann.

Auch in anderer Hinsicht hat das KEZ wechselvolle Zeiten hinter sich. Während dort in der DDR zu Spitzenzeiten 140 Kindergartenkinder in sieben Gruppen spielten und lernten, sanken die Zahlen nach der Wiedervereinigung rapide, bevor sie sich Ende der 1990er Jahre stabilisierten. Seit 2000 ist das KEZ eine kombinierte Tagesstätte mit aktuell 70 Kindern im Kindergarten und 20 in der Krippe. Weil die Heranwachsenden aus verschiedensten sozialen Schichten und Kulturkreisen kommen, wurde die Kita 2008 zu zu einem von nur drei Kinder-Eltern-Zentren im Altmarkkreis erkoren, 2012 erhielt die Kita vom Sozialministerium ein enstprechendes Qualitätszeugnis. Vielleicht gehört die Einrichtung auch deshalb heute zu den am stärksten nachgefragten städtischen Kitas.

Wichtig ist Leiterin Beate Heymann neben dem Profil ihrer Kita aber auch die Verwurzelung im Stadtteil. In den vergangenen 40 Jahren sei eine feste Freundschaft zwischen der Kita und den Anwohnern, vor allem dem Siedlerbund Siebeneichen, entstanden, sagt sie. „Oft bringen Nachbarn uns Gurken, Äpfel oder ausrangiertes Spielzeug. Im Gegenzug treten wir dann beim Siedlerfest oder bei Rentnerweihnachtsfeiern auf“.

Das Jubiläum wollen Erzieher, Kinder und Eltern ausgiebig feiern. Vom 29. August bis 2. September wird es eine Festwoche geben. Geplant sind unter anderem ein Ausflug in den Märchenpark, ein Gastspiel des Liedermachers Michael Günther sowie ein Tag der offenen Tür als Höhepunkt am 1. September. Nach einem offiziellen Empfang am Vormittag können sich Interessenten dabeiam Nachmittag die Räumlichkeiten der Kita anschauen.