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Klimaschutz Friday for Future: Der Ton wird rauer

Erst das Jahnygymnasium und dann die Comeniusschule: Die Aktivisten tragen den Protest mittlerweile direkt in die Salzwedeler Schulen.

Von Alexander Rekow 19.03.2020, 14:00

Salzwedel l Die Schulen sind derzeit aufgrund des Coronavirus‘ geschlossen. Noch in den letzten Tagen, als der Schulbetrieb regulär lief, gab es Aktionen der Salzwedeler Ortsgruppe von Friday for Future. Aber nicht auf den Straßen, wie sonst üblich, sondern in Schulen. Und dies sorgte für Zündstoff.

In diesem Rahmen waren die Aktivisten im Salzwedeler Jahngymnasium. Die Protestaktion mit einem großen Banner, das die Umweltaktivisten in der Schule ausrollten, sorgte für einen Eklat. „Der Schulleiter riss einem Aktivisten einen Stapel Flyer abrupt und kraftvoll aus der Hand, um die weitere Verteilung des Infomaterials zu verhindern“, beklagte Friday for Future gegenüber der Volksstimme. Außerdem sei die Polizei verständigt worden, um die Aktivisten vom Schulgelände zu holen. Dem wiederum widersprach Schulleiter Ralf Hopptstock mit Nachdruck. Der Anruf bei der Polizei sei nur vorgetäuscht worden, damit die Ortsgruppe selbstständig das Feld räumt, weil entsprechende Verweise keine Wirkung gezeigt hätten.

Unlängst später, noch während der Schulzeit und damit vor der Corona-Schließung, waren die Aktivisten erneut in einer Salzwedeler Bildungseinrichtung. Dieses Mal in der Comeniusschule. „Trotz der ernüchteren Reaktion der Schulleitung des Jahngymnasiums, setzen wir unseren Protest gegen die Klimakrise und einen Systemwandel fort“, schreibt die Friday-for-Future-Ortsgruppe der Volksstimme. Aus diesem Grund seien etwa zehn Aktivisten in die Comeniusschule gegangen, um Schüler und Lehrkräfte über die Probleme der Gegenwart und deren Dringlichkeit, diese zu lösen, zu informieren.

In diesem Zusammenhang hätten sie Plakate mit wissenschaftlichen Fakten und Forderungen im Treppenhaus und Flur der Comeniusschule aufgehängt und Flyer an die Schüler verteilt. Dabei habe es sich um das identische Material von der Aktion im Jahngymnasium gehandelt. Obendrein hätten Aktivisten zeitgleich auf dem Schulhof gesprochen und dabei „das aktuelle, kapitalistische Bildungs- und Wirtschaftssystem“ kritisiert, heißt es in dem Schreiben der Ortsgruppe weiter.

Die Rede habe die negativen Auswirkungen des Systems „auf die Erde in verständlicher Weise deutlich“ gemacht. Die Jugendlichen der Schule hätten interessiert auf das Material der Aktivisten geschaut, heißt es.

Nicht so der Hausherr der Bildungseinrichtung. „Nach wenigen Minuten forderte der Schulleiter einen Aktivisten mehrmals dazu auf, das Schulgelände zu verlassen.“ Die Ortsgruppe hätte daraufhin vermittelnd versucht einzuwirken – vergeblich. „Der Schulleiter sah dies nicht als Option und rief die örtliche Polizei.“

„Das war ein Flashmob, die sind bei uns ohne Anmeldung eingedrungen“, ärgert sich der Schuleiter der Comeniusschule, Norbert Hundt. In seiner Kritik ist er nah bei der seines Kollegen Ralf Hopptstock vom Jahngymnasium. Er habe ebenfalls von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht, die Aktivisten gebeten, das Schulgelände zu verlassen. Dies sei aber, wie im Gymnasium, ignoriert worden, so dass Norbert Hundt schlussendlich die Polizei rief.

Auf dem Weg in sein Dienstzimmer habe er sich bedrängt gefühlt. „Die haben mich verfolgt.“ Und dass Schüler Interesse am Material und den Reden der Aktivisten zeigten, ist für den Schulleiter wenig verwunderlich. „Für die Schüler ist das eine Riesenaktion.“ Aber dass sich seine Schüler in so kurzer Zeit mit den Inhalten auseinander setzten, die auf den Flyern standen, glaubt er nicht. Dafür sei die Zeitspanne zu kurz gewesen. Unterm Strich verbietet sich Norbert Hundt Aktionen wie diese in seiner Schule. Sonst könnten auch Rechtsextreme diese Plattform nutzen.

Dass die Aktion bei allen Schülern gut ankam, dementiert der Schulleiter der Comeniusschule übrigens aufs Schärfste: „Manche Schüler waren verängstigt und haben ihre Eltern anrufen. Für sie waren das Linksextremisten.“

Er selbst habe wiederum daraufhin den verunsicherten Eltern erklären müssen, dass ihre Kinder in der Schule in Sicherheit seien.

„Das ist kein Spaß mehr“, ärgert sich Comenius-Schulleiter Norbert Hundt im Gespräch mit der Volksstimme.