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Konvertit Iraner bekennt sich zum Christentum

Meysam Jalali ist in Osterwohle getauft worden. Er ist der erste Asylbewerber im Evangelischen Kirchenkreis Salzwedel, der konvertiert.

Von Anke Pelczarski 19.04.2017, 01:01

Osterwohle l Er musste in seinem Heimatland Iran immer in die Moschee gehen. Er habe Ja dazu gesagt, obwohl er nicht an den Islam geglaubt habe. Als junger Mann habe er die Moschee-Besuche verweigert. Die Polizei habe ihn gesucht, verhaftet und geschlagen. Das berichtet Benjamin aus dem Iran über seinen Landsmann Meysam Jalali während des festlichen Gottesdienstes am Ostersonntag in der Osterwohler Kirche. Dieser sei daraufhin geflohen und habe in der Türkei den ersten Kontakt zu einem Christen gehabt.

Meysam Jalali habe etwas im Kopf gefühlt, aber noch nicht im Herzen. Das sei erst später in Salzwedel gekommen, fügt Benjamin hinzu.

Von Ende Januar bis Ende März 2017 weilte der gelernte Schlosser, heute 24 Jahre jung, im stillen Kirchenasyl im Pfarrhaus Osterwohle, blickt Gemeindepädagoge Steffen Kiesner-Barth zurück. „Nach zwei Tagen hat er nach der Bibel gefragt, nach einer Woche danach, ob er getauft werden kann“, erzählt er während des Gottesdienstes von den ersten Tagen der Begegnung mit Meysam Jalalin.

Der gebürtige Iraner habe von Anfang an großes Interesse an der Kirche und am christlichen Glauben gezeigt, an vielen Veranstaltungen teilgenommen. Der Wunsch nach der christlichen Taufe wurde immer größer. „Der Zusammenhang von neuem und verwandeltem Leben wird an Ostern am besten sicht- und spürbar“, begründet Steffen Kiesner-Barth, warum gerade der Ostersonntag dafür ausgewählt wurde.

Für ihn ist der Gottesdienst auch etwas besonderes. Denn Benjamin übersetzt für den Täufling die Predigt ins Persische, damit dieser dem Inhalt folgen kann. Kleine Pausen entstehen. Doch das Experiment gelingt.

Und auch der Taufspruch, der aus dem Psalm 139 stammt, ist mit Bedacht ausgewählt. „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele“, lautet er.

Da danke jemand, dessen Leben in Bedrängnis geraten sei, merkt der Gemeindepädagoge an. Äußerlichkeiten würden bei Gott keine Rolle spielen. Vielmehr sei jeder Mensch wunderbar und einmalig gemacht. Meysam Jalali habe die Fähigkeit, Geige zu spielen. Und er habe auch eine Schwäche: das Rauchen. „Auch du bist wertvoll in den Augen Gottes, in dem Leben, das heute neu beginnt“, wendet sich Steffen Kiesner-Barth dem Täufling zu.

Der Gemeindepädagoge weist aber auch darauf hin, dass es den „perfekten Christen“ wohl nie geben werde, weil der Mensch manchmal versage und schwach werde. Er rät dem gebürtigen Iraner jedoch, möglichst oft in der Bibel zu lesen und im Glauben dazuzulernen. „Lass Jesus in deinem Herzen wohnen“, bittet Steffen Kiesner-Barth.

Der Glaube solle dem 24-Jährigen Kraft geben beim „schwierigsten Termin seines Lebens nächste Woche in Deutschland“, erklärt der Gemeindepädagoge. Dann gehe es um die Anerkennung als Flüchtling, sagt Benjamin zu den Hintergründen.

Meysam Jalali ist übrigens der erste Asylbewerber, der im Evangelischen Kirchenkreis Salzwedel getauft worden ist.