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Landwirtschaft Sterne schmücken die Hoftore

Das trockene Jahr 2018 machte den Milchviehhaltern und Rinderzüchtern zu schaffen, auch in der Region Salzwedel.

Von Anke Pelczarski 31.01.2019, 14:58

Winterfeld l „Die sehr trockenen Bedingungen hatten gravierende Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Der Sommer 2018 war eine einzige Katastrophe“, sagte Matthias Schulz, Vorsitzender des Milchkontrollvereins Salzwedel, am Mittwoch während der Versammlung in Winterfeld. Es seien zwar Brachflächen zur Futtergewinnung freigegeben worden. „Aber da wächst kein vernünftiges Futter für unsere Hochleistungskühe“, urteilte er und fügte hinzu: „Wir hoffen auf ein vernünftiges Frühjahr, sonst wird es in unserer Branche schwierig.“ Er sei froh, dass die Zahl der Mitgliedsbetriebe im Vorjahr gleich geblieben sei und hoffe, dass diese sich weiter an der Milchleistungsprüfung beteiligen und nicht aus Kostengründen darauf verzichten.

Jürgen Kersten, Vorsitzender des Kreisrinderzuchtvereines Salzwedel, verwies darauf, dass von 36 Mitgliedern zu Beginn des Jahres 2018 zum Jahresende nur noch 33 dabei gewesen seien. Höhepunkt sei die Altmärkische Tier- und Gewerbeschau in Kakerbeck gewesen, bei der viele Tiere ausgestellt gewesen seien. „Die Fleischrinderschau und der Jungzüchterwettbewerb waren ebenfalls sehr gut besucht“, sagte er.

Beim von beiden Vereinen gemeinsam organisierten Bullenball am 16. März 2019 im Salzwedeler Kulturhaus würden Vertreter von zwölf Betrieben geehrt, in denen 25 Kühe stehen, die 100 000 Liter Milch und mehr gegeben haben. „Das ist schon eine Leistung“, urteilte Jürgen Kersten.

Lothar Döring vom Landeskontrollverband Sachsen-Anhalt verwies darauf, dass die Landwirte im Vorjahr nicht nur mit der Dürre, sondern auch mit dem relativ niedrigen Milchpreis zu kämpfen gehabt hätten. Im Altmarkkreis gebe es derzeit 76 Betriebe mit 21 310 Kühen, die sich der Milchleistungsprüfung unterziehen, sowie einen Betrieb mit 110 Kühen ohne Prüfung. Damit liege die Prüfdichte bei 97,4 Prozent.

Gearbeitet werden müsse weiter an der Zellzahl, die zu hoch und somit nicht befriedigend sei. Diese werde auch in die geänderten Kriterien für die Vergabe der Hoftorschilder ab diesem Jahr mit einfließen. „Wir in Sachsen-Anhalt haben aber die sauberste Milch mit der geringsten Keimzahl“, betonte Lothar Döring beim Blick auf die Vergleichszahlen aus den anderen Bundesländern.

Kontrollinspektorin Ulrike Rieseberg nannte die Eckdaten des Milchkontrollvereins Salzwedel per 30. September 2018. In konstant 41 Mitgliedsbetrieben hätten zu diesem Zeitpunkt 12 459 Kühe gestanden, 57 weniger als vor Jahresfrist. Für das komplette Jahr gerechnet, habe jedes Tier durchschnittlich 9837 Liter Milch gegeben, 272 mehr als im Vorjahr. „Wir sind einer der wenigen Milchkontrollvereine, in dem die Durchschnittszellzahl, wenn auch gering, gesunken ist“, verkündete sie. Dennoch müsse weiter daran gearbeitet werden.

Tierarzt Ramón Rulff, Vertreter des Veterinäramtes des Altmarkkreises Salzwedel, berichtete, dass sich die Blauzungenkrankheit bei Rindern wieder in Deutschland breit gemacht habe. Im Dezember 2018 habe es Ausbrüche in Baden-Württemberg, im Januar 2019 in Rheinland-Pfalz und im Saarland gegeben. Vorbereitet sein müsse man auch auf die Afrikanische Schweinepest, die schon in vielen Ländern sowohl Wild- als auch Hausschweine befallen habe.

Akut im Altmarkkreis sei die Amerikanische Faulbrut bei Bienen, die im Bereich Klötze festgestellt wurde. Darüber hinaus gebe es im Kreis 22 meldepflichtige Tiererkrankungen, unter anderem Paratuberkulose bei Rindern, Campylobacteriose bei Rind und Geflügel sowie den Fuchsbandwurm.

Mathias Löber, Geschäftsführer der Rinderallianz, berichtete, dass im Vorjahr 118 184 Rinder vermarktet worden seien. Der Export sei unter anderem nach Usbekistan, Griechenland, Libanon und in die Türkei erfolgt. Mitarbeiter Rolf Netzband informierte, dass weibliche Kälber derzeit mit einem Alter von drei Monaten die besten Chancen auf einen Verkauf hätten. Auch die Nachfrage nach männlichen Kälbern sei wieder da.

Mathias Löber lud ein zur Bullenauktion, die am 1. März in Bismark stattfinde. Zudem sei für den 16. März ein Erfahrungsaustausch in Salzwedel geplant.

Turnusmäßig erfolgte die Neuwahl der beiden Vereinsvorstände. Während an der Spitze des Milchkontrollvereins Matthias Schulz (Gischau) und Jürgen Kersten (Eversdorf) weitermachen wollen, schied Christoph Deckert-Schulz (Mechau) aus, da er die Milchkuhhaltung aufgegeben hat. Für die Mitarbeit erklärten sich Daniela Kunkel-Predöhl aus dem Dambecker und Stefan Sültmann aus dem Boneser Agrarbetrieb bereit. Die vier wurden gewählt.

Aus dem Vorstand des Kreisrinderzuchtvereins schied Frank Pieper (Pretzier) auf eigenen Wunsch aus. Jürgen Albrecht (Kortenbeck), Ronald Jacobs (Abbendorf) und Jürgen Kersten (Eversdorf) wollen weitermachen. Dazu kommen Daniela Kunkel-Predöhl und Stefan Sültmann. Die Wahl war einstimmig.

„Kälberaufzucht – Am Anfang werden die Weichen gestellt“ hatte Anke Römer vom Institut für Tierproduktion der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern ihren Vortrag überschrieben. Sie verdeutlichte den Landwirten anhand wissenschaftlicher Studien, dass Kälber mehr Milchleistung in der ersten Laktation bringen, wenn sie so viel saufen können, wie sie wollen. Dies würde auch die Zellteilung beeinflussen, die in den ersten 40 Lebenstagen erfolge. Danach würden die Zellen nur noch wachsen. „Bis zum sechsten Lebensmonat ist ein Kilogramm Zunahme pro Tag optimal. Danach sollen die Kälber auch noch viel fressen, aber energieärmer“, schilderte Anke Römer. Sie riet den Anwesenden, die sogenannte Ad-libitum-Methode mal auszuprobieren. Nach dieser können die Kälber so viel Milch saufen, wie sie wollen. Es koste mehr, bringe aber Vorteile. Wichtig sei, das Loch am Sauger nicht zu vergrößern, da nur auf diese Weise genügend Speichel produziert werden könne.