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Mieter Wenn der Streit im Block ausartet

Ein heftiger Streit in einem Salzwedeler Mehrfamilienhaus endet mit dem Auszug einer Mietpartei. Solche Auseinandersetzungen häufen sich.

01.09.2018, 01:00

Salzwedel l Dieser Streit in Salzwedel hat sich in den vergangenen Monaten hochgeschaukelt. Zuletzt wurde gar ein Schlüsselloch verklebt, im Keller die Müllsäcke aufgerissen und der Unrat verteilt. Es stinkt im Flur. Zwei Mietparteien in einem Salzwedeler Mehrfamilienhaus kommen nicht mehr miteinander klar. Beschimpfungen gehören zur Tagesordnung. Sogar die Polizei wurde des Öfteren gerufen. Nun hält eine Seite „das Mobbing“, wie sie es selbst bezeichnet, nicht mehr aus. Die kleine Familie zieht aus.

Solche Fälle landen meistens viel zu spät bei Angela Mattke vom Mieterverein Stendal. Sprechzeiten zu Mietsachen werden am Hauptsitz in Stendal, aber auch in Salzwedel, Osterburg und Gardelegen angeboten – und sehr rege genutzt. „Es ist einfach immer mehr geworden“, berichtet die geschäftsführende Vorsitzende des Vereins. „Das, was früher eine Hausgemeinschaft war, ist heute ein Nebeneinander-Leben“, wird Mattke deutlich. Und ergänzt: „Man streitet sich eigentlich meist um Kleinigkeiten.“

„Oft geht es um Fragen der Hausordnung. Dann wird zum Beispiel keine Hausreinigung gemacht“, weiß Gudrun Bubke, die als Geschäftsführerin der Salzwedeler Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) häufig mit Mietstreitigkeiten konfrontiert wird. Ein weiterer Konfliktherd unter Mietern ist aus ihren Erfahrungen die Lautstärke in einer Wohnung, die von den Streitparteien oft sehr unterschiedlich eingestuft wird. „Da ist eine objektive Einschät-zung manchmal gar nicht so einfach“, weiß Bubke.

Als Vermieter versucht die Wobau bei Problemen zunächst Einzelgespräche mit den Kontrahenten zu führen. „Aber da hat jeder meist seine eigene Wahrheit“, erklärt Bubke, wie schwer es die Wobau hat, die Größe eines Problems einzuschätzen. Die Geschäftsführerin berichtet auch, dass bei Hausversammlungen nur selten die zerstrittenen Parteien an einen Tisch kommen.

Es gebe aber auch andere Fälle, sagt Bubke. „Da haben Mieter einfach nicht gewusst“, welche Rechte und Pflichten sie in einem Mietshaus haben. „Es ist ja nicht immer Vorsatz“, betont die Geschäftsführerin, dass in diesen Fällen die Probleme meist schnell gelöst sind.

Doch wie verhält man sich richtig, wenn es im Mehrfamilienhaus zum Streit kommt? Wenn ein normales Gespräch nicht mehr zielführend geführt werden kann? Genau dies passiert laut Angela Mattke immer regelmäßiger.

„Schreiben Sie auf, was passiert ist und wann es passiert ist“, rät die Vorsitzende des Mietervereins. „Und lassen Sie dabei die Emotionen weg“, erklärt Mattke und nennt eine Schwierigkeit dieser Unterhaltungen. Sachlich zu bleiben, ist für viele Beteiligte eine der größten Hürden. Wenn sich Streitigkeiten, Lärmbelästigung und ähnliche Probleme häufen, dann rät Mattke dazu, ein Protokoll zu führen. Es helfe nicht, den Vermieter mit jedem Einzelfall zu konfrontieren. Bei Sachbeschädigungen gelte es zudem, zunächst die Polizei zu rufen und Anzeige zu erstatten. Danach ist natürlich auch der Vermieter zu informieren.

Mit einem Protokoll könne dann eine sogenannte Mängelanzeige an den Vermieter geschickt werden, die bezeuge, „dass man in seiner Wohnqualität erheblich beeinträchtigt ist“, erklärt Angela Mattke. Allerdings dürfe der Mieter nicht erwarten, dass der Vermieter innerhalb weniger Stunden oder eines Tages helfen kann. „Setzen sie ihm eine ordentliche Frist von etwa einer Woche“, meint die Frau vom Mieterverein.

Zu guter Letzt können Gudrun Bubke und Angela Mattke nur an den gesunden Menschenverstand appellieren. „Mit einem vernünftigen Wort kann man vieles regeln. Doch viele sind hochsensibel, auf jede Kleinigkeit wird reagiert“, weiß Mattke von weiteren Streitfällen, die bereits mehrere Jahre andauern. „Und bei ständigen Streitigkeiten mit anderen Mitmietern sollte jedem Mieter bekannt sein, dass der Vermieter auch beiden Parteien wegen erheblicher Störung des Hausfriedens kündigen kann“, ergänzt Mattke. Gudrun Bubke wendet sich direkt an die Bewohner: „Machen sie sich das Leben doch nicht gegenseitig schwer.“

Wer Hilfe beim Mieterverein Stendal sucht, findet alle Kontaktdaten im Internet unter www.mieterverein-stendal.de. Die Geschäftsstelle in Stendal ist unter Telefon 03931/71 18 01 erreichbar.