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Milchviehanlage Landwirte investieren 5,7 Millionen Euro

Am 1. Juli stellen die Gesellschafter der GbR Wallstawe die neue Milchviehanlage der Öffentlichkeit vor.

Von Uta Elste 27.06.2017, 03:00

Wallstawe l An den Außenanlagen sind die Bauarbeiten noch im Gang, doch in den Ställen haben es sich die Milchkühe bereits bequem gemacht, fressen, widerkäuen, dösen oder warten auf die Geburt des nächsten Kalbes. Am 1. Juli werden sie und ihre neue Umgebung von vielen Besuchern in Augenschein genommen, wenn die neue Anlage der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll.

„So 2003 , 2004 hatten wir schon einmal über einen Neubau nachgedacht“, erinnert sich Rüdiger Neuling, in der GbR Wallstawe zuständig für die Tierproduktion. Doch dann ging es mit dem Milchpreis rapide abwärts. 2006 wurden die Überlegungen dann schon konkreter, es gab auch erste Gespräche mit der Landgesellschaft - und wieder ging es mit den Milchpreisen abwärts.

2012 stellte der Amtstierarzt ein Ultimatum: entweder neue Ställe bauen oder die Anlage schließen. Die Tierproduktion abzuschaffen war für Rüdiger Neuling keine Option. Statt dessen schloss die GbR Wall-stawe mit der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt einen Vorvertrag, und im Frühjahr 2013 begannen die Planungsarbeiten.

Bis zum Bau des neuen Stalles waren die bis dahin 500 Tiere der GbR in Wallstawe und Ellenberg untergebracht. „Wir hatten drei kleine Melkstände, die Arbeitsorganisation war alles andere als optimal“, vergleicht der geschäftsführenden Gesellschafter Fred Neuling. Nunmehr sind alle Tiere in Wallstawe untergebracht, und es sollen perspektivisch noch mehr werden. Genehmigt wurde die Anlage für 996 Tiere, am Ende werden es wohl um die 970 Tiere sein, schätzt Fred Neuling ein. Die zusätzlichen Tiere sollen vor allen in der GbR selbst geboren, zum Teil aber auch zugekauft werden.

Die wichtigen Daten des Bauvorhabens hat Rüdiger Neuling parat: Im November 2014 wurden der Antrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz, der auch die Anträge auf alle anderen Genehmigungen enthielt, eingereicht. Etwa ein Jahr später gab es grünes Licht für das Vorhaben, und am 11. Januar 2016 begannen die Bauarbeiten am Rand von Wallstawe.

In der Zwischenzeit hatte sich auch Fred Neuling entschlossen, nach seinem Studium der Agrarwissenschaften in Berlin nach Wallstawe zurückzukehren und zum 1. April 2015 in die GbR einzusteigen.

Natürlich denke man ständig darüber nach, ob man sich richtig entschieden habe, sagte er auf Nachfrage. „2013/14 lag der Milchpreis bei 40 Cent, 2016 bei 24 Cent“, vergleicht er. Aktuell liege der Preis bei 34,5 Cent, „damit sind wir nicht ganz unzufrieden“, gibt er sich vorsichtig optimistisch. Rüdiger Neuling vertraut auf seine Erfahrung. „Landwirtschaft war immer Überlebenskampf, und es geht immer weiter und gibt immer wieder etwas Neues.“

Seit Januar 2016 entstanden bei Wallstawe zwei Stalleinheiten mit Abkalbe- und Transitbereich, „sozusagen unser Wellnessbereich“, sagt Fred Neuling schmunzelnd. Dazu kommen das Außenmelker-Karussell mit Platz für 50 Tiere, 2 Güllelager, die jeweils eine Kapazität von 78 000 Kubikmetern haben, Dunglager, Mistplatte und ein neues Sozialgebäude. Die alten Ställe werden jetzt für die Jungrinder genutzt, einer davon wurde dafür komplett umgebaut. Rüdiger Neuling steuert noch weitere Daten aus der Baugeschichte bei. Die ersten Rinder zogen am 18. November vergangenen Jahres in die Boxen mit den beweglichen Absperrungen ein, der neue Melkstand wurde am 13. März dieses Jahres zum ersten Mal genutzt. Die Tiere hätten sich schnell an die neuen Gegebenheiten gewöhnt, sind sich Fred und Rüdiger Neuling einig.

Alles in allem wurden in Wallstawe 5,7 Millionen Euro investiert. Auch wenn in Ellenberg keine Kühe mehr gehalten werden, will die GbR Wallstawe die Anlage dort weiter nutzen, etwa die Silos, außerdem halte man dort zur Reserve noch ein Güllebecken vor, erläutert Fred Neuling.

In Wallstawe erhofft man sich von der Investition auch eine Leistungssteigerung, sowohl hinsichtlich der Arbeitsorganisation als auch der Milchleistungen. Herdenmanagement ist für Fred Neuling der Schlüssel zum Erfolg. Natürlich sei es mutig, einen neuen Stall zu bauen. „Aber wir haben auf den Milchpreis keinen Einfluss, also müssen wir die Kosten optimieren, damit am Ende was übrig bleibt und sich die Investition refinanziert. Aber wir sind überzeugt, dass wir das hinkriegen.“ Der neue Stall sei einerseits dem Kostendruck geschuldet, andererseits ein Startschuss für den weiteren Weg, den man noch vor sich habe.

Voraussetzung für höhere Milchleistungen seien gesunde Tiere, die älter werden und demzufolge länger Milch geben. 27 bis 30 Liter Milch pro Kuh und Tag, das sei das Ziel, so Fred Neuling weiter. Und eine Kuh, die gesund alt wird, ist für Rüdiger Neuling eine glückliche Kuh. „Das ist doch beim Menschen nichts anders“, vergleicht er und hat noch ein Kriterium für eine glückliche Kuh parat: „Das ist eine Kuh, die ich nicht kenne, weil sie weder positiv noch negativ auffällt, nicht außergewöhnlich hohe oder sehr schlechte Leistungen bringt und ständig ein Fall für den Tierarzt ist.“

Interessenten haben am 1. Juli in der Zeit von 10 bis 15 Uhr Gelegenheit, die neue Milchviehanlage in Wallstawe zu besichtigen. Jeweils um 11, 12, 13 und 14 Uhr sind Stallführungen geplant.