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Morddrohung Schock vor Simsonrennen

Veranstalter des 8. Simsonrennens bei Dessau haben die Veranstaltung kurzfristig aus Sicherheitsgründen absagen müssen.

Von Malte Schmidt 12.09.2016, 03:00

Dessau l Staub liegt am Sonnabend auf dem kleinen Acker bei Dessau in der Luft. Es sind nicht wie gewohnt die vielen Motorräder, die ihn aufwirbeln. Es ist ein Trecker, der über das Gelände heizt. Daran befestigt eine Gummimatte, auf der rund zehn Kinder sitzen, die Spaß daran haben, dass sie über den Acker und durch eine kleine Kuhle gezogen werden, die mit Wasser gefüllt ist. Sie lachen, tollen herum und freuen sich. „Die Kinder sollen trotzdem Spaß haben“, sagt Jörg Liestmann, einer der Organisatoren des 8. Simsonrennens in Dessau.

Wegen einer Morddrohung, die das Organisatorenteam am Freitagnachmittag erreicht hat, ist das Rennen abgesagt worden. „Wir haben danach zusammengesessen und wirklich lange darüber nachgedacht, ob es richtig wäre, das Rennen abzusagen“, blickt Liestmann zurück.

Um kurz vor 21 Uhr dann die öffentliche Nachricht auf ihrer Facebook-Veranstaltungsseite: „Eilmeldung: Aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse sehen wir uns gezwungen, das morgige Simsonrennnen abzusagen, da die Sicherheit nicht gewährleistet werden kann. Das ist kein Scherz.“ Natürlich hätte es laut Liestmann auch Mitglieder des Teams gegeben, die dafür gestimmt haben, dass das Rennen stattfindet. Verständlich, haben sie doch über drei Wochen alles organisisert und mit viel Herzblut und Engagement den Acker bei Dessau für das Rennen hergerichtet – vorraussichtlich das letzte Mal. „Wir spielen wirklich mit dem Gedanken, dass wir die Veranstaltung nicht ein weiteres Mal organisieren werden“, sagt Jörg Liestmann und schaut nachdenklich in Richtung der anderen Helfer.

Man merkt den Lohnern, Kleinauern und Dessauern an, wie viel ihnen die Veranstaltung bedeutet.

„Wir haben hier nie einen Gewinn erzielen wollen. Es war eine Veranstaltung, die für die Region bestimmt war, doch das Risiko, dass was passiert, ist einfach zu groß“. Bereits im vergangenen Jahr musste das Simsonrennen für fast eine Stunde unterbrochen werden. Der Grund war damals, dass ein Unbekannter beim Veranstalter anrief und erklärte, dass sich eine Bombe in einem der Benzinkanister befände. Entwarnung gab es erst, als Sprengstoffhunde nichts in oder an den Kanistern entdeckt hatten.

Wenige Tage später konnte die Polizei nach aufwendiger Ermittlung herausfinden, dass der unbekannte Täter aus einer Telefonzelle an der Friedensstraße angerufen hatte, mehr jedoch nicht, da der Anrufer nicht gefasst werden konnte. Jörg Liestmann bestätigt, dass am Freitag Anzeige gegen den unbekannten Verbrecher erstattet wurde. Die Polizei hat erklärt, dass die Ermittlungen bereits laufen.

„Wir stecken nicht den Kopf in Sand und haben daher gesagt, dass wir den Tag heute als Team verbringen, obwohl das Rennen nicht stattfindet“, sagt Jörg Liestmann am Sonnabend.

„‚Ein Dorf steht Kopf‘, war immer unser Motto“, sagt ein anderer Helfer, „da hier jeder mithilft. Sei er 10 oder 70 Jahre alt. Unseren Zusammenhalt wird niemand brechen können – das steht fest.“