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Müll-Problem Salzwedel wirkt verwahrlost

200 freiwillige Helfer befreiten im Frühjahr Salzwedel vom Müll. Nun sind Parks und Gewässer wieder voll davon. Woran liegt das?

Von Alexander Walter 27.07.2016, 03:00

Salzwedel l Es war erst im April, als mehr als 200 Helfer aus Vereinen, Kindergärten und Kirche einen ganzen Tag lang für ein schöneres Salzwedel ackerten – im Park des Friedens, an der Stadtmauer, im Perver. Von der Verwaltung logistisch unterstützt, sammelten sie Tonnen an Weggeworfenem ein, fischten Chipstüten aus Flüssen und Teichen, sammelten Pizzaverpackungen und Plastikmüll von den Rasenflächen. Nur drei Monate später sieht es mancherorts allerdings so aus, als hätte es den Einsatz nie gegeben.

Im Park des Friedens etwa liege an den Bänken bergeweise Müll und Papier, berichtet Volksstimme-Leserin Astrid Lingner. Doch nicht nur das: Die Rasenflächen seien nicht gemäht, Unkraut wuchere, die Stadtmauer bröckele vor sich hin. „Die totale Verwahrlosung“, sagt Lingner. So schlimm habe der Park noch nie ausgesehen. Die Salzwedelerin fragt: „Wie kann man etwas so Wichtiges derart verkommen lassen, unser schöner alter Park!“

Gleich am Eingang von der Reichstraße aus nimmt der Müll in unterschiedlichen Formen Besucher in Empfang und bereitet schonungslos auf das vor, was sich in den Büschen und direkt am Wasser in zehnfacher Ausführung wiederfindet: Müll, wohin man sieht. Am schlimmsten ist es unten am Fluss, an dem sich dem Betrachter ein Bild bietet, als hätte dort jemand einen Abfallcontainer ausgekippt.

Ähnliches Bild in Hoyersburg an den Stapelteichen: Ein Mülleimer am Parkplatz - ungenutzt. Stattdessen Papier, Plastik und kaputte Möbel im Gebüsch. Nicht nur der Spielplatz ist zeitweise kniehoch mit Gras bewachsen, auch das Gewässer kann nur erahnt werden. Hinter einem Dixi-Häuschen türmen sich Taschentücher und Tüten. Eichenprozessionsspinner laden ebenfalls nicht zum Verweilen ein.

Stadtmitarbeiterin Kirsten Schwerin sagt auf Anfrage der Volksstimme, sowohl im Park des Friedens als auch im Birkenwäldchen und an den Stapelteichen würden die Papierkörbe wöchentlich geleert, das Umfeld gereinigt. „Leider befindet sich in den Papierkörben ein Großteil an Hausmüll“, sagt Schwerin.

Mit Blick auf die Grünlandpflege ergänzt Stadtsprecher Andreas Köhler: Die Verwaltung sei bemüht, alle Grünanlagen zu pflegen. Angesichts begrenzter Kapazitäten sei das nicht überall sofort möglich. Er werde den Hinweis, die Rasenflächen im Park des Friedens zu mähen, aber noch einmal weitergeben, so der Stadtsprecher.

Wenig Hoffnung gibt es auf eine Sanierung von Stadtmauer und Freilichtbühne. „Aufgrund der Haushaltslage sind im Moment keine Investitionen möglich“, sagt Kirsten Schwerin.

Sicher könnte die Stadt mit höherem personellen und finanziellen Aufwand ihre Grünflächen noch häufiger pflegen und Müll noch regelmäßiger sammeln. Angesichts der Haushaltslage ist das aber unrealistisch.

Eine viel einfachere Lösung wäre ein bewussterer Umgang der Salzwedeler und ihrer Besucher mit der Stadt. Wer beim nächsten Besuch seinen Trinkbecher und die Pizzapappe in den Papierkorb statt unter die Bank wirft, erhält Salzwedels Schönheit und unterstützt zugleich die vielen Helfer, die Salzwedel in diesem Jahr noch einmal erneut vom Müll befreien wollen.