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Naturschutz Achtung: Baden verboten!

In Lübbow werden die Teiche auch durch Badegäste aus Salzwedel vermüllt. Nun soll ein massiver Zaun her.

Von Alexander Rekow 28.07.2018, 03:36

Salzwedel/Lübbow/Heiligenfelde l „Das tut mir in der Seele weh“, sagt Klaus Müller vom Naturschutzbund (Nabu). Wieder muss er einer Familie aus Salzwedel bei der Hitze erklären, dass die Lübbower Teiche keine Badegewässer sind – „die stehen unter Naturschutz.“ Bereits vor einem Jahr wandte sich der Naturschützer an die Volksstimme. In den vergangenen Jahren hatte er nämlich rund acht Tonnen Müll aus und vor dem Lübbower Gewässer per Hand aufgesammelt. Die Badegäste, so Klaus Müller, kommen aus dem Wendland und der Altmark. Das kann er an den Kennzeichen SAW und DAN ablesen. Während der Nabu-Mitarbeiter noch erläutert, kommt eine kleine Gruppe angeradelt – Schüler aus Salzwedel. Klaus Müller nimmt sich die Zeit, um den Jugendlichen zu erklären, dass der Bereich unter Naturschutz steht. Unterdessen kommt hinter ihm wieder ein Auto mit Salzwedeler Kennzeichen. „Das geht den ganzen Tag so“, sagt Müller und schätzt, dass etwa 80 bis 90 Menschen am Tag nach Lübbow zum Baden kommen. Für Tiere wie beispielsweise den Flußregenpfeifer, welcher sich auf der Roten Liste für vom Aussterben bedrohte Arten befindet, ist das ein ernstzunehmendes Problem. Schließlich lassen die Leute, gerade auch Jugendliche, ihren Müll im Naturschutzgebiet. Schnaps- und Bierflaschen, Tüten einer bekannten Imbisskette, Plastik oder gleich ein ganzer Grill.

„Die Leute sind da schmerzfrei“, sagt Matthias Erben. Seiner Baufirma gehört ein Teil der Gewässer in Heiligenfelde im Landkreis Stendal, etwa 30 Kilometer von Salzwedel entfernt. Trotz Verbotsschilder trifft auch er immer wieder Badegäste – auch aus Salzwedel. Und diese beginnen dann mit dem Eigentümer zu diskutieren anstatt zu gehen. Eine benachbarte Firma am Wasser in Heiligenfelde hat bereits einen Zaun gezogen. Matthias Erben versucht das Problem mit einem Wachdienst in den Griff zu bekommen.

„Gerade bei Kiesgruben besteht die Gefahr von abrutschenden Schichten“, warnt Frank Semisch, Sprecher des Polizeireviers in Salzwedel. Auch wisse man nie was unter dem Wasser liege oder treibe. „Die DRK Wasserwacht spricht sich grundsätzlich gegen ein Baden an unbewachten Stränden und Bereichen aus, da man hier auf eigenes Risiko badet“, heißt es von Carlhans Uhle vom Landesverband Sachsen-Anhalt. Daher empfiehlt das Deutsche Rote Kreuz, stets die Kinder im Blick zu haben, die eigenen Schwimmfähigkeiten nicht zu überschätzen und sich nicht auf Luftmatratzen abtreiben zu lassen. Immerhin müsse man auch wieder zurück.

Zudem kann das Betreten von privatem Grund eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch nach sich ziehen. Im Naturschutzgebiet zu baden, kann ein Ordnungswidrigkeitsverfahren bedeuten, heißt es aus dem Salzwedeler Polizeirevier. Das bestätigt auch der Landkreis Lüchow-Dannenberg. Da es sich aber um Privatgelände handelt, wird die Polizei aus dem Nachbarkreis erst tätig, wenn es zu einer Anzeige kommt. Trotzdem behalten die Beamten den Bereich im Rahmen ihrer Streifenfahrten im Auge, teilt der Kreis mit.

„Schlussendlich“, so David Leue vom Landkreis Lüchow-Dannenberg, „empfiehlt das Gesundheitsamt nur die offiziell freigegebenen Badegewässer oder Schwimm- und Freibäder zu nutzen.“

Klaus Müller zeigt an den Lübbower Teichen auf die Stelle, an der der Nabu einst einen Zaun aufstellte. Heute steht dort keine Absperrung mehr. „Der Zaun wurde über Ostern weggetragen“, ärgert er sich. Noch schlimmer: „den haben welche auf den Weg gezerrt und dann muss da ein Fahrzeug drüber gefahren sein“, vermutet der Naturschützer. Der Zaun ist zumindest zerstört. Der Schaden von 500 Euro bleibt beim Naturschutzbund hängen. Ein Naturfreund spendete dem Nabu daraufhin eine neue Absperrung. Zum Groll von Klaus Müller wurde diese nach nur rund einer Woche gestohlen. Nun bleibt dem Nabu-Mitarbeiter nur noch stärker aufzurüsten. „Das wollten wir eigentlich vermeiden, aber jetzt müssen wir wohl einen massiven Zaun aufstellen.“ Müller sieht bei Fragen des Naturschutzes die Politiker in der Pflicht. „Da muss dann auch Mal die Politik aktiv werden, gerade wegen des illegalen Abfalls im Naturschutzgebiet.“

Ein 17-Jähriger Salzwedeler, der anonym bleiben möchte, versteht das Problem. „Wir haben wirklich immer einen Müllsack dabei“, versichert er. Ein Absperren in Lübbow ist für ihn die falsche Lösung. „Mensch und Natur – dass geht auch im Einklang.“ Das wünscht sich auch ein Badetrupp mit Kindern aus Wustrow. Sie führen das Verbot in Lübbow auf die Jugend zurück. „Die führen sich furchtbar auf“, sagt Nicole Vonglischinski. Die Mutter habe oft beobachtet, dass gerade auch junge Salzwedeler ihren Müll in dem Naturschutzgebiet hinterlassen: „die haben einfach kein Benehmen.“