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Naturschutz Der Traum vom kompletten Band

Von der ehemaligen innerdeutschen Grenze zum geschlossenen Biotopverbund Grünes Band. Am Beispiel Hoyersburg.

Von Uta Elste 16.08.2017, 03:00

Hoyersburg l In zehn Jahren ist das Grüne Band ein geschlossener Biotopverbund, beispielgebend für Mitteleuropa und Anstoß für weitere Regionen, ebenfalls zusammenhängende Naturschutzräume zu etablieren. Die in diesen Regionen wirtschaftenden Landwirte haben sich dank der nicht mehr auf die Fläche, sondern auf die Leistung fürs Gemeinwohl ausgerichteten Finanzhilfen mit dem Grünen Band ausgesöhnt. So beschrieb Bundesumweltministerin Barbara Hendricks am Dienstag am Ende der Wanderung entlang der Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen ihre Vision der Zukunft.

Denn noch weist der Biotop-Verbund zwischen Lübeck im Norden und Hof in Bayern Lücken auf. Von insgesamt 26 Lücken befinden sich 11 mit einer Gesamtlänge von mehr als 100 Kilometern in Sachsen-Anhalt.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) stellte Barbara Hendricks zwischen Hoyersburg bei Salzwedel und dem niedersächsischen Lübbow den Stand der Dinge des Projektes Lückenschluss vor. Das Projekt wird durch das Bundesumweltministerium seit 2012 über das Programm Biologische Vielfalt gefördert.

In Sachsen-Anhalt und Thüringen konnte der BUND bislang 92 Hektar zumeist intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen erwerben und in Kooperation mit den Landwirten in naturschutzgerechte Bewirtschaftung überführen. Doch für den kompletten Lückenschluss müsse die Bundesregierung einen Fond mit 30 Millionen Euro auflegen, damit die Flächen aufgekauft werden können, so die Forderung vom Grünen-Band-Initiator Kai Frobel.

Jörg Nitsch, stellvertretender BUND-Vorsitzender, bedauerte die Veräußerung des Salzwedeler Stadtforstes, „eine der Perlen am Grünen Band“. Doch inzwischen sei man mit dem Käufer im Gespräch, um die weitere naturschutzkonforme Nutzung sicherzustellen. Nitsch verwies auf Niedersachsen, wo derzeit eine landesweite Biotopverbund-Planung erarbeitet wird, die dann wiederum in die Landschaftsrahmenplanung integriert wird.

Landrat Michael Ziche erinnerte daran, dass sich allein zehn Prozent des Grünen Bandes im Altmarkkreis befinden, was für die Region eine besondere Herausforderung darstelle. Ziche mahnte, dass die Natur die Menschen verbinden und nicht durch eine neue grüne Grenze trennen solle. Im vergangenen Jahr seien im Altmarkkreis 56 Hektar an den BUND übertragen worden, meist in Form von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Rahmen von Infrastrukturprojekten.

In Sachsen-Anhalt soll die Zukunft des Grünen Bandes die Ausweisung als Nationales Naturmonument sein, blickte Klaus Rehda, Staatssekretär im Magdeburger Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, voraus. 2600 Hektar umfasse das Grüne Band in Sachsen-Anhalt, die sich zu jeweils einem Drittel im Besitz der Stiftung Umwelt, Natur und Klimaschutz, der öffentlichen Hand und von Privatleuten befinden. 2000 Hektar seien bereits unter Schutz gestellt worden. Es stehe noch ein langer Prozess bevor, in dem die Landeigentümer mitgenommen werden müssen, so Rehda. Das Land habe sich dazu bekannt und auch Geld eingestellt.

Doch ohne Landwirtschaft geht es nicht. Henry Rötz von der Agrarerzeugergemeinschaft Pretzier, die Flächen am Grünen Band bewirtschaftet, erinnerte daran, dass die Landwirte die heutige Kulturlandschaft mit geschaffen haben. Man sei schließlich auch hier groß geworden. „Beim Grünen Band gehen wir mit.“ Schließlich habe man bereits seit Jahren Landwirtschaft unter Auflagen betrieben. „Aber es muss nicht alles unter Schutz gestellt werden“, so der Landwirt.