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Neues Angebot Die Lieblingshose repariert

Klimaschutz ganz praktisch: Interessenten haben im Ökodorf Sieben Linden bei Poppau in einem Café Kleidung repariert.

Von Anke Pelczarski 21.11.2018, 05:00

Poppau l „Wir wollen ressourcenschonend unterwegs sein. Was nicht mehr funktioniert, kann oftmals repariert werden. Manchmal bedarf es nur eines Anstoßes, dass es gelingt“, beschreibt Nicoletta Geiersbach. Die gelernte Damenmaßschneiderin ist im Re-Use-Café (übersetzt Wiederverwenden), das im Ökodorf Sieben Linden zum ersten Mal geöffnet ist, Ansprechpartnerin für die Besucher. Sie hilft, die richtige Nadel für den jeweiligen Stoff zu finden, gibt Tipps, wie die Maschine funktioniert und das Vorhaben gelingen kann. In der Selbsthilfewerkstatt können Gegenstände repariert, aber auch aus Altem Neues geschaffen werden.

„Mir geht es darum, das Interesse an einem Objekt zu wecken und dabei selbst Hand anzulegen“, beschreibt Nicoletta Geiersbach. „Ich habe meine Hose zusammengenäht“, ruft Holger Mirek und ist leicht verzweifelt. Kein Wunder, schließlich sitzt er zum ersten Mal an einer Nähmaschine. Aber für ihn ist es „die einmalige Gelegenheit, meine Lieblingshose zu reparieren“. „Ich habe sie schon sehr lange. Jetzt sind die Knie durchgescheuert. Aber mit den Flicken drauf ist sie fast wieder wie neu“, erzählt Holger Mirek. Doch wie geht es am besten, den Flicken auf den kaputten Stoff zu nähen, ohne dass das gesamte Hosenbein geschlossen ist? Die Fachfrau trennt die Naht einfach wieder auf, zeigt ihm, wie er den Stoff führen muss, damit das Malheur nicht noch einmal passiert. Holger Mirek atmet kurz durch. „Im Mantel ist das Futter kaputt. Das will ich auch noch reparieren“, blickt er schon auf eine weitere Arbeit, die er vor sich hat.

Neben ihm misst derweil Carolin Ruddigkeit Stoff aus. „Ich will ein Meditationskissen aus Stoffresten nähen“, sagt die junge Frau, die seit Längerem nicht mehr an der Maschine gesessen habe. Durch die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, habe sie die Lust gepackt, sich mal wieder auszuprobieren.

Lina Wegener mag es, in Gesellschaft zu nähen. Das Re-Use-Café bietet dazu den perfekten Rahmen. „Ich finde, das ist eine tolle Gemeinschaftsaktion“, sagt die junge Frau aus Zierau, die seit zweieinhalb Monaten ein Freiwilliges ökologisches Jahr im Ökodorf leistet und hier Erfahrungen sammeln möchte.

Selbst zu nähen berge eine hohe Ästhetik in sich, beschreibt Nicoletta Geiersbach. „Ich sehe das Angebot als gemeinsame Ideenschmiede, bei der vor allem das Miteinander-ins-Gespräch-kommen wichtig ist“, fügt sie hinzu und erzählt von zwei jungen Frauen, die am Vormittag in der Selbsthilfewerkstatt zu Gast gewesen seien. Die eine konnte gut stricken und war Näh-Lehrling, die andere beherrschte das Nähen, war aber Strick-Azubi. Sie hätten sich gegenseitig sehr geholfen, das eigene Wissen sozusagen an den anderen weitergegeben und selbst dazu gelernt. „Das fand ich richtig klasse“, lobt die Referentin für den Schneiderbereich.

Das Café an diesem Sonntag ist übrigens Teil des Projektes „KliMoReEr“, das im September im Ökodorf begonnen hat. Es beinhaltet verschiedene Angebote zu den Themen Klimaschutz, Mobilität, Re-Use-Cafés und Ernährung. Ziel soll es sein, sich ganz praktisch, aber auch etwas auf der Theorie-Schiene mit dem Klimaschutz auseinanderzusetzen. Denn nicht alles, was einmal benutzt wurde, müsse sofort entsorgt werden, erzählt Nicoletta Geiersbach.

Beim Sonntags-Café am 2. Dezember wird das dann auch ganz praktisch umgesetzt. „Wir werden Weihnachts-Deko aus Recyclingstoffen herstellen, die richtig was her machen“, verspricht sie. Da könne jeder eigene Ideen mit einbringen. Ziel des Projektes solle es sein, weniger wegzuwerfen und sich stattdessen gegenseitig zu ermutigen, durch das Wiederverwenden von Material etwas für die Umwelt zu tun.