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Neujahrsempfang Leise Töne bei brisanten Themen

Wenn der Altmarkkreis Salzwedel zum Neujahrsempfang lädt, wird es festlich. Die brisanten Themen rückten die Redner eher in den Hintergrund.

13.01.2020, 00:00

Winterfeld l Mehr als 700 Gäste hatte der Altmarkkreis zum Neujahrsempfang in die Festhalle „Rustica“ in Winterfeld eingeladen, etwas mehr als 300 Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft sowie Vereinen und Verbänden kamen schließlich. Und die Anwesenden mussten bei den Reden von Landrat Michael Ziche und Staatssekretär Rüdiger Malter schon genau hinhören, denn die brisanten Themen hatten beide eher ans Ende ihrer Vorträge gesetzt. Malter vertrat Finanzminister Michael Richter, der seine Teilnahme krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt hatte.

Der Mann aus dem Finanzministerium blieb in seiner Rede dann auch Antworten schuldig, die Landrat Michael Ziche aber an diesem Abend wohl auch nicht erwartet hatte. Zunächst hatte Malter die Weltpolitik auf der Agenda – sprang vom Iran über den Brexit zu den Bränden in Australien. Das Gemurmel im Publikum wurde immer lauter. Aufhorchen ließ der Landespolitiker mit der Aussage zu den Kliniken im Land: „Die Fallzahlen sind zu gering! Ein Problem, das die Politik in den Griff kriegen muss.“ Und das vor dem Hintergrund, dass am Freitag bekannt wurde, dass in Havelberg das Krankenhaus schließen soll.

Doch Malter und Ziche ließen im Volksstimme-Gespräch anschließend keine Zweifel daran, wie wichtig das heimische Altmark-Klinikum für die Region ist. Klar machten beide aber auch: Die wirtschaftliche Situation ist schwierig. „Die Liquidität fließt weg“, sagte Ziche und sah bei notwendigen Investitionen das Land „in der Verantwortung“. Zu den Fallzahlen (Patienten) am Altmark-Klinikum wurde aber auch Ziche nochmal deutlich: „Die sind gegenüber den Vorjahren unterdurchschnittlich.“

Der Kreischef hatte in seinem Vortrag zuvor auch die Chance genutzt, dem Landesvertreter aus dem Finanzministerium direkt die Leviten zu lesen. So verwies Ziche auf den Beschluss der Landesregierung, ab 2020 keine Mittel mehr für den kommunalen Straßenbau bereitzustellen. „Unter Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land verstehe ich etwas anderes“, ärgerte sich Ziche.

Der Landrat hatte in seiner Rede ansonsten wieder einen großen Bogen gespannt. Von der Kommunalwahl über das Drömlingsfest und den Bürgerpreis sowie die Feiern zu 30 Jahren Einheit, blickte er zurück. Hoffnungen machte Ziche beim schnellen Internet. Die Verlegung leistungsfähiger Glasfaserkabel über den Zweckverband Breitband Altmark (ZBA) können in diesem Jahr „planmäßig beginnen“.

Auch die in Kalbe sehr kritisch gesehene Änderung des ÖPNV-Liniennetzes – dort soll ein Halt wegfallen – verteidigte Ziche. „Die Schaffung einer Direktverbindung in die Landeshauptstadt und das Erreichen von Wolfsburg stellen Mehrwerte dar, die allen Bürgern zugutekommen“, betonte der Kreischef.

Zudem habe der Kreis das Thema Ärztemangel angepackt, obwohl es nicht unbedingt in seiner Zuständigkeit liege, verwies Ziche auf den vom Kreistag beschlossenen Maßnahmekatalog. Dieser sieht unter anderem Stipendien für Medizinstudenten vor, die sich im Gegenzug verpflichten, später im Altmarkkreis zu arbeiten.

Kleine Geschenke wurden während der Feierstunde auch noch verteilt. So kamen über den traditionellen Spendenaufruf zum Neujahrsempfang 11.426 Euro für die Unterstützung der Feuerwehren zusammen. Die Sparkasse Altmark West, Mitgastgeber des Abends, dachte zudem an die Kinderfeuerwehren der beiden Verbände im Altmarkkreis. Zum Abschied von Vorstand Ulrich Böther hatte der ebenfalls um Spenden gebeten. So gab es 2705 Euro pro Verband für die jüngsten Brandbekämpfer.

Musikalisch wurde der Empfang von Schülern der Kreismusikschule begleitet. So spielte das Quartett Maria Dossin, Charlotte Stachow (beide Violine), Marvin Elfert (Bratsche) und Carlos Elfert (Cello) zum Auftakt ein klassisches Stück von Johann Georg Lang. Etwas fetziger wurde es zwischenzeitlich mit der Band Headstixx, die aktuelle Popsongs parat hatten.