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Nötige Renovierung Viele Mängel im Tierheim Salzwedel

Zäune sind hin, Gehwegplatten eine Gefahr, das Welpenhaus feucht und das Katzenhaus zu klein. Die lange Mängelliste im Tierheim Salzwedel.

Von Alexander Rekow 21.10.2018, 01:01

Hoyersburg l Es ist kalt an diesem Oktobermorgen, an dem Nancy Schulz auf Stippvisite in ihrem Tierheim ist. Sie steht im Hundehaus. Das Dach besteht nur aus Wellplatten, das Objekt ist nicht gedämmt. „Wir brauchen Dämmung“, sagt sie, „und eine Heizung.“ Zwar sind die kleinen Hundehütten, in denen die Vierbeiner schlafen, beheizt. Der Rest aber nicht. Zudem fließt das tägliche Wischwasser in den Zwinger hinein, statt raus. Der Beton zeigt dadurch bereits Risse. Mit dem kommenden Winter wird die Lage vermutlich noch prekärer.

Und genau hier warten die Ausgestoßenen und Ungewollten auf ein liebevolles Zuhause. Ihre Augen sprechen Bände. Derzeit haben acht Hunde in Hoyersburg Asyl gefunden. Im Außenbereich wird es für Pfiffi und Co nicht besser. Die Maschendrahtzäune genügen nicht dem Anspruch. „Wenn die dagegen springen, haben wir Bange, ob der Zaun hält“, sagt Nancy Schulz.

Die Tierheimchefin ist längst nicht fertig mit der Mängelliste. Die Gehwegplatten sind durch Wurzeln angehoben und ausgespült. Hier besteht Stolpergefahr. Nancy Schulz hat Angst, dass die Wurzeln auch das Hundehaus beschädigen könnten. Es geht aber noch schlimmer. Andere Wege sind gar nicht erst gepflastert. Wenn es regnet, wird der Weg zur matschigen Rutschpartie. „Wir rutschen im Winter weg“, klagt sie. Auch hier besteht Handlungsbedarf. Ebenso wie im feuchten Welpenhaus, in dem die Kleinsten wohnen. Dort sind bereits Stockflecken an der Decke. Abgerundet wird die Mängelliste von der Klärgrube. Dort besteht mittlerweile Einsturzgefahr, weshalb der Bereich eingezäunt und mit einem Warnschild versehen werden musste.

Die Katzen haben mittlerweile einen neuen Zaun, das Areal samt Haus wirkt zeitgemäß. Nur ist es zu klein. „Wir können bei weitem nicht den Anfragen gerecht werden“, sagt Nancy Schulz. Einzig eine beschädigte Tür trübt dort das Bild. Geld für eine Reparatur hat die Chefin nicht. Ganze 46 Samtpfötchen fristen dort ungewollt ihr Dasein.

Damit die Tiere zeitnah in liebevolle Hände gegeben werden können, werden die Heimbesucher auch im Internet präsentiert. Wobei das nur noch auf Facebook oder in der Zeitung geschieht. „Eine Kollegin sagte mir, dass die Homepage kostenpflichtig ist“, sagt die Tierheimchefin. Seitdem ist die Seite vom Netz, das ist wenige Wochen her. „Herr Köhler (Anm. Red.: Stadtsprecher Andreas Köhler) hat uns daraufhin auf die Stadt-Homepage aufgenommen.“ Nur gibt es dort für künftige Herrchen keine Fotos von den Tieren. Facebook wiederum wird nicht von jedem genutzt. Daher hofft Nancy Schulz, dass sich Spender finden. Sie würde die Seite auch mit Leben füllen. Gleiches gilt für die genannten Bauprojekte. Denn auch ein Begegnungsgatter für Tiere und Interessenten soll für eine bessere Vermittlung entstehen – die Aufgabenliste ist lang.

Während Nancy Schulz die Aufgabenliste erläutert, brummt eine Säge im Hintergund. Die neue Quarantänestation wird gerade gebaut. Davor ist der Boden aufgerissen. Denn auch eine neue Abwasserleitung muss her.

Das Tierheim Salzwedel ist eine freiwillige Aufgabe der Stadt, wie beispielsweise auch die Förderungen von Sportvereinen oder Jugendeinrichtungen. In diesem Rahmen unterstützt die Stadt Salzwedel das Tierheim in Hoyersburg mit 56 200 Euro, teilt Andreas Köhler mit. Hinzu kommen noch 7150 Euro von der Stadt Arendsee und Spenden, erklärt Nancy Schulz. Ohne die Spenden käme das Tierheim auch nicht über die Runden. Umso erfreulicher ist es, wenn sich Altmärker mit Spenden beteiligen.

Eine von ihnen ist Kerstin Böhnsch vom gleichnamigen Friseurgeschäft aus Salzwedel. Sie hatte für das Tierheim 750 Euro als Spende im Gepäck. Das Geld stammt vom Nysmarkt-Sonnabend, erklärt sie. Am besagten Tag sammelte sie das Geld für die Haarschnitte, um es dem Tierheim zu spenden. „Das machen wir schon seit Jahren so“, sagt sie. Die Sympathie kommt nicht von irgendwo. „Mein Sohn hatte hier ein Praktikum gemacht und später in Ahlum Tierpfleger gelernt“, sagt Kerstin Böhnsch, „das ging hier leider nicht.“ Das könnte sich aber 2019 ändern, ergänzt Nancy Schulz. Dann könnten Jugendliche bei ihr die Ausbildung zum Tierpfleger machen.

So sehr sich Nancy Schulz über die 750 Euro freut, ihr Gesamtbudget reicht nicht, um die wichtigen Bauprojekte umzusetzen. Zu viel steht auf der Mängelliste. Die Personalkosten sind noch gar nicht erwähnt. Aktuell arbeiten jeweils zwei Voll- und Teilzeitkräfte in Hoyersburg. Hinzu kommen zwei FÖJ-Mitarbeiter (Freiwilliges Ökologisches Jahr) und ein Kollege über das Integrationsamt, erklärt sie.

Wie es Nancy Schulz dreht und wendet: Das Tierheim benötigt Spenden. Ob Geld, Tierfutter, Material oder Engagement. Gerade im Hinblick auf den nun nahenden Winter.