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Oldtimerteile-Markt Achtung, Leute mit „Macke“

Bereits zum neunten Mal in Folge hat in Salzwedel ein Oldtimerteile-Markt stattgefunden. Zahlreiche Menschen strömten an den Gerstedter Weg.

Von Christoph Zempel 12.02.2018, 14:00

Salzwedel l Motoren dröhnen, Staubkörner wirbeln in der Luft herum, es riecht nach Benzin. Was für die einen entsetzlicher Gestank ist, ist für die anderen der süßliche Duft ihrer „Macke". Denn so bezeichnen Oldtimer-Fans ihre große Leidenschaft oft. Die Motorrad-Kolonne, die gerade eintrifft, versprüht einen besonders intensiven Geruch und zieht obendrein viel Aufmerksamkeit auf sich.

Wie so viele an diesem milden Februartag sind sie gekommen, um den Oldtimerteile-Markt zu besuchen, den Dirk Wotapek seit neun Jahren organisiert. Fahrzeuge bestaunen, Teile suchen für den eigenen Oldtimer oder einfach
die Atmosphäre von alter Technik und begeisterten Menschen genießen – die Besucher kommen aus den unterschiedlichsten Gründen. Alle aber haben sie eines gemeinsam: ihre Leidenschaft für fossile Fahrzeuge.

So ist es auch bei Dirk Wotapek. „Schon zu DDR-Zeiten habe ich regelmäßig einem Freund geholfen, den Acker zu pflügen", erinnert er sich. Dadurch sei er regelmäßig in Kontakt mit Traktoren gekommen. Entstanden ist daraus eine regelrechte „Trecker-Macke", wie er es nennt. „Nachdem ich selbst ein Grundstück hatte, hieß es, man brauche einen Traktor dazu", erzählt er. Also legte er sich einen zu. Doch wo ein großer sei, dürfe ein kleiner nicht fehlen. Also kaufte er sich einen weiteren.

Es sollte die Geburtsstunde eines Hobbys werden, das ihn heute riesigen Aufwand kostet. Denn so einen Oldtimerteile-Markt zu organisieren, ist keine Kleinigkeit. „Da steckt  viel Arbeit hinter", sagt Dirk Wotapek. Aber es solle ja auch vernünftig ablaufen. Ohne Grund nimmt er die organisatorischen Strapazen schließlich nicht auf sich. „Bevor ich auf die Idee kam, bin ich oft deutschlandweit herumgefahren, um Ersatzteile zu finden." Ein enormer Aufwand. Also hat er Händler aus ganz Deutschland angesprochen und für seine Idee geworben, in Salzwedel einen Oldtimerteile-Markt auszurichten.

Und inzwischen  strömen die Leute tatsächlich auch aus anderen Bundesländern in die Hansestadt. Ob aus Sachsen, Berlin oder Niedersachsen gekommen – der Gerstedter Weg quillt an diesem Tag fast über vor Autos. Links und rechts stehen sie dicht aneinander gedrängt.

Die größeren Parkplätze in der Umgebung sind ohnehin längst überfüllt. Genau so hatte Dirk Wotapek es sich vorgestellt: „Ich bin sehr zufrieden." Wäre da nur nicht die Sorge um die Zukunft seiner geliebten Oldtimer. „Wir haben ein Nachwuchsproblem. Die Jugend hat kein Geld dafür. Und Oldtimer kosten eben einiges", sagt Wotapek. Andererseits gebe es auch so Verrückte, die am Essen sparen, um den eigenen Oldtimer zu unterhalten. Aber das sei nicht sein Stil, sagt Wotapek.

Derweil bahnen sich die zahlreichen Besucher ihren Weg an den Ständen entlang, erklecklich bestückt mit Oldtimer-Zubehör. Zahnräder, obsolete Helme, stapelweise alte Betriebsanleitungen und Ersatzteillisten sind zu sehen. Ein Oldtimer-Fan aus Arneburg bei Stendal freut sich besonders: Er hat gerade ein Reparaturhandbuch für seinen alten Famulus-Traktor von 1963 erstanden. „Danach habe
ich schon lange gesucht, nun bin ich endlich fündig geworden", erzählt er glücklich. Er liebt alte Technik einfach. „So wie alle, die vom Oldtimer-Virus befallen sind", sagt er grinsend.

Doch nicht alle suchen nach etwas Bestimmtem. Lothar Schmidt aus Leipzig zum Beispiel mag die Flohmarkt-Atmosphäre. „Manchmal findet man ein Schnäppchen, nach dem man gar nicht gesucht hat", sagt er und zeigt seinen neuen Ölbrenner. „Früher gab es den in manchen Werkzeugkisten. Damit kann man eine kleine Flamme erzeugen", erklärt er. Ganz nebenbei trifft er sogar Bekannte aus Leipzig vor Ort.

„Von dort kommen viele", klärt Veranstaltungsleiter Dirk Wotapek auf. Er selbst ist sogar mal mit seinem Traktor bis nach Leipzig gefahren. „Mit kleiner Panne habe ich zwölf Stunden gebraucht", erzählt er. Ein Keil, der wegflog, habe er selbst repariert. Nach zwei Stunden konnte die 260-Kilometer-Fahrt weitergehen.

Neben dem vielen Zubehör werden auch ganze Fahrzeuge angeboten. Bernd Freimann aus Rohrberg präsentiert nicht nur seinen Deutz-Traktor von 1954, sondern auch einen  blauen Wartburg von 1962. Für den hat sich auch schon ein potenzieller Käufer gefunden. „Er muss das nur noch mit seiner Frau klären", erzählt Freimann schmunzelnd.

Auch er liebt die alte Technik. Sie mit eigenen Händen aufzuarbeiten und zu zeigen, was möglich ist – darin liegt für ihn die Faszination. Und weil er Rentner ist, hat er auch die nötige Zeit dafür. Jedes Jahr kommt er hierher. Aus Platzgründen muss er nun trotzdem einige Fahrzeuge loswerden. Doch bei neuen Besitzern sind sie sicher in guten Händen. So ist das eben bei Leuten mit der „Macke".