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Peckensen KulturKirche setzt Akzente

Wie lässt sich eine Kirche erhalten? In Peckensen ist eine Lösung gefunden: Es hat sich ein Verein gegründet.

Von Anke Pelczarski 18.11.2020, 02:00

Peckensen l Ein bisschen Wortspielerei war beim Finden des Vereinsnamens schon dabei, gesteht Kassenwart Volker Sommerfeld mit einem Schmunzeln. „KulturKirche Peckensen“ ist es geworden. Ende September haben zwölf Frauen und Männer dafür unterschrieben, den Verein gründen zu wollen. Mittlerweile zählt dieser 13 Mitglieder.

Die Vorstellung, dass die Kirche, die zum Dorf gehöre und auf die er blicke, wenn er das Haus verlasse, dem Zerfall preisgegeben werden solle, „das war für mich ein krasser Gedanke“, gesteht Volker Sommerfeld. Für ihn stand vom ersten Gespräch an fest: So weit dürfe es nicht kommen. Er ist froh darüber, dass auch andere Mitstreiter dies so sehen. Und dass gemeinsam eine Variante gefunden wurde, wie das Gotteshaus weiter belebt bleiben könne.

Dabei ist die Kirche noch recht jung. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1896. Im Jahr darauf ist sie eingeweiht worden. Zum 100. Geburtstag, am 22. Juni 1997, war der Kirchturm fertig restauriert. Das ist mit einem großen Fest gefeiert worden. Auch im Inneren ist einiges passiert: Die Wände sind neu verputzt und gemalert worden, die Bänke sind aufgearbeitet. Zum Verfallenlassen viel zu schade.

Welchem Zweck könnte das Bauwerk noch dienen? Nach ausgiebigen Diskussionen steht für die Peckensener und ihre Unterstützer fest: Hier sollen Kultur und Kirche miteinander verflochten werden. Deshalb „KulturKirche“. Und der Verein sei hilfreich, um dieses Vorhaben besser umsetzen zu können. „Wir bereiten gerade das Eintragen ins Vereinsregister vor“, sagt Chris Kubaink, der erst seit gut einem Jahr in Peckensen lebt. „Ich würde es nicht schön finden, wenn hier eine Ruine steht“, schildert der junge Mann, der bereit war, im Vorstand mitzuarbeiten. Und da ein Vorsitzender fehlte, „habe ich mich durchgerungen, für diese Aufgabe zu kandidieren“, merkt er an. Er habe die Entscheidung nicht bereut, denn er bekomme viel Unterstützung nicht nur von Vorstandsmitgliedern. „Wir sind auf einem sehr guten Weg“, ist er sicher.

Doch die Corona-Pandemie mit all ihren Tücken macht den Start nicht einfach. Für Oktober war eine Theateraufführung geplant: Die Schauspielerin erkrankte kurzfristig. In diesem Monat gilt ein Veranstaltungsverbot. Doch die Vereinsmitglieder, die hoffen, dass noch weitere Interessenten mitmachen, sind beim Ideen-Sammeln. Ausstellungen, kleinere Konzerte, der Auftritt eines Chores aus einer Nachbargemeinde: Das und vieles mehr ist für die nahe Zukunft geplant. Und das in einem geheizten Gotteshaus. Die Vorarbeiten dafür laufen derzeit. „Wilfried Schulze, Kirchenältester in Peckensen und mein Stellvertreter, hat uns angeboten, dass wir mit der Abwärme seiner Biogasanlage ein paar Grad mehr ins Innere bringen können“, schildert Chris Kubaink. Wenn alles installiert sei, könne das Peckensener Gotteshaus auch als Winterkirche für die Region dienen, blickt er voraus.

Alfred Geiser, als kirchlicher Mitarbeiter derzeit im Bereich Wallstawe tätig, hat sich vom Engagement der Peckensener anstecken lassen und den Verein mitgegründet. „Dieses Gemeinsam-über-die-Sache-Nachdenken, das hat mich sehr beeindruckt“, sagt er. Zur Gründungsversammlung seien viele Leute anwesend gewesen. Die Älteren wollten nicht Mitglied werden, hätten aber zugesagt, den Verein gern zu unterstützen.

„Mit der ,KulturKirche‘ haben wir eine neue Möglichkeit, das Dorfleben aktiv aufrecht zu erhalten“, meint Volker Sommerfeld. Bislang sei vor allem die Feuerwehr, die sich ebenso wie die Dorfgemeinschaft mit einbringen wolle, der Motor gewesen. „Wir wollen hier ein bisschen Kultur direkt vor der Haustür anbieten“, fügt er hinzu. Das solle nicht nur den knapp 80 Einwohnern von Peckensen zugute kommen. Auch die Leute aus der Umgebung sollen mitgenommen werden.

„Unser gemeinsames Hauptziel ist es, die Kirche zu erhalten. Deshalb dürfen wir sie auch für die geplanten Veranstaltungen nutzen“, sagt Chris Kubaink. Er wünscht sich, dass in naher Zukunft die Premierenveranstaltung für den Verein möglich wird.