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Perverfest Perveraner haben den Hansestädtern verziehen

Mit Eröffungsabend, Andacht, Kinderprogramm, geschichtlichen Vorträgen und dem Zelttanz feierten die Perveraner ihr traditionelles Fest.

Von Jörg Schulze 22.08.2016, 12:59

Perver l Ausrichter war erstmals der Förderverein St. Georg. Für die geleistete Arbeit bedankte sich Vereinschef Roland Lahmann am Sonnabend bei allen Aktiven, Helfern und Sponsoren. Allein für die Tombola konnten 700 Preise bereit gestellt werden.

Seit 1908 gehört der Perver nunmehr zur Stadt Salzwedel. Von einer Liebesheirat konnte damals allerdings nicht die Rede sein, stellte Dr. Gerhard Ruff in seinem Vortrag zur Geschichte und den Verwaltungsstrukturen des Perver klar. Vielmehr pflegten die Salzwedeler ihre Vorurteile gegen die Vorstädter.

Das Dorf war als Dreckschleuder verschrien. Ganz von ungefähr kam dieser Vorwurf nicht. Leiteten doch die Perveraner nebst der Firma Neukranz, dem späteren Chemiewerk, fleißig Abwässer in die Jeetze. Da diese von vielen hansestädtischen Haushalten als Wasserlieferant genutzt wurde, hatte das Folgen für die Gesundheit der Bürger und der bei ihnen einquartierten Ulanen. Am Ende stellte die Armee eine klare Forderung: Klärung des Problems oder Abzug der Truppe.

Verbunden war die Vereinigung mit dem Perver jedoch auch mit finanziellen Vorteilen für Salzwedel. Schließlich regierte sich der Vorort nicht nur selbst, sondern trug sich dank vieler florierender Unternehmen auch wirtschaftlich eigenständig. „Es ging schon damals in erster Linie ums Geld“, stellte Ruff vor zahlreichen interessierten Gästen fest.

Seitdem sind fast 110 Jahre vergangen, und die Perveraner haben den Hansestädter verziehen. Somit konnte auf dem Gelände der Grundschule gemeinsam gefeiert werden. Beim Programm wirkten unter anderem die Tanzgruppe Winterfeld, die Lucky Line Stompers Fleetmark, Flyhigh von der Jeetzeschule, die Tanzgruppe Fantasie, die Perver Grundschule, die Judokas Salzwedel, der Fröhliche Tanzkreis, die Spowa und die Gruppe Taff mit. Einen artistischen Höhepunkt bot die im Perver wohnende Oksana Chernousova mit ihrer zirkusreifen Hula-Hoop-Darbietung.

Obwohl die Vereinigung mit der Stadt nun schon einige Generationen her ist, sind die Perveraner noch immer stolz auf ihre eigene Identität. So betont die heute in der Windmühlenbreite wohnende Frieda Herrmann, dass sie vor 85 Jahren in der Gardeleger Straße geboren wurde. „Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu wohnen. Es ist einfach toll hier. In unmittelbarer Nähe haben wir alles, was wir brauchen“, sagte sie.

Auch Roland Lahmann, heute Cheforganisator des Festes, erblickte noch im Perver das Licht der Welt. Darauf kann Enrico Dannies nicht verweisen. Zwar ist auch er Ur-Perveraner und lebt hier noch immer. Geboren wurde er allerdings, wie in den 1970er Jahren üblich, in der damaligen Entbindungsstation an der Goethestraße. Dannies war übrigens hauptverantwortlich für die Tombolapreise. Wofür die Einnahmen letztlich verwendet werden, entscheidet der Förderverein St. Georg, wenn die genaue Höhe feststeht.

Auf Grund der guten Beteiligung und der Unterstützung durch zahlreiche Sponsoren und Helfer zeigte sich Roland Lahmann, was die Zukunft des Perverfestes angeht, sehr optimistisch.