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Prähistoriker Todestag von Johann Friedrich Danneil

Ein berühmter Sohn der Altmark hat seinen 150. Todestag: der Salzwedeler Prähistoriker und Pädagoge Johann Friedrich Danneil.

Von Antje Mewes 20.01.2018, 00:01

Salzwedel l Was Museumsmitarbeiter Lothar Mittag an Johann Friedrich Danneil am meisten fasziniert, „ist die ungeheure Gelehrsamkeit, die er an den Tag gelegt hat.“ Der Namensgeber des Kreismuseums in Salzwedel ist Sonnabend vor 150 Jahren im Alter von 84 Jahren in der Hansestadt gestorben. Für seine wissenschaftlichen Leistungen ist er national und international bekannt. Er gilt als Mitbegründer der modernen Archäologie und hat das Dreiperiodenssystem – Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit – beruhend auf Erkenntnissen seiner Ausgrabungen entwickelt.

Kein Wunder, dass im Hörsaal der Universität Halle ein Bild von ihm hängt und die Uni für Archäologiestudenten mit besonderen Leistungen ein Danneil-Stipendium vergibt.

Seine größte Leistung für die Altmark liegt in der Erfassung von prähistorischen Grabstätten und der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Sammlung von Fundstücken, die er selbst ausgegraben hat, oder die ihm gebracht worden sind. „Er war damals in der Region der Ansprechpartner und Experte, wenn ur- und frühgeschichtliche Funde aufgetaucht sind“, berichtet der Museumsmitarbeiter.

So hat er alle zu seiner Zeit noch vorhandenen 143 Hünengräber in den damaligen Kreisen Salzwedel, Osterburg und Stendal aufgenommen und in eine Karte eingezeichnet. Heute sind davon nur 50 erhalten, erklärt Lothar Mittag. Als erster differenzierte der Forscher die Formen Großsteingräber, Kegel- beziehungsweise Hügelgräber und Flachgräber.

Auf Danneils Sammlung beruhen die schönsten und wertvollsten archäologischen Stücke, die im Museum gezeigt werden. Und das aus allen Epochen, von der Stein- bis zur Eisenzeit. Im Fokus stehen dabei oft Funde aus der Bronzezeit, wie Gewand- oder Beinfibeln aus Stappenbeck und Pretzier oder die bei Groß Schwechten gefundenen Stabdolche. Nicht selten erhält das Museum Anfragen, diese zu verleihen.

Ein weiterer Verdienst Danneils sind viele Veröffentlichungen, so in den Jahresberichten des Thüringisch-Sächsischen Vereins für das Erforschen des vaterländischen Altertums und seiner Denkmale. „Sie sind im Prinzip der Vorläufer der Jahresschriften des jetzigen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt“, erklärt Lothar Mittag

1836 gründete Danneil den Altmärkischen Verein für Vaterländische Geschichte und Industrie, der heute noch aktiv ist und damals regelmäßig die von Danneil mitgeschriebenen Berichte herausgab. Sie sind ein wichtiges Zeitzeugnis der geschichtlichen Entwicklung in der Altmark.

Für ihn sei Danneil ein Genie seiner Zeit, sagt Lothar Mittag. Denn er habe sich neben der Archäologie auf vielen weiteren Feldern betätigt. War Gymnasiumsdirektor, hat an der Chronik für Salzwedel geschrieben, ein Wörterbuch der plattdeutschen Mundart verfasst, sich volkskundlich mit Orten und Wüstungen in der Altmark beschäftigt, die Geschichte des Geschlechts derer von Schulenburg aufgearbeitet und am Codex Diplomaticus, einer Urkunden- und Chronikensammlung von Adolph Friedrich Riedel, mitgewirkt. Nicht zuletzt setzte er sich für den Erhalt der Großsteingräber ein, sammelte Geld für ihren Kauf und „animierte sogar die preußische Krone, sich zu beteiligen“, erzählt Mittag.

Noch heute erhalte das Museum Post an Professor oder Doktor Danneil, berichtet Mittag mit einem Schmunzeln. Meist sind das irgendwelche Werbeprospekte. „Aber die Post stellt sie ordnungsgemäß zu“, sagt er.