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Premiere Wenn William S. im Kloster aufersteht

William Shakespeare feiert seine Auferstehung im Kloster am Arendsee. Er sieht, was mit Romeo und Julia passiert wäre ohne Giftmord.

Von Helga Räßler 02.07.2018, 19:07

Arendsee l Bis auf den sprichwörtlich letzten Platz waren die Ränge zur Premiere von Ephraim Kishons Komödie „Es war die Lerche“ im Kloster Arendsee besetzt. Das Publikum verfolgte mit Spaß, Anteilnahme und Szenenapplaus die Aufführung des Theaters der Altmark in einer Inszenierung von Angelika Hofstetter.

Sie ließ die beiden Protagonisten aus William Shakespeares Liebesdrama Romeo und Julia - lebensnah, deftig und insgesamt köstlich gespielt von Frank Siebers und Christa Pillmann - als Ehepaar mitten in der Krise nach 14 gemeinsamen Jahren aufwachen zwischen Bergen angespülten Geschirrs und Klamottenbergen. Geplagt zudem von Geldproblemen, Langeweile und einer stark pubertierenden Tochter Lucretia. In deren Wutausbrüchen echt brillierte Nachwuchsschauspielerin Patricia Franke.

Kishon geht der Frage nach, was aus Romeo und Julia geworden wären, wenn sie nicht am Liebesleid und Gift gestorben wären. Das Thema wird amüsant und sommerlich leicht, aber mit künstlerischem Tiefgang dahinter, aufgenommen.

Und dann noch das: Mitten im Streit, einer Fast-Schon-Trennung und Julias Eifersucht wegen der skurril-perversen (Vor)Liebe Romeos für seine Wärmflasche Lisa im Jogginghosenbund steht Dramendichter William Shakespeare höchstpersönlich auf der von roten weit geöffneten Lippen dominierten Bühne.

Er - Ole Xylander als Darsteller - ist entsetzt über den Dilettantismus seines Traumliebespaares. Das seine Kreation zu einer lächerlichen Posse verkommen lässt. Und lässt sich in poesieschwangeren Wortschwällen darüber aus.

Während Romeo und Julia ihm und seinem Credo nichts abgewinnen können, fährt Lucretia voll und ganz auf ihn ab. Sie haut mit ihm ab, voller Hass und Verachtung auf ihre spießigen und dem Alltagstrott verfallenen Eltern. Voller Liebesleidenschaft für den alten Shakespeare, ihren Will, der voll für seine Luci entflammt.

Bevor sie ihren grandiosen Abgang feiern, mischt Shakespeare das Publikum auf, verstrickte gar einige Gäste auf dem Rasenhang in kleine Wortgefechte und erntetet dafür Lachen und Applaus. Der geht am Ende in rhythmisches Klatschen über und verstärkt sich zu einem grandiosen Schlussapplaus.

Ein Dank der Theatergäste und des gastgebenden Klostervereins für zwei Stunden schönste Unterhaltung mit deftiger Wortwahl, lebensnahen und für so manchen nachvollziehbaren weil bekannten Szenen sowie musikalischen Einlagen.

Zum Schluss verschmäht das Paar das Gift, versöhnt sich nach Endlos-Aussprachen in Erinnerung an den misslungenen Gift(Selbst)mord und scheint: voller Liebe.... Bis zum nächsten Mal, wenn alte Gewohnheiten wieder Macht gewinnen? Und Regisseurin Angelika Hofstetter sinniert: „Eine alte Liebe ist wie ein neues Leben: rostfrei, spülmaschinenfest und mit allen Schikanen – aber manchmal das Schönste, was einem passieren kann!“

Ephraim Kishons Komödie "Es war die Lerche" wird vom Theater der Altmark noch einmal am Freitag, Sonnabend und Sonntag, 6., 7. und 8. Juli jeweils ab 20 Uhr im Kloster Arendsee aufgeführt. Karten gibt es im Heimatmuseum unter der Telefonnummer 039384/2479 oder an der Abendkasse.