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Projektarbeit Spaß am Malen der Gruselaugen

Die Diesdorfer Hortkinder konnten sich unsichtbar fühlen. Künstlerin Rebekka Rauchhardt begleitete sie dabei.

Von Anke Pelczarski 02.04.2018, 03:00

Diesdorf l „Wir haben gemeinsam einen Zaubermantel hergestellt“, erzählt Rebekka Rauschhardt, die ein Heimatstipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt erhalten hat und bis Ende September im Freilichtmuseum Diesdorf arbeitet. Ihrem Projekt hat sie den Titel „1, 2, 3, 4 Eckstein...“ gegeben.

Der Zaubermantel, so beschreibt sie genauer, sei ein Tuch, auf das die Diesdorfer Hortkinder Teile des Fachwerks gemalt haben. „Und wenn sie den Stoff überwerfen und vor einem Haus im Freilichtmuseum stehen, dann sind sie fast nicht mehr zu sehen“, fügt die Hallenserin erklärend hinzu.

Beim Vorzeichnen habe sie festgestellt, dass die Grundschüler nicht die Balken schwarz gemalt hätten, sondern die Zwischenräume. „Da mussten sie während ihrer Ferien ganz schön überlegen, wie es richtig ist“, merkt Rebekka Rauschhardt schmunzelnd an. Im Freilichtmuseum haben die Kinder dann ausprobiert, ob es funktioniert – und seien mit dem Ergebnis durchaus zufrieden gewesen.

Doch das war nicht das einzige Kreative, das während der Stippvisite der Künstlerin im Diesdorfer Hort Wirbelwind entstanden ist. Auf einem anderen Tuch sind Grusel-Augen zu sehen. Diese haben sich die Mädchen und Jungen bei den Schmetterlingen abgeschaut. Denn Vögel hätten vor diesen Tieren Angst, wenn sie ihre Flügel öffnen und die großen Augen darauf zum Vorschein kommen, schildern die Hortkinder. „Wir haben sogar Leuchtfarbe verwendet, damit das Gruseln auch im Dunklen möglich ist“, schildert die Künstlerin, die sichtlich Spaß an der Arbeit mit dem Nachwuchs hat. „Es ist schon erstaunlich, was die Kinder für Ideen haben. Sie sind genau im richtigen Alter und leben sich aus“, merkt sie an. Deshalb habe sie auch das Spiegeln mit ihnen ausprobiert. Vor allem die Jungs sind mit Begeisterung bei der Sache und hüllen sich in Alufolie. „Bin ich noch zu sehen?“, will Lennard wissen, als er vorm Türpfosten steht. „Fast nicht mehr“, antwortet Rebekka Rauschhardt und erklärt, dass Alufolie etwas Futuristisches habe. Man fühle sich ein bisschen wie ein Alien. Das sei ein schöner Kontrast zu den altertümlichen Häusern im Freilichtmuseum.

„Das Farbenmischen hat mir am besten gefallen. Und auch das Basteln“, erzählt Torben. Finn fand die Aktion mit den Schmetterlings-Augen prima. „Die Kinder, die Lust hatten, haben mitgemacht“, erzählt die Künstlerin und bedankt sich beim Hort für die gute Kooperation. Auf diese Weise habe sie noch einige Anregungen für die Arbeit erhalten. Denn ihr Ziel sei es, Steinskulpturen zu schaffen, die im Museum einen festen Platz erhalten. Und die sich alle irgendwie mit dem Thema Verstecken beschäftigen. „Die Modelle habe ich bereits fertig“, sagt Rebekka Rauschhardt. Wert habe sie auf verschiedene Mimik ebenso gelegt wie auf Haltungen, die beim Versteckspielen gefragt sind. Im April würden wohl die Steine geliefert. Dann könne sie mit der Arbeit beginnen. „Ich hoffe doch, dass es bald wärmer wird, weil ich dann unter freiem Himmel arbeiten werden“, blickt die Künstlerin, die eigentlich Malerei und Textilgestaltung studiert hat, voraus.

Sie freut sich auf die „steinige“ Herausforderung. Ganz fremd ist ihr dieses Metier jedoch nicht. „Ich komme aus einer Bildhauerfamilie und bin damit aufgewachsen“, erzählt sie. Ihr Vater und ihr Bruder hätten sich für diese Richtung entschieden. So habe sie von Kindheit an schon eine Beziehung zu Stein gehabt und auch diesen mal behauen. „Wenn ich Aufträge bekomme, dann arbeite ich schon mal damit. So habe ich für einen Spielplatz etliche Arbeiten aus Stein gestaltet“, sagt Rebekka Rauschhardt.

Malerei sei einfacher: Wenn dort ein Pinselstrich nicht genau sitze, dann könne der Bereich übermalt werden. Das sei bei Stein anders: „Es gibt es nur eine Chance. Da muss man genau im Vorfeld überlegen, wie man diesen behaut. Sonst kann es passieren, dass ein großes Stück abbricht – was eigentlich fürs Gesamtwerk unentbehrlich wäre.“

Die Fantasie der Hortkinder ist weiterhin gefragt. „Sie werden mir bestimmt helfen, im Museum die idealen Orte zu finden, an denen meine Skulpturen nicht sofort zu sehen sind. Schließlich geht es ums Verstecken. Und da dürfen auch Erwachsene gern noch einmal zum Kind werden“, lädt Rebekka Rauschhardt ein, das Neugierig-Sein auszuleben.