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Rettungsdienst Von der schnellen Truppe

Beim Einhalten der Hilfsfrist für Rettungswagen und Notarzt liegt die Westaltmark landesweit vorn.

Von Antje Mewes 24.05.2018, 15:00

Salzwedel l In 12 Minuten muss ein Rettungswagen (RTW), in 20 Minuten der Notarzt beim Patienten sein. So schreibt es das Gesetz vor und macht gleichzeitig eine Einschränkung: in mindestens in 95 Prozent der Fälle. Dies wird in Sachsen-Anhalt nicht erreicht, wie der innenpolitische Spreches der SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt, Rüdiger Erben, kritisiert. Während es bei Notarzt-Einsätzen weitgehend gut aussieht, erreichen die Rettungswagen durchschnittlich nur in 83 Prozent der Fälle innerhalb der Frist ihren Einsatzort. Das hat eine Erhebung des Innenminsteriums ergeben, teilt Erben mit.

Der Altmarkkreis ist mit 92 Prozent, neben der Landeshauptstadt, positiver Spitzenreiter im Land. Das gute Ergebnis sieht der zuständige Kreis-Dezernet Hans Thiele als Bestätigung, die Struktur im Rettungsdienst mit einer Änderung der Bereiche den Gegebenheiten in der Westaltmark angepasst zu haben. „Wir haben alles richtig gemacht“, sagt er auf Volksstimme-Anfrage. Zumal andere Flächenlandkreise wie Stendal und Harz mit nicht einmal 70 Prozent dahingehend das Schlusslicht in Sachen-Anhalt bilden.

Der Weg dorthin war nicht leicht. Denn die Krankenkasssen, die das Ganze finanzieren, mussten zustimmen. Und die pochten auf festgelegte Zeiten, in denen ein Fahrzeug eine bestimmten Strecke absolvieren muss. Beide Seiten einigten sich darauf, ein Gutachten erstellen zu lassen und dessen Ergebnis, wie es auch ausgehen mag, anzuerkennen.

Zuvor hatte es beispielsweise im Bereich Brunau/Arendsee „weiße Flecken“ gegeben, die ein Notarzt in der vorgegebenen Frist nicht erreichen konnte. Und so war ein Gutachter ausgerüstet mit Laptop und Messgeräten im Rettungswagen einen Tag lang kreuz und quer im ganzen Kreis unterwegs, um unter realen Bedingungen herausfinden, wie lange die Fahrzeuge von ihrem jeweiligen Stützpunkt bis zu möglichen Einsatzorten brauchen. „Am Abend hatte er heftige Rückenschmerzen und das war gut so“, erinnert sich Thiele.

Beim aktuellen Zustand der Kreis-, Landes- und Gemeindestraßen und bei einem hohen Aufkommen von Schwerlastverkehr auf den Bundesstraßen nützten auch Blaulicht und Martinshorn nichts mehr. Hinzu kommt noch der zweigleisige Ausbau der Bahnlinie zwischen Salzwedel und Stendal mit zu erwartenden häufigeren Schrankenschließ- sprich Wartezeiten für die RTW. Fazit: Unter damaligen Bedingungen waren die Hilfsfristen nicht einzuhalten.

Der Kreis als Träger legte in seiner Rettungsdienst-Satzung geänderte Bereiche fest, verlegte Rettungswachen und richtete drei neue ein. Seit dem gibt es auch wieder vier Notarztstützpunkte im Kreis. „Wir sind mit der Situation sehr zufrieden und können uns derzeit nicht beklagen“, resümierte Thiele. Der medizinische Schutz der Bevölkerung habe sich erheblich verbessert. Das kostet mehr Geld, räumt er ein: „Aber die Krankenkassen haben das Ergebnis des Gutachtens akzeptiert.“

Kleinere Änderungen für einzelne Orte hätten sich aus der Erfahrung mit dem neuen System ergeben.

Übrigens habe es der Landkreis Stendal seinerzeit abgelehnt, sich an dem Gutachten zu beteiligen. Wegen Überschneidungen der Rettungsdienstbereiche beider Nachbarlandkreise hatte es Überlegungen für eine altmarkweite Überprüfung gegeben, berichtet Hans Thiele.