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Salzwedeler Haushalt Stadt rüttelt an Gemeinschaftshäusern

Salzwedel will bei den Gemeinschaftshäusern die Kosten senken. Langfristig könnte es nur noch eine Immobilie pro Altgemeinde geben.

Von Alexander Walter 15.11.2016, 00:01

Salzwedel l Offizielle Zahlen legt die Verwaltung noch nicht vor. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass viele der 19 Dorfgemeinschaftshäuser Salzwedels tiefrote Zahlen schreiben. Einige haben zuletzt gar ein Minus von weit über 10 000 Euro jährlich eingefahren. Ein Zustand, den sich das Rathaus bei der aktuellen Haushaltssituation nicht länger leisten will.

Handlungsbedarf besteht in jedem Fall. Denn in den meisten der damals noch eigenständigen Dörfer wurde nach der Wende kräftig neu gebaut oder saniert. Gleichzeitig werden die Häuser heute in einigen Orten immer seltener genutzt. Hohe Kosten und Abschreibungen stehen damit oft geringen und weiter abnehmenden Einnahmen gegenüber.

Das Rathaus hat viele Ortsbürgermeister nun schon mal über die Kosten ihrer Immobilien informiert und eine neue Richtung vorgegeben: Die Ortsbürgermeister sollen zunächst in den Ortsräten ausloten, an welchen Stellen sie in ihren Häusern sparen können.

Beispiel Henningen: Die Gemeinde hat jeweils ein Dorfgemeinschaftshaus in Henningen, Barnebeck und Rockenthin. Alle drei schreiben durchschnittlich jeweils zwischen 2000 und 3000 Euro Jahresverlust. „Einen wirtschaftlichen Betrieb kriegt man da nicht hin“, räumt Ortsbürgermeisterin Christel Schneppel ein. Schuld daran sind allerdings auch noch immer laufende Abschreibungen für die Investitionen aus der Wendezeit.

Immerhin: Bei den Nebenkosten ließe sich sparen. So könnte sich Schneppel vorstellen, die Kosten für Heizung, Strom und Wasser auf Mieter umzulegen, sagt sie. Bislang war dafür eine Pauschale von 11 Euro je Veranstaltung vorgesehen – unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch. Auch bei den Versicherungskosten für die Häuser sieht Schneppel Sparpotenzial. Einige Policen seien schon seit Jahren nicht überprüft worden.

Maßnahmen wie diese würden die Stadt entlasten. Die große Kostenbremse wären auch sie aber nicht. Und so steht im Raum, dass sich die Stadt abhängig von der Entwicklung der Haushaltslage zumindest von einem Teil ihrer Gemeinschaftshäuser trennt. Konkret wurde nach Informationen der Volksstimme diskutiert, pro Altgemeinde nur noch ein Gemeinschaftshaus vorzuhalten.

Schwierig wird die Debatte dort, wo Dorfgemeinschaftshäuser in Kombination mit dem Feuerwehrgerätehaus stehen. Brandschutz ist Pflichtaufgabe. Die Stadt könnte sich deshalb nicht ohne weiteres von solchen Gebäuden trennen. Geräte und Technik müssen mit einer Mindesttemperatur frostfrei gehalten werden. Ein Grundsockel an Nebenkosten ist damit unvermeidbar.

Chüttlitz hat so eine Immobilie. Zugleich ist das Dorf Beispiel für ein rege genutztes Dorfgemeinschaftshaus. Neben Feuerwehrausbildungen finden hier Sitzungen des Ortsrates, Bürgersprechstunden, Proben des Frauenchores und Kaffeenachmittage der Senioren statt. Ein Verkauf des Hauses kommt für Ortsbürgermeister Wolfgang Kappler dann auch nicht infrage: „Ich mache keine Bürgersprechstunde und keinen Ortschaftsrat im Rathaus, denn dann kommt keiner mehr“, sagt er auf Nachfrage.

Auch Christel Schneppel hält an den Dorfgemeinschaftshäusern in ihren Orten fest. „Wenn es andere Möglichkeiten gibt, sollte man die nutzen“, sagt sie.

Dennoch wurde in Henningen schon vor Jahren über eine Variante diskutiert, in der Bürger das Gemeinschaftshaus als Käufer oder Pächter übernehmen. Je nach Kassenlage der Stadt könnte das ein Modell auch für manch anderes Dorfgemeinschaftshaus in Salzwedel werden. Die Kostenlücke müssten dann allerdings die Bürger schließen.