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Schulgeschichte Küster unterrichtet 72 Kinder

Die Schulgeschichte in Ahlum soll aufgearbeitet werden. Interessenten erhielten Einblicke ins bislang Zusammengetragene.

Von Anke Pelczarski 12.09.2017, 16:00

Ahlum l „Im 12. Jahrhundert sind die Wenden zu Christen gemacht worden, damals von der katholischen Kirche. Im 16. Jahrhundert gab es durch die Reformation die nächste Veränderung“, berichtete Hartmut Bock aus Jübar, der sich intensiv mit Heimatgeschichte beschäftigt, im alten Ahlumer Schulhaus. Das hatte zur Folge, dass jeder Fürst seine Religion wählen konnte. „Die Untertanen mussten diese annehmen“, sagte der Referent.

Festgelegt worden sei, dass Pfarrer die Konfirmanden unterrichten und Küster die jüngeren Kinder. Es gebe Aufzeichnungen aus der hiesigen Region aus dem Jahr 1737, wonach es zu jener Zeit 21 Küster gegeben habe. Diese seien noch anderen Professionen nachgegangen, weil sie von der Tätigkeit nicht leben konnten: Unter anderem seien jeweils sieben Schneider und Leineweber, zwei Schuster und einer Buchbinder gewesen. „Drei hatten gar keine Ausbildung. So konnte der Küster aus Wallstawe weder lesen noch schreiben“, schilderte Hartmut Bock. Die Kinder seien oft nur im Winter zur Schule gegangen: Im Sommer habe sie der Bauer auf dem Acker gebraucht.

„Die Akte über die Schule in Ahlum geht um das Jahr 1830 los“, sagte der Gast. Jochen Sternagel habe sie vor dem Verschwinden im Altpapier bewahrt. Der damalige Lehrer habe einen Beschwerdebrief verfasst, in dem er um die Erweiterung der Schule durch einen Anbau gebeten habe. Die Schulkinder würden beim Schreibunterricht so nahe nebeneinander sitzen, dass sie sich berühren würden. Die kleine Stube, die ihm zugeteilt worden sei, würde für seine Familie, zu der auch seine Frau und fünf Kinder gehörten, zu eng sein. „Diese Klage wiederholt sich ständig“, stellte Hartmut Bock beim Durchblättern der Akte fest.

Im Jahr 1839 sei die Qualität des Unterrichts beurteilt worden. Dem Küster Joachim Christian Karl Wilhelm Schulz, der am 10. Oktober 1811 in Ahlum geboren sei und hier am 25. Mai 1835 angestellt wurde, sei bescheinigt worden, ein guter Schulmeister zu sein. „Das Urteil für Stöckheim fiel schlecht aus: Der dortige Küster würde zwar mit den Kindern singen, aber nicht merken, dass er falsch singe, ist überliefert“, merkte der Jübarer an.

Im Jahr 1854 seien 72 Kinder in Ahlum in drei Klassen zu unterschiedlichen Zeiten unterrichtet worden. „Das Jahresgehalt für den Lehrer betrug 110 Taler“, schilderte Hartmut Bock. Ein Teil davon sei in Naturalien wie Brot und Wurst gezahlt worden. „Wenn man bedenkt, dass ein Anzug 10 Taler gekostet hat, war das nicht viel Geld“, verglich der Heimatforscher.

Das heute noch existierende Schulhaus sei 1911 errichtet worden, wussten die Dorfbewohner. „Wir können jetzt die Dokumente, die wir schon zusammengetragen haben, hier lagern“, bedankte sich Silke Pieper für das Entgegenkommen des Rohrberger Gemeinderates. Für Sonntag hatten sich die Ahlumer eine alte Schulbank vom Heimatverein Tangeln ausgeliehen, an der Hartmut Bock gern Platz nahm.

Die Schulgeschichte in Ahlum endet übrigens 1978. „Ich gehörte damals zu den letzten Schülern“, schilderte Heiko Meyer aus Rohrberg. Von der zweiten bis vierten Klasse sei er in Ahlum unterrichtet worden. „Das hier war ein großer Raum. Und hier stand ein Kachelofen“, sagte er. Eine Schulklingel habe es nicht gegeben. „Unsere Lehrerin Heidi Finger hat uns so lange spielen lassen, wie wir wollten“, erinnerte sich der Schüler von einst. In Stöckheim habe es dann geklingelt. „Das ist die größte Umstellung für uns gewesen“, erzählte Heiko Meyer.

Die Zwischenwand sei eingebaut worden, weil es hier später eine Arztsprechstunde und eine Schwesternstation gegeben habe, ergänzte der einstige Ahlumer Bürgermeister Joachim Gose. Und auch das Gemeindebüro habe in den Räumen seine Heimstatt gehabt.

„Das ist ein weiterer Teil der Geschichte, den wir gern aufarbeiten möchten“, merkte Silke Pieper an. Entstanden sei bereits ein Buch zum 900-jährigen Bestehen von Ahlum im Jahr 2012 und eine CD vom Fest. Beides sei noch erhältlich.