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Schutzprojekt Rettung der Wiesenweihe in letzter Sekunde

Die Wiesenweihe ist eine bedrohte Greifvogelart. Gut die Hälfte des in Sachsen-Anhalt lebenden Bestandes brütet im Altmarkkreis Salzwedel.

Von Antje Mewes 21.05.2018, 03:00

Salzwedel l Es ist ein Anblick mit Seltenheitswert, wenn eine Wiesenweihe auf der Suche nach Beute über die altmärkische Landschaft gleitet. Vor allem die Männchen sind gut an ihrem grauen Gefieder und den schwarzen Enden der Schwingen zu erkennen. Der Bestand ist in den zurückliegenden Jahrzehnten extrem zurückgegangen. Er wird in Deutschland auf 400 bis 500 Paare geschätzt. Die Art wird daher auf der Roten Liste als vom Aussterben bedroht geführt und ist nach der EU-Vogelschutzrichtlinie streng geschützt.

Dass die Vögel in der westlichen Altmark mit 15 bis 20 Brutpaaren wieder häufiger anzutreffen sind, ist einem Artenschutzprojekt zu verdanken, das vor 15 Jahren ins Leben gerufen wurde. Inzwischen hat es landesweite Bedeutung erlangt. Lief es bisher lief es erfolgreich unter Regie des Naturschutzbundes, Kreisverband Salzwedel, wird es künftig der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) über die Koordinierungstelle Grünes Band betreuen. „Es freut uns, dass es jetzt gelungen ist, eine Förderung vom Land zu erhalten, so dass es für die nächsten vier Jahre fortgesetzt werden kann“, betont Dieter Leupold, Projektleiter Grünes Band beim BUND.

„Wie der Name andeutet, brütete die Greifvogelart früher bevorzugt in Feuchtwiesen“, erklärt Ornithologe René Fonger, der sich seit vielen Jahren um den Schutz der Wiesenweihen bemüht. Aufgrund eines starken Rückgangs dieses Lebensraumes, wechselte sie seit den 70er Jahren vermehrt in landwirtschaftliche Kulturen, meist ins Wintergetreide. „Dort ist sie durch Erntearbeiten gefährdet, da die meisten Jungvögel noch nicht flügge sind, wenn diese beginnen“, berichtet der Fachmann. Ziel des Projektes ist es, die Nester vor der Ernte zu finden und sie mit dem Belassen einer Restfläche zu erhalten. Um den Bruterfolg weiter zu steigern, werden Nester zusätzlich mit einem Zaun vor Raubtieren geschützt. Diese Methode habe sich in den vergangenen Jahren sehr gut bewährt, erklärt Fonger.

Die Wiesenweihe ist im gesamten Altmarkkreis verbreitet, am häufigsten jedoch entlang der Jeetzeniederung von Kunrau/Kusey bis südlich von Salzwedel, berichtet er. Das Weibchen unterscheidet sich stark vom Männchen, es trägt als Bodenbrüter ein braunes Tarnkleid und wird während der Brut von seinem Partner gefüttert. „Klassische Arbeitsteilung“, erklärt der Experte. Aufgrund dieser Lebensweise, sei schwer auszumachen, wo die Vögel brüten. Landwirte würden es erkennen, wenn etwa bei Pflanzenschutzmaßnahmen, das Weibchen plötzlich aufsteigt. Die Feldspritze bedeutet zumeist keine Gefahr für Gelege und Jungvögel, da die Weihen mitten im Getreidebestand brüten. „Wir haben bis jetzt nicht mitbekommen, dass Nester dadurch zerstört wurden oder Jungvögel Schaden genommen haben“, berichtet Fonger. Seine Bitte richtet sich an die Landwirte, auf Wiesenweihenvorkommen auf ihren Feldern zu achten. Fonger: „Aufgrund der guten Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft konnten in der Vergangenheit ein Großteil der Bruten mit dem Einrichten von Nestschutzzonen gerettet werden“. Sonst würden bis zu 80 Prozent zerstört.

Er hofft, dass er wieder viele Meldungen erhält. Die Jungvögel werden mit so genannten Farbringen ausgestattet, um sie besser wieder zuerkennen. Er hofft zudem, Tiere mit Sendern ausstatten zu können, um ihren Zug zu verfolgen. Der beginnt im August und führt die Wiesenweihen als Langstreckenzieher bis Asien und Südafrika.

Wer Sichtungen der Wiesenweihe melden möchte, kann dies telefonisch bei René Fonger unter der Nummer 0163/458  86  42 oder eine Nachricht an die Adresse wiesenweihe.lsa@web.de senden.

Allen Hobby-Ornithologen empfiehlt er das Portal http://www.ornitho.de/, dort gibt es nicht nur viel über Vogelarten und ihre Lebensräume zu erfahren, es können auch eigene Beobachtungen gemeldet werden. Sie werden an Vogelschutzwarten weitergeleitet und von Wissenschaftlern für das Bestandsmonitoring genutzt.