Schweinepest Risikofaktor Rastplatz

Nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Belgien schrillen im Veterinäramt des Altmarkkreises die Alarmglocken.

Von Antje Mewes 25.09.2018, 03:00

Salzwedel l Vertreter von vier Betrieben der deutschen Ferkelzucht und Schweinemast haben vor einigen Tagen einen Brief an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) geschickt. Zu ihnen gehört auch Jörn F. Göbert von der LFD Holding, die die Schweineanlage in Binde betreibt. In dem Schreiben kritisieren sie, dass trotz akut steigender Bedrohungslage aus ihrer Sicht keine ausreichenden Präventionsmaßnahmen zum Vermeiden einer Einschleppung der Afrikanschen Schweinepest nach Deutschland geleistet würden. Das größte Risiko bei der Verbreitung des Erregers stellt nach Meinung der Unterzeichner der Mensch dar, der aus betroffenen Ländern infizierte Lebensmittel einführt und deren Abfälle entsorgt. Deshalb fordern sie unter anderem eine umfassende Information von Saisonarbeitern, Pflegekräften sowie Touristen und Speditionsmitarbeitern aus Mittel- und Osteuropa an den Rasthöfen und Parkplätzen der wichtigen Transitstrecken. Dazu sollten auch Möglichkeiten der direkten Kommunikation mit den Beteiligten über das Internet und die sozialen Medien genutzt werden.

Auch über die Bundesstraßen im Altmarkkreis läuft Transitverkehr aus Süd- und Osteuropa. Für die Rastplätze an Bundesstraßen ist der Landesstraßenbaubetrieb (LSBB) zuständig. Die Parkplätze würden regelmäßig kontrolliert, Abfalleimer häufiger geleert und nach Möglichkeit verschlossen, erklärt Andreas Tempelhof, Sprecher des Landes-Bauministeriums. Die Maßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit dem Umwelt- und Landwirtschaftsministerium. Die Mitarbeiter seien geschult worden, dass sie Verdachtsfälle, wie Funde toter Tiere, sofort melden.

Die Verantwortlichen der Kreisverwaltung haben die Standsicherheit der Mülleimer kontrolliert und den LSBB gebeten, den Reinigungsrhythmus der Parkplätze zu verändern, erklärt Amanda Hasenfusz vom Presseteam des Altmarkkreises. Mehrsprachige Warnschilder seien beauftragt und würden demnächst aufgestellt. Dennoch gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Eine Besichtigung habe ergeben, dass alle Parkplätze an den Bundesstraßen – wenn auch in unterschiedlichem Maß – frei zugänglich für Wildschweine sind.

Um auf einen Ausbruch vorbereitet zu sein und die Prävention zu koordinieren, wurde im Frühjahr 2018 die „Arbeitsgruppe ASP“ gebildet. In ihr arbeiten Vertreter der Ressorts Veterinärwesen, Ordnung, Brand- und Katastrophenschutz, Umwelt und der unteren Jagdbehörde mit. Sie organisieren unter anderem Schulungs- und Informationsveranstaltungen für Jäger, Landwirte und Feuerwehren.

Der Kreis übernimmt seit Mitte Januar die Untersuchungsgebühren für die gesetzlich vorgeschriebene Untersuchung von erlegten Wildschweinen auf Trichinen. Damit soll ein Anreiz für eine verstärkte Bejagung des Wildschweinebestandes geschaffen werden. Experten fordern aufgrund der aktuellen Situation eine deutliche Reduzierung um bis zu 70 Prozent.

Zudem erfolgt über den Kreis die Herausgabe von Equipment zur Probenentnahme von verendet aufgefundenen Wildschweinen. Hasenfusz: „Und zwar flächendenkend an die Jagdausübungsberechtigten.“

Die Jägerschaften im Altmarkkreis seien vom Landesjagdverband über die Situation umfassend informiert worden. Viele Waidmänner hätten auch die Schulungen dahingehend besucht, erklärt Kreisjägermeister Hans Ulrich Brückner auf Nachfrage.

Aufgrund der Trockenheit, seien die Erntejagden in diesem Jahr schwierig gewesen, weil der Mais große Dürreschäden aufgewiesen habe. Dennoch werde das Schwarzwild auch weiterhin intensiv bejagt, betont er.