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Segelflieger Der erfahrene Pilot fühlt die Thermik

Mit dem Frühjahr starten auch die Flieger wieder in ihre Saison. Bei einem Seminar auf dem Flugplatz Klein Gartz gab es Tipps von Experten.

Von Oliver Becker 02.04.2019, 02:00

Salzwedel l Am 26. Mai 1992 wurde der Flugplatz, nördlich von Klein Gartz, vom Luftsportverein Salzwedel in Betrieb genommen. Erst die politische Wende 1989 hatte dieses ermöglicht. Anfangs hatten die Mitglieder noch an Wettbewerben im Streckenflug, das bedeutet eine maximale Strecke im Segelflug zurückzulegen, absolviert. Aber mittlerweile ist die Teilnahme an solchen Ereignissen etwas in den Hintergrund getreten.

Der Segelflug gilt als die Königsdisziplin des Fliegens. Es ist nicht nur das Wissen um die Flugzeugtechnik gefragt, denn ohne Fremdantrieb mittels eines Motors, muss der Pilot ein hohes Wissen um Luftströmungen und Thermik vorweisen können. Es sei ein stetes Durchhangeln von einem Aufwind zum nächsten, erklärt der Vorsitzende Olaf Löhrke während eines Demonstrationsfluges in einem Motorsegler. Diese Art eines Flugzeuges beinhaltet beide Arten der Fortbewegung in einem Fluggerät. Zum Start wird keine Winde oder Schleppflugzeug benötigt, aber es kann bei Erreichen der Flughöhe der Motor abgeschaltet werden und der Pilot segelt nur mittels der Thermik durch die Lüfte. Dabei können schon einmal Entfernungen von 300 bis 350 Kilometer zurückgelegt werden, wissen die Mitglieder des Vereins aus eigenen Erfahrungen.

Aber diese stellen keineswegs das Ende der Fahnenstange dar. Nur mittels der natürlichen Kräfte noch weitere Distanzen zurückzulegen, ist bei einem entsprechenden Wissen heutzutage keine Hürde mehr. Doch das Wie ist die große Frage, die es zu lösen gilt.

Der Zufall ergab es, dass Vereinsmitglied Thilo Bielefeld zu Tassilo Bode Kontakt aufnehmen konnte. Ein schon fast kurioser Umstand, dass beide begeisterte Hobbyflieger sind und beide ein Sanitätshaus führen.

Thilo Bielefeld in Salzwedel und Tassilo Bode in Wolfsburg. Der Wolfsburger ist seit nunmehr 30 Jahren ein begeisterter Segelflieger und nahm an internationalen Streckenflugwettbewerben erfolgreich teil. Er ist bereits auf allen Kontinenten geflogen und hat bisher an vier Weltmeisterschaften, fünf Europameisterschaften und zahlreichen deutschen Meisterschaften teilgenommen, erklärte der Vizeweltmeister von 2008.

Auch der ehemalige Lufthansa-Pilot Reinhard Schramm aus dem niedersächsischen Stadthagen liebt den Segelflugsport. Er nahm ebenfalls weltweit an Wettbewerben im In- und Ausland teil. Zweimal deutscher Meister, einmal Europameister und ein dritter Platz bei einer Weltmeisterschaft belegen sein hohes Können.

Bei den Streckenflugwettbewerben geht es in erster Linie darum, einen vorab abgesteckten Rundkurs in einer möglichst kurzen Zeit zu absolvieren. Und dieser kann schon einmal über eine Distanz von über 1000 Kilometer führen. Das ist die Entfernung Salzwedel – München hin und zurück. Und diese ist ohne Fremdhilfe, nur mittels natürlicher Kräfte, zu absolvieren. „Wir entziehen der Natur die dafür nötige Energie“, bringt es Olaf Löhrke auf den Punkt. „Das Segelfliegen erfolgt mittels Körpergefühl“, fügt Reinhard Schramm hinzu.

Der erfahrene Pilot fühlt jede Thermik und kann deren Stärke einschätzen. Die In- strumente an Bord zeigen nur an, um wie viel das Flugzeug steigt oder fällt. Wolkenbildungen sind ein beredtes Zeichen für eine gute bestehende Thermik. Aber es gibt auch die blaue Thermik, also wenn sich ein blauer Himmel über den Piloten wölbt. Dann sei es schwieriger die Aufwinde zu erwischen, so Löhrke.

Die verwendete Flugzeugtechnik ist bei Profis und Hobbyfliegern ähnlich, entscheidend sei noch immer der Mensch mit seiner Erfahrung, der hinter dem Steuerknüppel sitzt und die Seiten- und Querruder bedient. Schramm und Bode geben zahlreiche hilfreiche Hinweise und ermutigen die Mitglieder des Klein Gartzer Segelflugvereins an entsprechenden Wettkämpfen teilzunehmen und Kontakte zu anderen Vereinen zu knüpfen.

Denn selbst bei Wettbewerben bleibt es ein Teamsport. Die Piloten sind untereinander in Kontakt und geben gewonnene Erkenntnisse auch während des Wettbewerbs weiter.

Schramm und Bode gefällt die Altmark und ihre Weite. Man wolle den nun geknüpften Kontakt weiter pflegen, heißt es. Auch Olaf Löhrke zeigt sich von dem Seminar begeistert. Es habe viele neue Erkenntnisse für die Mitglieder und auch für die Gäste aus Stendal und Dessau gebracht, so seine Einschätzung.

Am Himmelfahrtstag öffnet der Verein ab 10 Uhr die Türen seiner Hangars und steht für Fragen rund um den Flugsport gern zur Verfügung. Auch Rundflüge sind dann möglich.